Sonntag, 8. April 2018

Faszinierendes Inferno




Wenn der römische Kaiser Nero einen Fotoapparat gehabt hätte, dann hätte er Rom ganz sicherlich in Brand gesteckt. Um als großer Fotograf ruhmreich in die Kunstgeschichte einzugehen. Tatsächlich ist die Brandstiftung aber wohl nur eine Verleumdung, die seine politischen Gegner ihm angehängt haben. Auf jeden Fall jedoch hatte der Kaiser eine künstlerische Ader.

Die habe ich nicht: Ich knipse nur: "Druffhalten" (wie man im Frankfurter Dialekt sagen würde) und Fotos "schießen" - als ob ich den Finger am MG hätte. 😉
Zugegeben: Belichtung, Zoom-Faktor und je nachdem auch Geschwindigkeit und ISO-Wert variiere ich dabei. Trotzdem kommen bei dieser Arbeitsweise gigantische Bildermengen in den Kasten; die müssen hinterher zeitaufwendig ausgesiebt werden. Und eine Reihe davon bearbeite ich anschließend noch; in der vorliegenden Serie insbesondere zur Verstärkung der Farbeffekte mittels Kontraststeigerung und Dunklerstellen.

Etwa tausend Bilder mögen in den vielleicht zwei Stunden zusammengekommen sein, die wir am 18.02.2018 beim Schwangauer "Funkenfeuer" verbrachten.
Davor hatten wir uns dieses Funkenfeuer bereits 2012 angeschaut. Auch darüber habe ich einen Blogpost verfasst: "Funkenfeuer-GAU in Schwangau: Die Hexe flieht (fliegt) vom Scheiterhaufen!". Weil dort "alles" über den Brauch nachzulesen ist, muss ich das hier nicht weiter vertiefen.
 
Meine damalige digitale Reiseknipse (eine Canon Powershot SX200 IS) hatte den Zoomfaktor 12 (auf 36mm Kleinbildformat bezogen etwa 9) und Weitwinkel 28 mm. Diesmal war ich mit einer Canon PowerShot SX700 HS "bewaffnet", Zoomfaktor 30 (25) und WW 24 mm.
Während ich damals noch aufpassen musste, nicht zu nah an die Flammen heranzugehen, konnte ich jetzt aus sicherem Abstand gewissermaßen in den brennenden Holzstapel hineinkriechen und die Flammenzungen festhalten:

Bis jetzt hat es gedauert, um einerseits die Bilder aufzuarbeiten und andererseits die Spuren zu beseitigen: An meinen Schuhsohlen.
Denn während ich beim ersten Mal Straßenschuhe trug, hatte ich jetzt Wanderstiefel mit Profilsohlen angezogen. Beide Male war der Boden nass (mit Temperaturen über null Grad), und diesmal verklebten sich dicke Lehmklumpen in die Sohlenprofile.
Weil es seither beständig kalt gewesen war und der Frühling erst kürzlich Einzug gehalten hat, mussten die Schuhsohlen bis vor kurzem darauf warten, draußen vor dem Haus vom Lehme befreit zu werden.

Ein kräftiger Wind verlieh den Flammenfahnen fantastische Formen.
Ganze Gebäude trägt dieses apokalyptischen Flammen-Pferd auf seinem Rücken davon:


Noahs Flammen-Arche .....


..... scheint ihre Schwingen zum Flug in die Lüfte auszubreiten:


Ein blutroter Flammendrache wird rebellisch .....

..... und kann sich doch nicht entscheiden, in welche Richtung er ziehen will:
 

 

Vielleicht himmelwärts?

 



Der Drache schlägt übermütige Kapriolen .....



..... und die Menschen in die Flucht:

Waberlohe wallt wirbelnd empor:

"Feuer, wie gleichst du dem Wasser" hätte Goethe sicherlich gedichtet - wenn er denn mein Foto gesehen hätte. Weil ihm das nicht vergönnt war, und es in Weimar wohl auch keine Funkenfeuer gab, fehlet uns Heutigen gar sehr ein "Gesang der Geister über dem Flammenmeer". So müssen wir uns mit seinem "Gesang der Geister über den Wassern" bescheiden: "Seele des Menschen, Wie gleichst du dem Wasser, Schicksal des Menschen, Wie gleichst du dem Wind!"


Vor Flammen nicht gefeit ist die Hexe .....

..... und auch nicht dieses heidnische Götterbild:

Es braust und tobt aus der magischen Holzpyramide nach oben:


  Meditation mit Hut? Kommt immer gut!

Es gibt ja so vieles zu sehen, im Flammenmeer:


 



 

Abstrakte Farb- und Formkompositionen zeichnen sich gegen den schwarzen Nachthimmel ab:



Der Wind wirft glühende Lava in die Lüfte:




  





Flammen-Nachschub kommt aus dem Inneren des Stapels .....

..... wo das Holz mehr und mehr verglüht:



 

 







When shall we firebugs meet again?
With the firewood crackling (and also no rain). 😊

 

   
ceterum censeo
Wer alle Immiggressoren der Welt in sein Land lässt, der ist nicht "weltoffen":
Der hat den A.... offen!

Textstand vom 08.04.2018

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