Mittwoch, 11. Dezember 2019

Braunschweig I: Impressionen vom Weihnachtsmarkt



Vier ganze Tage lang war ich in Braunschweig. Anreise (mit ICE) am Donnerstag, 28.11.2019, Rückfahrt (mit Bummelzügen) am Montag, 02.12.19.
Eigentlich war ich nicht als Tourist dort, sondern als Gast auf dem AfD-Bundesparteitag in der Volkswagenhalle. Was mich aber nicht davon abgehalten hat, auch Braunschweig recht intensiv zu besichtigen.

Der Parteitag fand am Samstag, 30.11. und Sonntag, 01.12.2019 statt. Bewusst bin ich einen Tag früher angereist, um mir die Stadt anzuschauen, d. h. insbesondere jene Reste der mittelalterlichen Stadt, die den Bombenhagel im 2. Weltkrieg überlebt haben.
Viel ist es nicht: Von ca. 800 Fachwerkhäusern blieben 80 stehen oder wurden wieder aufgebaut. Aber vielleicht macht gerade diese geringe Zahl die Überreste für uns umso interessanter und wertvoller.
Zumal man in Braunschweig die kluge Idee hatte, das Übriggebliebene bzw. Rekonstruierte in (fünf) "Traditionsinseln" zu gruppieren.

Schon bei der (etwas umwegigen) Busfahrt nachmittags vom Bahnhof in die Altstadt hatte ich einen positiven Eindruck von Braunschweig. Und zwar wegen der zahlreichen schönen Gründerzeitmietshäuser, die in noch recht großer Zahl (dort wurde wohl weniger heftig bombardiert) die breiten Straßen säumten. Gebäude aus dieser Zeit gibt es noch recht zahlreich in Deutschland, aber in Braunschweig erschienen sie mir irgendwie anderes, schöner als an anderen Orten.
Zum einen sind sie recht hoch; kein Vergleich mit meinem Geburtshaus in Bielefeld. Zum anderen sind sie sehr schmuck; kein Vergleich mit dem (4-stöckigen) Haus Spohrstr. 58, das wir in Frankfurt viele Jahre lang bewohnt hatten. Ohne überladen zu sein weisen die Braunschweiger Gründerzeithäuser vielfältige Ornamente, insbesondere um die Fenster herum, auf.
Und sie sind in der Regel nicht verputzt, sondern Klinkerbauten in angenehm warmen Farbtönen. Häufig in Gelb (was ich sonst von Ziegelsteinen eher seltener kenne), manchmal auch tiefrot.
In einem Wort zusammengefasst, strahlen sie Heiterkeit aus; ihr Anblick macht des Lebens Lasten leichter.

Noch am Abend meiner Ankunft in der Studentenbude, die ich (über Airbnb) als Unterkunft gemietet hatte, unternahm ich eine erste Orientierungstour, die mich schließlich in das Einkaufszentrum "Schlossarkaden" führte. Dies nur durch Zufall; vorher wusste ich gar nicht, dass es die gab. Zum Einkaufen war es zu spät, aber das wollte ich ohnehin nicht. Dagegen war es genau die richtige Uhrzeit, um in dem fast menschenleeren Bau einige Fotos der eindrucksvollen Weihnachtsdekoration zu knipsen:

 Über das Einkaufszentrum "Schlossarkaden" berichtet (mit obligatem snobistisch-antikapitalistischen Unterton) die taz in dem (2.) Artikel "Shoppen hinter feudaler Kulisse". Interessanter als die Webseite des EKZ selber ist die Seite des Betreibers ECE mit Daten zum EKZ (Größe, Kundenfrequenz usw.).

Dem (in vielerlei Formen und Materialien allgegenwärtigen) Wahrzeichen der Stadt, dem hier in Lichtgirlanden nachempfundenen Braunschweiger Löwen (Wikipedia-Eintrag), ist das alles Hekuba:

Die Schlossarkaden atmen Großzügigkeit und Weite - vor allem, wenn abends das Gewimmel des Menschengewürms weg ist:

Ich kenne nicht viele große Einkaufszentren; Beispiele in Darmstadt oder München-Pasing sind nüchterne Zweckbauten. "My Zeil" in Frankfurt a. M. ist hochelegant, aber eher beengt.
Die "Schlossarkaden" waren insoweit eine sozusagen luxuriöse Erfahrung für mich und transportieren einen Hauch von großer, weiter Welt in die Okerstadt.


Nur noch wenige Schritte waren es von dort bis zum Braunschweiger Weihnachtsmarkt:
Die Fotoaufnahmen der Stadtmarketing GmbH sind schärfer als meine; aber nur meine Bilder halten das fest, was ich dort gesehen habe:


Ich bin eigentlich kein Fan kommerzieller Weihnachtsmärkte; in Frankfurt sind wir nur sporadisch hingegangen. Aber dieser hier ist ganz, ganz anders. Teilweise liegt das an seiner verwinkelten Struktur (Plan) rund um das neugotische Rathaus (aus der Gründerzeit), die Burg (Pfalz) Dankwarderode und den Dom St. Blasii.


In magisches Schummerlicht ist die (ebenfalls in der Gründerzeit) neoromanisch rekonstruierte Burg Dankwarderode getaucht, der Palast Heinrichs des Löwen mit dem vorgelagerten Burgraben, in dem Gruppen "Flöße" mieten kann:

Ein Architekturdetail vom Burgturm .....

..... hier im größeren Zusammenhang:



Braunschweigs mächtiger romanischer Dom St. Blasii, dessen Gründung ebenfalls auf Heinrich den Löwen zurückgeht; im Vordergrund der berühmte Bronzelöwe (Kopie; Original in der Burg):

Lichterglanz auf dem Burgplatz:

Der einstigen Herzogspfalz ist eine überdachte Treppe vorgelagert:

Nicht überall wird auf den Weihnachtsmärkten Braunkohl (Grünkohl) angeboten. Mein Magen war von der Reise etwas angegriffen, so dass ich auf eine Kostprobe lieber verzichtete. Ohnehin wurde der Weihnachtsmarkt bereits gegen ca. 21.00 h geschlossen.

Auch Apfelglühwein wird man hier in Bayern eher selten angeboten; aber auch den habe ich nicht getrunken:

Freundliche Braunschweiger erklärten mir den Weg zur Bushaltestelle; hier noch ein Blick zurück auf Burgturm und Dom:

==> Teil II


ceterum censeo
Wer alle Immiggressoren der Welt in sein Land lässt, der ist nicht "weltoffen":
Der hat den A.... offen!
Textstand vom 16.11.2020

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