Donnerstag, 8. Dezember 2011

Lebkuchen-Neuschwanstein / Gingerbread-Castle

"Schloss Neuschwanstein aus 15 Kilo Teig, 30 Kilo Zucker, 120 Eiern". Unter dieser Überschrift berichtete (mit zahlreichen Bildern) die Allgäuer Zeitung (im Teil "Allgäu-Rundschau") am 08.12.2011 (also heute) über ein Projekt des Deutschkurses an der Courtland High School im Kreis (County) Spotsylvania in dem US-Bundesstaat Virginia. (Ob und ggf. in welcher Gemeinde des Kreises sie liegt, konnte ich nicht herausfinden; vielleicht gibt es dort keine administrative Unterteilung nach Gemeinden?).



Auf der Webseite der Schule ist (aktuell) unter den "News" einen kurzen Bericht über das Projekt eingestellt (darunter eine Kopie des deutschsprachigen Artikels aus der Allgäuer Zeitung):
"CHS [also Courtland High School - hier der Wikipedia-Eintrag über diese Schule] German Program recreated the world famous Neuschwanstein Castle from gingerbread (using 15 kilos of flour, 30 kilos of sugar and 120 eggs) for the 25th Annual Gingerbread House Competition at Ferry Farm; the construction received a ribbon for Exceptional Gingerbread House Construction. CHS students worked for 8 weeks (mainly in the afternoon) on the challenging structure. Several newspapers in Germany have published articles (below or go to www.all-in.de/lebkuchenschloss) about the exceptional project."

Der Zeitungsartikel wurde verfasst von der dortigen Deutsch-Lehrerin Bettina Hoeninger. In diesem pdf-Dokument "insight", anscheinend eine Zeitschrift der lokalen Schulverwaltung, findet man ein Porträtfoto von ihr, unter den "Lehrer(innen) des Jahres" ("teacher of the year").

Die Schule liegt in einer für die Geschichte der USA (American Civil War - Amerikanischer Bürgerkrieg - Sezessionskrieg) höchst bedeutsamen Gegend der USA; ganz in der Nähe befindet sich nämlich der "Fredericksburg and Spotsylvania National Military Park". Wie man dem einschlägigen Wikipedia-Artikel entnehmen kann, haben dort vier größere Schlachten im Bürgerkrieg stattgefunden.
Die ganze Gegend ist Teil der (nicht administrativ geeinten, sondern nur für statistische Zwecke usw. abgegrenzten) "Washington Metropolitan Area", liegt also in der Nähe der amerikanischen Hauptstadt Washington.

Nicht weit entfernt vom Spotsylvania County, im Stafford County im gleichen Bundesstaat, liegt die Ferry Farm, wo der amerikanische Nationalheld George Washington seine spätere Kindheit und Jugend verbracht hat. Damit ist das Gebiet gleich doppelt geschichtsträchtig: für den Sezessionskrieg unmittelbar als Kriegsschauplatz, und für den Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg (American Revolutionary War)  jedenfalls mittelbar insoweit, als dessen Führer in dieser Gegend aufgewachsen ist.)
Für uns eigentlich klar, dass dort jetzt ein Museum steht; überraschend ist eher, dass dieses erst in den Jahren nach 1996 eingerichtet wurde.

Die "George Washington Foundation" (die sowohl die Ferry Farm als auch das Anwesen von George Washingtons Schwester und Schwager, die Kenmore Plantation, betreut) veranstaltet seit einigen Jahren (in diesem Jahr zum 25. Mal) einen Wettbewerb, bei dem es um die Erstellung von Gebäuden aus Lebkuchen geht, den sog. "Annual Gingerbread House Contest". Hintergrund ist eine lokale Tradition, die auf ein Rezept von Mary Ball Washington, der Mutter von George Washington, zurückgehen soll.

Dabei wird offenbar jeweils ein Thema vorgegeben. Im Vorjahr lautete es "The Spirit of America"; die Schüler von Frau Hoening hatten damals die Independence Hall in Philadelphia aus Lebkuchen nachgebaut und damit den ersten Preis in ihrer Kategorie (Gruppenarbeit, Alter 15 - 17 Jahre) gewonnen.

In diesem Jahr lautete das ThemaThe World of Make Believe” (also etwa: Die Welt des -schönen- Scheins oder die Phantasiewelt).
Zu einem 1. Platz hat es diesmal anscheinend nicht gereicht, nur (aber immerhin doch) zu einem "ribbon for Exceptional Gingerbread House Construction" (s. o.). Das verwundert einigermaßen, wenn man die schöne Bilderserie in der Allgäuer Zeitung anschaut.
Eine direkte Vergleichsmöglichkeit zum Sieger-Lebkuchenhaus besteht leider nicht; für die entsprechende Kategorie lesen wir (meine Hervorhebungen):
"Level 9 - Group ages 15-17. [Sieger:] Massaponax High School German Program - Rapunzel. Photo not available".
Aber  selbst wenn man sich die Gewinnerarbeit der 10. Stufe (Level 10 - Group ages 18 & over) anschaut, kann die m. E. nicht mit dem Schlossnachbau mithalten.


Wie auch immer: Ich habe eine interessante Internet-Recherche in die Amerikanische Geschichte hinter mir, und Sie, falls Sie meinen zahlreichen Links folgen, wissen anschließend noch mehr darüber als ich ;-).


Nachträge 16.12.2011
Auch sonst erfreut sich das Schloss Neuschwanstein als "Gingerbread House" einer gewissen Beliebtheit in den USA:
  • "The SHS* Culinary Arts class again this year created a gingerbread masterpiece, this time modeled after the Neuschwanstein Castle, a historic castle in Germany. This castle was donated to a charity auction for the Franklin/Southampton Chapter of Habitat for Humanity" erfahren wir in dem Bericht "SHS leads the way in community service" auf der Webseite der (Lokalzeitung?) Tidewaternews vom 12.12.2009.   *SHS steht für "Southampton High School," und zwar für den Ort Southampton im amerikanischen Bundesstaat Virginia (weit südlich von Spotsylvania gelegen).
  • Ein David Diffendorfer betreibt sogar eine Webseite "Gingerbreadcities.com". Und zwar nicht zu Verkaufs- oder Werbezwecken, sondern einfach um dem Publikum seine Kreationen zu präsentieren. Über sich selbst berichtet er: "My name is David Diffendorfer and I was a pastry chef at the Benson Hotel in downtown Portland Oregon for six years. For thirty years, the Benson has erected a gingerbread display in its lobby during the holiday season. I have been creating the display for the past 12 years." Im Jahr 2006 hat auch er die Burg Neuschwanstein aus Lebkuchen (und anderen Zutaten, insbesondere Marzipan für die Außenhaut der Gebäude) modelliert und eine Galerie seiner Schöpfung ins Internet eingestellt.





Textstand vom 16.12.2011

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