Schon in dem Eingangsblott "Zur Britzer Baumblüte in Berlin" zu meiner Berlin-Serie hatte ich zu einem der Bilder notiert:
"Just um die Ecke von unserer Ferienwohnung [im Trappenfad] wurde wenige Tage vor unserer Ankunft vor der Rudower Str. 51 der junge Burak B. mit einer Schusswaffe um die Ecke gebracht und zwei weitere Personen schwer verletzt."
Natürlich interessiert es mich, aus welchem Grund der junge Mann ermordet wurde, denn polizeibekannt war er angeblich nicht, und die Familie soll gut integriert sein. Dieser Hintergrund macht einen Mord etwa im Rahmen eines Bandenkrieges zunächst unwahrscheinlich.
Die Tat ist also zumindest für die Öffentlichkeit (die Polizei weiß vielleicht mehr als sie durchsickern lässt) außerordentlich mysteriös; es wurde über einen rassistischen Anschlag spekuliert (was mir nach den Umständen extrem unwahrscheinlich erscheint), oder aber über einen Racheakt, weil der bei Frauen sehr beliebte Burak B. eine Beziehung "unschön beendet" habe.
Auf jeden Fall haben zahlreiche Menschen um das Mordopfer getrauert; an seiner Beerdigung sollen 2.000 Menschen teilgenommen haben.
Nachfolgend verlinke ich zu einigen Zeitungsberichten über den Mord. Sofern der Täter gefunden bzw. zumindest das Tatmotiv aufgeklärt wird, könnte ein rückblickender Vergleich mit der Berichterstattung interessant sein.
Zunächst aber dieses Video der Nachrichtenagentur Reuters vom 05.04.12 vom Tatort:
- "Täter flüchtig. Blutbad in Berlin-Neukölln stellt Polizei vor Rätsel" (Berliner Morgenpost 5.4.12)
- "Todesschüsse. Entsetzen über das Blutbad in Neukölln" (BZ 5.4.12)
- "Neuköllner Blutbad stellt Polizei vor Rätsel" WELT 5.4.12. Auszug: "Unterdessen legten Freunde der Opfer am Mittag Blumen vor dem Krankenhaus nieder und stellten Kerzen auf. Frauen weinten. Zeitweise war die Stimmung vor Ort sehr aufgeladen: Eine Gruppe Jugendlicher beschimpfte anwesende Pressevertreter und warf Steine.". Hm: Was soll man davon halten?
- "Blutbad in Berlin-Neukölln. Ein Mann erschießt einen 22-Jährigen auf offener Straße" RP Online 5.4.12 (der Fall hat also auch außerhalb von Berlin Aufsehen erregt)
- "Sie feierten, sie lachten – dann fielen die tödlichen Schüsse. ++ 1 Toter ++ 2 Schwerverletzte ++ Täter noch immer auf der Flucht ++" Bild 5.4.12
- "Blutbad in Berlin-Neukölln - Polizei vernimmt Zeugen" (Berliner Morgenpost 6.4.12)
- Mädchenschwarm Burak († 22). Hinrichtung auf offener Straße (Berliner Kurier 06.04.2012).
- "Stadtbild. Gefährliches Berlin?" spekuliert eine Sabine Rennefanz in der Berliner Zeitung vom 6.4.12. Dass unter 3,5 Mio. Einwohnern (vgl. Wikipedia-Eintrag) auch ein paar taube Nüsse sind, ist wohl rein statistisch zu erwarten. Insoweit glaube ich, dass der Beitrag etwas sensationalistisch, bzw. popularistisch, ist
- "Tätersuche. Blutbad in Neukölln - Polizei vernimmt Zeugen" (Berliner Kurier 6.4.12)
- "Getöteter 22-Jähriger Liebesbriefe, Blumen und eine Fahne - Trauer in Neukölln" (Tagesspiegel 6.4.12)
- "Bluttat in Neukölln. Polizei sucht dringend Zeugen" hieß es im gleichen Blatt am 07.04.12.
- "Bluttat in Berlin-Neukölln - Polizei sucht dringend Zeugen" Berliner Morgenpost 7.4.12
- "Bluttat. Neukölln-Mord: So trauert Buraks Mutter" titelte das Berliner Boulevardblatt BZ am 8.4.12.
- Gleiches Datum, gleiches Blatt: "Neukölln-Mord. Dieses Lebensglück zerstörte der Killer"
- "Blutige Schießerei in Berlin-Neukölln. Todesschütze weiter auf der Flucht" meldete die Berliner Zeitung am 09.04.12. [In jedem Urlaub lese ich die bzw. eine der örtliche(n) Zeitung(en). Nach dem Test der Berliner Morgenpost und des Tagesspiegels hatte ich mich in Berlin für die Lektüre der Berliner Zeitung entscheiden; die war mir, ohne dass ich die Gründe nennen könnte, irgendwie am sympathischsten. Auf jeden Fall hat mich am "Tagesspiegel" das riesige Format gestört.]
- "Noch immer keine Spur zum Killer von Burak († 22). Die 5 Rätsel um die Todes-Schüsse von Neukölln" titelt die Berliner Regionalausgabe der Bild-Zeitung am 09.04.12. Auszug: "Wem galten die Schüsse? Es gibt Hinweise, dass der Mörder zuerst auf Markus (17) feuerte. Dann wurden Burak und Alexandrov (16) getroffen. Zwei weitere Freunde blieben unverletzt. Ihnen sagte der Killer: „Du bist heute nicht dran. Gibt es eine Verbindung zwischen Killer und Opfern? Bisher gibt es darauf keine Hinweise. Die Jugendlichen stammen aus gutbürgerlichen Elternhäusern, gelten bei der Polizei nicht als auffällig. Es gibt keinerlei erkennbare Täter-Opfer-Vorgeschichte (Streit, Eifersucht, Geschäfte). Was war das Motiv? Völlig unklar! Fremdenfeindlichkeit wird nicht ausgeschlossen, aber auch darauf gibt es keine Hinweise."
- "Nach der Bluttat von Buckow. In die Trauer mischt sich Angst" (Tagesspiegel 9.4.12)
- "Anschlag. Trauer, Wut und keine heiße Spur" (taz 9.4.12)
- "Neukölln-Mord. Hier trauert der Vater um Burak (†22)" BZ 09.04.12
- "Blutige Schießerei in Berlin-Neukölln. 100 Polizisten durchsuchten Wohnsiedlungen" (Berliner Zeitung 10.4.12) (dazu hier eine Fotostrecke)
- "Bluttat in Buckow. Polizei: 'Wir wollen nichts übersehen' " (Tagesspiegel 11.04.12)
- In dem (für Berliner Verhältnisse flächenmäßig eher kleinen - vgl. Karte und Wikipedia-Stichwort "Berliner Bezirke" -, absolut aber immer noch recht großen) Bezirk Neukölln geht es auch sonst rund: "Kein Zusammenhang zur Bluttat in Buckow. Erneut Schießerei in Neukölln" (Tagesspiegel 12.04.12).
- "Beisetzung in der Sehitlik-Moschee. Große Trauer um Burak B." (Tagesspiegel 13.04.12; dazu hier eine Bildstrecke).
- Ebenfalls über die Beerdigung berichtete die taz am 13.04.12 unter "Trauer in Neukölln. Letztes Geleit für Burak B.".
- "Freunde schwören Rache. Polizei jagt den Mörder von Burak" (Berliner Kurier, ebenfalls 13.04.)
- Der Artikel "Mordopfer Burak B. unter großer Anteilnahme beigesetzt" in der Berliner Morgenpost vom 13.4.12 ist nur noch für Abonnenten zugänglich (was ich als Nicht-Abonnent angesichts der großen Zahl der zugänglichen Berichte anderer Berliner Zeitungen durchaus verschmerzen kann).
- "Rechter Mord in Neukölln? Nach zwei gewaltsamen Todesfällen in Neukölln gibt es viele Spekulationen und Kritik an der Polizei" titelte Telepolis (Heise online) am gleichen Tag. Ich halte derartige Spekulationen für derart aus der Luft gegriffen dass ich mich frage, welche Interessen den (politisch offenkundig links stehenden) Gerüchtekoch Peter Nowak motivieren, solche Vermutungen zu streuen.
- Selbst die Stuttgarter Zeitung berichtete (am 14.04.12): "Trauerfeier in Berlin. Weshalb Burak B. erschossen wurde, ist ein Rätsel".
- Die sogenannten Antifaschisten, also im wesentlichen die Linken, saugen ihren politischen Honig aus der Bluttat: "900 Menschen protestieren gegen Neuköllner Neonazistrukturen heißt es auf der Webseite "Antifa-Berlin" am 21.04.12.
- "Berlin-Neukölln. 67 Hinweise zum Mörder des Burak B." meldet die Berliner Zeitung am 24.04.12. Substantielle Hinweise waren aber wohl nicht darunter, denn bislang ist der Mörder noch immer nicht gefasst.
- "Trauermarsch. Berliner beten in Neukölln für erschossenen Burak B." erfahren wir in dem (momentan noch frei zugänglichen) Bericht der Berliner Morgenpost (MoPo) vom 28.04.12.
- Auch die BZ berichtete am 28.04.12 über diesen Marsch: "Trauermarsch. 200 bei Gedenkdemo für Burak B. (†22)" .
- "Kriminalität. Todesschüsse in Berlin-Neukölln: 15.000 Euro Belohnung für Hinweise" ist eine Kurznachricht in der WELT vom 02.05.12, der wir zumindest entnehmen, dass der Täter noch nicht identifiziert wurde.
- "Mordopfer. Buraks (†22) Freunde sammeln Spenden" (um die von der Polizei ausgelobte Belohnung für die Ergreifung des Mörders zu erhöhen) (BZ 2.5.12).
- Auch in dem WELT-Interview " 'Die Polizei ist kein Reparaturbetrieb der Gesellschaft' " mit dem Berliner Innensenator Frank Henkel vom 03.05.12 wird dieser Mordfall berührt.
- Z. B. bei Politopia
- oder bei PoliticallyIncorrect (PI). Die dortige Debatte ist streckenweise allerdings derart übel dass ich mich frage, ob das wirklich nur normale Mitbürger sind, die da debattieren, oder ob sich nicht dort - für wessen Interessen auch immer - Agents Provocateurs eingeschaltet haben?
Der heutige Artikel "Nach der Bluttat in Neukölln 'Wir ruhen nicht, bis der Täter gefunden ist'
v fasst die Fakten noch einmal zusammen und informiert darüber, dass der Mord noch immer nicht aufgeklärt werden konnte.
Nachträge 17.07.2012
Aktuell (12.07.) berichtet die ZEIT ausführlich über den Mord und die bislang ergebnislosen Ermittlungen der Berliner Kriminalpolizei: "Mordfall Die letzte Nacht des Burak B.".
Bernhard Jaß, Leiter der 6. Mordkommission des Berliner Landeskriminalamtes, hat in seiner 12jährigen Tätigkeit in dieser Funktion noch nie einen Fall wie diesen erlebt:
»In all dieser Zeit«, sagt Jaß, »hatte ich noch nie einen Fall, in dem es so gar keinen Hinweis auf eine Richtung gibt.«
Vermutungen, wie man sie als Außenstehender anstellen könnte, wenn man liest, dass es sich bei den Jugendlichen um solche mit russischen, arabischen und türkischen Wurzeln handelt, hat auch die Polizei nicht von vornherein ausgeschlossen. Jedoch fand sie dafür keine Bestätigung:
"Die Polizei hat das Umfeld der fünf jungen Opfer durchleuchtet. Kriminelle Verwicklungen, Drogen, Streit, Rache, Geld? Nichts. Die Neuköllner Schablonen passen nicht. Der Kripomann Jaß sagt: »Weder im Lebensumfeld der Beteiligten noch in der Nacht selbst hat es irgendwelche Konflikte gegeben, welche die Tat erklären«."
Auch eine Zeitung für Türken in Deutschland berichtete seinerzeit (ausführlicher auf ihren türkischsprachigen Seiten, aber) mit einem Artikel im deutschsprachigen Teil ihrer Webseite: "Buraks Familie: Findet den Mörder!". Dort erfährt man auch den vollständigen Namen des Toten (der in deutschen Medien immer nur abgekürzt erscheint): Burak Bektas. Weiteres interessantes Detail:
"Der Mörder, der auf die Jugendlichen geschossen hat, zielte zuerst auf den 17jährigen Markus , wie nun bekannt wurde. Die Bild behauptet, dass er danach auf Burak und Alexandrov geschossen hat und schreibt: „Zu den Jugendlichen, die nicht verletzt wurden sagte der Täter „Heute seid ihr nicht dran gekommen“. Zwischen dem Täter und den Jugendlichen gibt es keine Verbindung. Zwei Personen, die vorläufig festgenommen wurden, sind wieder frei, nachdem man festgestellt hat, dass sie nichts mit der Tat zu tun haben".“
Zur Aufklärung der Tat hat sich auch ein Verein gebildet, der Gelder sammelt, um die offizielle Belohnung (15.000,- €) zu erhöhen. Hier die Facebook-Seite.
Nachträge 24.11.2012
Ein Suchzugriff mit der Frage, ob der Mörder inzwischen gefasst wurde, hat mich veranlasst mir die aktuellen Ergebnisse zu dieser Google-Anfrage anzuschauen. Nein, bislang ist der Todesschütze noch nicht gefasst.
Aber die Berliner Antifaschisten und Antirassisten lassen sich davon nicht beeindrucken und "gehen davon aus, dass Burak von Rassisten ermordet wurde."
Wenn es zutrifft, dass der Täter zuerst auf einen Markus geschossen hat (so lt. BILD Berlin v. 9.4.12 - s. o. bzw. hier) dann erscheint ein rassistischer Hintergrund allerdings eher weniger wahrscheinlich. Denn ich vermute mal, dass man dem "Markus" (der vielleicht ein Russendeutscher ist) seinen mutmaßlichen Migrationshintergrund nicht ansieht. Solange die Tat nicht aufgeklärt ist, kann man ein solches Motiv aber natürlich auch nicht ausschließen.
Nur am Rande erinnert auch der taz-Artikel "Gedenken an NSU-Opfer in Berlin. Unheimliche Stille" vom 03.11.2012 von Konrad Litschko an den Mord in der Rudower Straße (ursprünglich fand ich diesen Artikel auf der Webseite einer Berliner Organisation namens "ReachOut-Opferberatung und Bildung gegen Rechtsextremismus, Rassismus und Antisemitismus").
Das Inforadio rbb hat am 21.11.2012 unter der Überschrift "Der Mörder hat meinen Sonnenschein genommen" einen Bericht über ein Gespräch mit den Familienangehörigen veröffentlicht.
Nachtrag 31.12.2012
Neues zum Thema heute in der Berliner Zeitung u. d. T. "Ungelöster Mordfall. Rätselhafte Schüsse". Auszug:
"Die Ermittlungen waren von Anfang an schwierig, weil Zeugen sich zum Teil vehement widersprachen. Die einen sagten, dass ihnen der Schütze bekannt vorkam, andere, dass sie ihn noch nie gesehen hatten. Die nächsten wiederum hatten von einem Streit gehört, bei dem der Schütze von Rache sprach. Fest steht lediglich, dass der Mann etwa 1,80 Meter groß ist. Er soll einen grün-schwarzen Kapuzenpullover getragen haben und zwischen 40 und 60 Jahre alt sein. „Trotz wochenlanger intensiver Ermittlungen sind wir in diesem Fall nicht weiter gekommen“, sagt die Chefin der Mordkommissionen, Jutta Porzucek. „Wir haben alles gemacht, was zu machen war“, so die Ermittlerin. Ein Motiv sei nicht erkennbar."
Nachtrag 23.04.2013
Jetzt wurde möglicherweise die Tatwaffe gefunden. Vgl. z. B.: "Waffe wird untersucht: Mögliche Spur im Mordfall Burak B." (Tagesspiegel 22.04.13) und "Mögliche Tatwaffe im Fall Burak B. gefunden" (Berliner Zeitung 23.04.13).
Nachtrag 28.02.2014
Bislang ist der Mord noch nicht aufgeklärt; vgl. z. B. den heutigen Artikel "Täter läuft noch frei herum. Mahnwache für den 2012 ermordeten Burak Bektas fordert Aufklärung" in der "Berliner Woche".
Nachtrag 22.01.2016
Auf der Berliner Webseite Zitty ist am 21.01.2016 der Artikel "Mord in Neukölln, Der Fall Burak B." erschienen, der sich insbesondere mit der Frage nach einem möglichen rechtsradikalen Hintergrund und mit einer Parallele zu diesem Mord beschäftigt.
Textstand vom 22.01.2016. Fotos können durch Anklicken vergrößert werden.
Angeblich waren die Türken nicht kriminell - sollte man da nicht noch mal nachkaken?
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