Sonntag, 20. August 2023

Rothenburger Impressionen III: Zwischen Papstwohnung und Hölle


Wie in europäischen Städten üblich, steht die Kirche auch in Rothenburg im Zentrum der (Alt-)Stadt. 

Es handelt sich um die heute evangelische St.-Jakobs-Kirche (ausführliche Infos, auch Pläne, auf der Webseite der Rothenburger Oskar-von-Miller-Realschule). Hier die originellen gotischen Kirchtürme:

Im östlichen Chor der Kirche .....

..... steht der "'Zwölfboten-Altar"; hier das krönende "Gesprenge" mit einer Jesus-Figur:

Auf YouTube gibt es ein gut halbstündiges HD-Video mit einem kunstgeschichtlichen Rundgang
Die Geschichte eines Wunders, das in einigen Tafeln auf der Rückseite des Altars dargestellt ist, berichtet uns ein moderner Pilger auf seiner Webseite (weitere Einzelheiten zur Legendenentwicklung hier).
Die Gemälde auf diesem Altar, aus der 2. Hälfte des 15. Jahrhunderts beweisen, wie uns ein Optiker auf seiner Webseite informiert, dass es schon damals Brillen gab
Einige kunsthistorische Angaben bietet die Webseite "Himmlisches Jerusalem".

Die beiden Türme, aufgenommen von der Südseite der Kirche, im späten Sonnenlicht:
(Im Vordergrund die Fialen, die die Schwibbögen zur statischen Stützung der Mauern des Mittelschiffs bekrönen.)

Das berühmteste Kunstwerk in der Kirche ist der von Tilman Riemenschneider geschnitzte Heiligblutaltar. Das steht im Westchor der Kirche. Der ist höher gelegen und nur über eine Treppe erreichbar, weil er über die Durchfahrt der Klingengasse gebaut wurde. Man sollte den Raum gegen "High noon" besuchen, um den Altar in optimalem Licht zu sehen. Wir waren spät dran uns unsere Aufnahmen körnig bis verwackelt.
Also lieber die Bilder z. B. bei Wikimedia Commons anschauen, oder auf, staun, einer Webseite für den Wiener Bezirk Liesing.


Nächst der Kirche steht der große Renaissancebau der ehemaligen Lateinschule, heute evangelisches Gemeindehaus. Hier ein Foto der Schmalseite:
Attraktiver ist die Längsseite mit dem Treppenturm, die in den Wikimedia Commons unter "Kirchplatz 13" mehrfach abgebildet ist. 
Bei der Bombardierung Rothenburgs 1945 brannte auch die Lateinschule ("Altes Gymnasium") ab (Foto der Ruine).
Die dort ebenfalls eingestellten Aufnahmen aus der Zeit vor der Zerstörung zeigen, dass das Gebäude Dachgauben ähnlich wie das Rathaus hatte. Doch erfolgte der Wiederaufbau in vereinfachter Form. 

Wunderhübsch für den Betrachter (für die Bewohner vielleicht weniger😉), ist das Häuschen Klostergasse 12; .....

..... das wir hier eingezwängt zwischen den Nachbarhäusern sehen.

Es muss mich wohl mächtig fasziniert haben; jedenfalls habe ich es beim Vorbeigehen an einem anderen Tag noch einmal geknipst:


Hinter dem Rathaus und dem großen Marktplatz gibt es einen kleinen Platz namens "Grüner Markt". Wo ich am Haus Nr. 2 .....

..... diese mit Schnitzwerk schön verzierte Haustür bewundert habe:


In der "Rosmaringasse", die auf kaum einem Stadtplan Rothenburgs verzeichnet ist, können wir uns an einer vielfältigen Dächerlandschaft erfreuen:



Der Rathausturm ist natürlich ein Motiv, das sich niemand entgehen lässt .....



..... außer dem Kater Murr - oder wie immer sie oder er heißen mag:


Ebenfalls nicht weit vom Rathaus, aber in einer anderen Richtung (Heugasse/Ecke Küblersgässchen), steht dieses große und farbenfrohe Fachwerkhaus zum Verkauf:

Die Pilsstube, die es einst beherbergte, ist jetzt geschlossen. Eigentlich schade, denn die Fotos der Gasträume auf der Webseite "Restaurant Guru" machen einen recht gemütlichen Eindruck.

Nur wenige Schritte weiter wohnte einst der Papst:

Klar: Damals, als er an der seinerzeit noch existierenden Rothenburger Filiale des Goethe-Instituts Deutsch lernte und (ausgerechnet!😇) in der Judengasse 27 wohnte, war Jorge Maria Bergoglio nur einfacher Priester und noch nicht der Papst Franziskus.


Ob es schon damals die Pilsstube gab, weiß ich nicht. Wenn, dann hätte er dort am Abend seine Deutschstudien vielleicht im Kontakt mit Einheimischen fortsetzen können. Vorausgesetzt, die wären überhaupt dorthin gekommen und hätten Deutsch gesprochen - und nicht ihren Rothenburger Dialekt.😁
Aber wer weiß: Vielleicht ist er ja abends in der Judengasse nach Westen gepilgert: Am Fuchsloch vorbei in die übernächste Querstraße? Die wäre dann das das Freudengässchen gewesen😈!

Wir aber, verworfen, wie wir sind, gehen schnurstracks "zur Höll". 

Dieses Mal haben wir die Weinstube nicht besucht. Das hatten wir, glaube, 1975 getan. Und auch später nochmal; aber der erste Besuch war der schönste. Jedenfalls halten die "Höll" seither in warmer Erinnerung.

Der Gartenpavillon (mit der Straßenlaterne) links auf dem Foto gehört der Konkurrenz; sie markiert den Hintereingang zum Biergarten des Hotels Eisenhut:



Damit Sie mir auch glauben, dass die Gebäude hier in der "Burggasse" echt alt sind, habe ich extra für Sie zwei Beweisfotos aufgenommen (das 2. schon 2014, im Winter):

(Im Hintergrund wird die Turmspitze der Franziskanerkirche sichtbar.)


Im September 1975 hatten wir eine (Vor-)Hochzeitsreise nach Rothenburg unternommen. Ob wir damals, oder bereits bei einem früheren Besuch 1974, im "Klosterstüble" übernachtet haben, weiß ich nicht mehr.
Damals waren Hotel und Gaststube unserer Geldbörse noch Zugänglich, wie man anhand dieser Postkarte sicherlich nachvollziehen kann:

Doch während wir, als Rentner, mittlerweile ärmer geworden sind, ist das Hotel ohnehin unserer Preisklasse weit entschwebt (Homepage). 


Es hat sich auch vergrößert, indem es sich nämlich dieses großes Gebäude zur "Herrengasse" hin einverleibt hat. Das heute natürlich etwas anders aussieht. Dort hatten die Juden, nachdem sie sich in der Kaiserzeit wieder in Rothenburg niederlassen konnten, ihre Betschule und Synagoge (ausführlicher hier). Die, nicht ohne Ironie, nunmehr zum "Klosterstüble" geworden sind. Schade, dass das Hotel auf seiner Homepage nicht über seine Geschichte berichtet. Ausführliche Informationen über die Geschichte der jüdischen Gemeinde im Rothenburg des 19./20. Jahrhunderts präsentiert jedenfalls die Webseite "Alemannia-Judaica".)


In der Nähe nisten Störche:


Nachdem es uns gelungen ist, den Pecherker des Zugangstores unbeschädigt zu unterqueren .....


..... sind wir im Burggarten, auf dem Gelände der einstigen "Rothenburg", angelangt und schauen das reizvolle Ensemble von Torhäusern und Türmen von außen an:


Wenn Rothenburg ein Bad wäre, wäre der Burggarten zweifellos der Kurpark; schön genug ist er allemal:

In diesem Gärtnerhäuschen würde ich wohl wohnen wollen; es scheint leer zu stehen?

Der undatierte aber lesenswerte Artikel "ROTHENBURG OB DER TAUBER: Geheime Gärten" im Blogmagazin "Reisen und Gärten" informiert ausführlich über die beiden öffentlichen (Burggarten und Klostergarten) sowie die meist etwas versteckt gelegenen privaten Gärten in bzw. an der Altstadt.
Hundert schöne Fotos, auch im Nebel sowie mit Schnee, hat es auf der Webseite "Yelp" (was immer dieses Wort bedeuten mag😊).

Fotogene Aussichten ins Taubertal hat man von diesem Bergsporn aus; hier z. B. Richtung Süden auf die Kobolzeller Kirche, die Stadtmauer und Türme des "Kappenzipfels" und die Gebäude (soweit nicht von Bäumen verdeckt) des einstigen Spitals:


Hier die (katholische) Kobolzeller Kirche (einst eine Pilgerkirche) von einer anderen Stelle des Parks aus fotografiert:
Wem meine Fotos nicht ausreichen, der kann auf der Webseite "Stadtpanoramen" einen Rundum-Blick genießen (übrigens auch von anderen Stellen in der Altstadt).


An ganz anderer Stelle, außerhalb der Altstadt und Richtung Bahnhof, liegt dieser "Park", der Gastgarten des "Gasthof Rödertor" bzw. der "Kartoffelstube". Ich hatte mir mehr Varianten erhofft, speziell habe ich Bratkartoffeln vermisst, etwa als "Bauernfrühstück" zubereitet. Aber der Kartoffelauflauf hat auch gut geschmeckt.


Auch über den nach Arthur Wasse (einem britischer Maler, der jahrzehntelang in Rothenburg gewohnt und gemalt hat) benannten Weg am Hang unterhalb der Stadtmauer (die hier nicht mehr in voller Höhe erhaltenen ist) und oberhalb des Taubertals haben wir einen Spaziergang zur Burg gemacht. 
Der Weg beginnt in der Klingentorbastei, also unmittelbar bei unserer Ferienwohnung. Von der Schäferkirche auf der rechten Seite .....

..... zeigt dieses Foto etwas mehr:

Unterwegs erblickt man im Taubertal den Ortsteil Detwang, historisch gesehen die "Mutter" der Stadt Rothenburg:


Über diese steile Mauer ist er aus Rothenburg entkommen: Der Andreas von Bodenstein, genannt Karlstadt (hier eine noch ausführlichere Biographie, freilich auf Englisch, auf der Webseite "Karlstadt Edition"). 
[Wohl anlässlich des "Lutherjahres" 2017 hatte die Stadtverwaltung zum Thema "Rothenburg in Renaissance und Reformation. Highlights 2016-2018eine Broschüre (parallel mit deutschem und englischem Text) herausgegeben.]

Old Surehand war es nicht, der hier versucht hat, die Gedenktafel für den Abseil-Akt heranzuzoomen, eher Old Shakerhand. Aber lesen kann man den Text immerhin doch:


Zurück in der Stadt, entdecken wir in der Klostergasse das Burghotel: Nicht unsere Preisklasse, aber schon von außen nett anzuschauen:



Von hier ist es nicht weit bis zum Klostergarten (den wir leider nicht besucht haben) und zum Rothenburg Museum (bis 2019 "Reichsstadt-Museum").
Viele Innenaufnahmen habe ich dort nicht gemacht; aber dieser spätgotisch-verspielte Bogen über einer kleinen Tür hat mich doch gereizt:

Und ebenso, im ehemaligen Klosterhof, das unterschiedliche Maßwerk dieser beiden Fenster:

Okay, wenn Sie drauf bestehen, hier auch noch eine Lektüre zur historischen Weiterbildung:

Der Eintrittspreis ist mit 5,- Euronen (wir Rentner waren sogar schon mit nur vieren dabei) angesichts der Fülle des Gebotenen und der vorzüglichen Art der Darbietung ausgesprochen moderat. 
Die Kassiererin wollte sich kugeln, als ich ihr sagte, dass seien ja noch "Vorkriegspreise".
Definitiv ein Schnäppchen sind jene fünf Euro, die für den Museumsführer aus dem Jahr 2000 verlangt werden: Oktavformat, kartoniert und auf 170 S. (plus Ausfalttafel mit Museumsgrundriss) und durchgängig farbig illustriert. Da kann man daheim in Ruhe den Museumsbesuch noch einmal rekapitulieren.


Was haben wir sonst noch gesehen?

Den Gasthof "Greifen":
Keine herausragende Aufnahme; lediglich ein Dokumentarfoto vom einstigen Haus des ehemaligen Bürgermeisters Heinrich Toppler (ca. 1350 - 1400; Biographie). Der war Rothenburgs bedeutendster Politiker und hat seiner Heimatstadt (die es ihm übel gedankt hat) ein großes Territorium (die "Landhege") zusammengekauft.


Auch wenn wir ihn nicht "getestet" haben, ist der Gasthof Butz vom Kapellenplatz her jedenfalls hübsch anzuschauen. Auf der anderen Seite ist er auch von der Georgengasse aus zugänglich.




Fachwerk ist in der Rothenburger Altstadt recht häufig; aber solche schmucken Formen wie hier im Giebel des Hauses der Bäckerei Braun in der Rödergasse sieht man sonst kaum dort:



Uff! Das war's! 
Aber freuen Sie sich nicht zu früh: Vielleicht verzapfe ich noch einen vierten Teil!😜
Das würde jedoch ein reiner Textblog mit Informationen und Internet-Links über Rothenburg; mein Foto-Vorrat hat sich erschöpft.
Bis (ggf.) dahin verabschiede ich mich mit meinem obligaten

ceterum censeo:
Wer alle Immiggressoren der Welt in sein Land lässt, der ist nicht "weltoffen":
Der hat den A.... offen!
Textstand 22.08.2023

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