Samstag, 5. August 2023

Rothenburger Impressionen II: Klingengasse, Galgengasse, Rödergasse, Rathaus

 
Wer hier Galgen sieht, liegt gar nicht ganz verkehrt: "Aufzugsgalgen" werden sie genannt, in der "Infobroschüre Welterbe"😈. Dass der Herr die Gehenkten ins Paradies aufnimmt, ist wohl eher unwahrscheinlich. Dennoch ragen diese Galgen in die "Paradeisgasse" hinein. Die ihrerseits von welcher Gasse abzweigt? Von der Galgengasse natürlich!😆
Hier der Blick, wohl vom Wehrgang beim Würzburger- oder Galgentor, stadteinwärts zum Weißen Turm, einem Überrest der ersten Stadtummauerung. Vgl. auch den Eintrag "Galgengasse und Weißer Turm in Rothenburg" im "Rothenblog" des Rothenburgers Leo Wirth. Sehr zahlreiche Fotos (nicht nur von) der Galgengasse bietet die Webseite "Tripadvisor".
Falls Sie irgendwo in Rothenburg einen Laden eröffnen möchten, können Sie sich auf der Webseite des Vereins "Stadtmarketing e. V." über die geschäftliche Attraktivität der jeweiligen Straße informieren.


Im vorangegangenen Blott "Rothenburger Impressionen I: Der (Wiederauf-)Bau der Brand..... äh: Stadtmauer!" hatte ich allgemein über unseren dortigen Kurzurlaub berichtet und spezifisch über Spenden bzw. Spender für den Wiederaufbau der Stadtmauer nach dem Krieg und deren Unterhaltung.
Dazu ist zu ergänzen, dass ich irgendwo eine Vorkriegsaufnahme der (damals nicht begehbaren) Stadtmauer am Spital, zur Tauberseite hin, gesehen hatte. Ich habe dann lange suchen müssen um einen Textbeleg dafür zu finden, dass hier eine Mauerstrecke wieder aufgebaut wurde, die bereits vor dem Krieg gar nicht mehr vollständig erhalten war.
Auf S. 13 der "Infobroschüre Welterbe" (Titel: "Rothenburg ob der Tauber – Synthese aus Mittelalter, Romantik und Wiederaufbau") von 2020 lässt die Stadt dann aber doch die Hosen runter (meine Hervorhebung):
"Vereinzelt ist die Authentizität der Stadt infrage gestellt worden. Einige Bauwerke halten den Anforderungen des „Rothenburger Wegs“ nicht stand. Dazu gehört der sogenannte Ochsenbau im Spitalgelände, der nach einem Brand 1925 historisierend wiederaufgebaut wurde. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde ein Teil der Stadtmauer, die sogenannte Staffelmauer, die bereits im 19. Jahrhundert Ruine gewesen war, wiederhergestellt und begehbar gemacht."
(Zwei Fotos dieses dem Geländeprofil stufenartig folgenden Mauerabschnitts habe ich in meinen Blog von 2014 zum Rothenburger Reiterlesmarkt eingestellt).

Im vorliegenden Teil präsentiere ich, nicht sehr systematisch, weitere meiner Aufnahmen.

Es gibt wahrscheinlich unzählige Blogeinträge über Rothenburg-Besuche. Nach Qualität und Menge der Aufnahmen, aber auch dem Informationsgehalt der Begleittexte, hat mich besonders der Blogpost "Rothenburg ob der Tauber. Stadt der Türme, August 2022" beeindruckt. 
Er stammt von dem Fotografen Bernard Steiner aus Österreich (Neufeld an der Leitha, im Burgenland nahe Eisenstadt). Lange kann er sich nicht in der Stadt aufgehalten haben, anscheinend hat er die ganzen Bilder an nur einem Tag aufgenommen. Denn in diesem einen Monat hat er insgesamt 11 Orte bereist (u. a. auch Danzig in Polen und einen Ort in der Steiermark). (Auch die Bildberichte seiner zahlreichen weiteren Reisen sind sehenswert!)

Damit kann ich nicht konkurrieren; aber meine Fotos reflektieren eben meine (unsere) ganz persönlichen Urlaubseindrücke. Was ja vielleicht ebenfalls seinen Reiz, auch für andere Betrachter, haben mag.


Frage nur: Womit fange ich an?
Einfach Goethes Ratschlag folgend, Gehe ich vom Häuslichen aus und verbreite mich über die Welt.😊
Wie ich am Schluss des ersten Eintrags erzählt hatte, lag "unser" Haus ganz nah am Klingentor; hier noch einmal der Blick nach Westen aus unserem Schlafzimmerfenster an der (zur Straße quergestellten) Giebelseite des Hauses:


Also präsentiere ich zunächst meine Fotos aus dem Klingenviertel bzw. konkret der Klingengasse im nördlichen Teil der Stadt. Das ist eine eher ruhige Gegend (freilich nicht immer ungefährlich). 
Zwar zieht es auch einige Touristen vom Stadtzentrum zur Klingenbastei oder Klingentorbastei (umfangreiche Fotosammlung in der Wikimedia) mit der "Schäferkirche" St. Wolfgang (Foto). Das Magazin "ROTOUR" nennt sie in seiner sehr ausführlichen Beschreibung "Schäferskirche"


Die oberste Turmstube des Klingenturmes hat Erker nach allen vier Himmelsrichtungen:

Aufzugsgalgen hat es auch hier, in der Klingengasse:

Beim Blick stadteinwärts werden im Hintergrund werden schon die Türme der Rothenburger Hauptkirche St. Jakob sichtbar .....

..... die ich hier ziemlich nahe herangezoomt habe:

Auch in Rothenburg regt sich Widerstand gegen die ach so nachhaltige Windenergie, die großflächig unsere Natur zerstört:

Diese Häuser sind ja ganz nett anzuschauen .....

..... doch der (berühmte) Höhepunkt der Klingengasse ist der "Feuerleinserker":

"Feuerlein" hat nichts mit Feuerflammen zu tun, sondern war, worüber uns wiederum das ROTOUR-Magazin ausführlich und verlässlich aufklärt, eine Bäckerfamilie, die dort lange Zeit ihr Gewerbe betrieben hat.
Wikimedia Commons präsentiert ein stimmungsvolles "Photochrom" aus der Zeit um 1900. Ein schönes (heutiges) Bild des Gesamtgebäudes z. B. hier.
Das große Gebäude gegenüber, auf der linken Seite des Wikimedia-Bildes (aus dem Bestand des Münchener Zentralinstituts für Kunstgeschichte), erkennbar durch seinen großen Toreingang, gehörte einst dem Deutschen Orden. Heute befindet sich dort die Rothenburger Stadtbücherei, die wir ebenfalls (leider nur kurz) aufgesucht haben.


Aus der einstigen Gaststätte "Schwarzer Adler" ist heute das indische Restaurant "Taj Mahal" geworden.
Das bietet auch eine Mittagskarte an; wir kehrten aber erst später dort ein. Kann man empfehlen; das von dem Besitzer dort ebenfalls betriebene Hotel verwendet noch den alten Namen "Schwarzer Adler".


Der zunehmend in unseren Eingeweiden wütende Hunger war derart überwältigend geworden, dass wir die droben dräuenden Galgen nicht scheuten, die, wie Sie eingangs sahen, in der Paradeisgasse über unseren Häuptern baumelten. Sondern uns mit dem Mute der Verzweiflung (und eiligen Schritten) bis zu diesem Gasthaus durchkämpften:
Das Glück war uns hold: Völlig unversehrt erreichten wir den Hof der Gaststätte "Zur Silbernen Kanne". Dort schlug sich Fortuna neuerlich auf unsere Seite: In Gestalt eines guten und preiswerten Mittagessens.
(Zur Gasse und zum Gasthof vgl. auch den Eintrag im Rothenblog.)


Ladenleerstände gibt es in Rothenburg nicht wenige. Hier in der Galgengasse .....

..... und sogar in der Rödergasse, durch welche die Stadt betritt, wer vom Bahnhof kommt (unsere FeWo-Vermieterin hatte uns aber dankenswerter Weise mit dem Auto abgeholt):
(Um die Innenstädte wieder zu beleben, hat Bayern das "Fitness-Programm starke Zentren" aufgelegt, und auch Rothenburg unter die fünf ausgewählten Modellstädte aufgenommen. Darüber berichtete der Rothenburger Journalist Rolf Diba am 10.12.2021 auf seiner Homepage unter "Innenstädte sollen 'aufblühen' – Rothenburg als Modell für andere bayerische Orte". Über die Ergebnisse des mittlerweile beendeten Programms informiert ein Handbuch.)

Die Galgengasse könnte man als "Fressmeile" Rothenburgs bezeichnen; jedenfalls existieren dort mehrere Speiselokale. Unten rechts z. B. das malerische "Landsknechtsstübchen":

Die ganze Gegend war kriegszerstört und ist also neu wieder aufgebaut; so auch diese drei (rechts ein "Reihenhaus" aus alten Zeiten!) schönen Wohnhäuser:


Ein Plakat machte uns auf eine Veranstaltung aufmerksam, die am Mittwoch, 05.07.23, also am übernächsten Tag nach unserer Ankunft, stattfinden sollte: Ein Freiluftkonzert der amerikanischen "Ambassadors of Music", der musikalischen Botschafter, auf dem Platz vor dem Rathaus (dazu unten mehr):

 
Am Ende der Galgengasse steht das Galgentor, auch Würzburger Tor genannt, weil es draußen auf die "Würzburger Straße" führt.

Anders als wohl alle anderen Stadttore hat es seine Vorbefestigung ("Bastei") verloren, bietet dem Knipser aber immer noch einige nette Perspektiven ..... 


..... auch beim Blick durch den Torbogen zur Altstadt hin:

Immerhin ist der erste äußere Vorhof der Toranlage erhalten geblieben:


Als gewissenhafte Reisende versuchten wir, auch möglichst viele Seitenstraßen zu erkunden. So gingen wir durch die Rosengasse (ebenfalls Wiederaufbaugebiet) Richtung Rödergasse. Im Hintergrund wird das Rödertor sichtbar.
Bemerkenswert finde ich, dass die Häuser teils traufseitig, teils giebelseitig zur Straße gestellt sind. Das finde ich abwechslungsreicher und dadurch ästhetisch ansprechender, als die übliche Einheitsausrichtung der Häuser.
Ob dies schon immer so war, oder ob der Wiederaufbau insoweit vom Vorkriegszustand abwich, weiß ich nicht. Es gibt eine voluminöse Dokumentation in 2 Bänden unter dem Titel "Rothenburg ob der Tauber - Der Wiederaufbau nach dem Zweiten Weltkrieg". Aber die kostet z. B. hier kleine 180,- €: Dafür muss eine alte Mutter (allzu) lange stricken!😁



Zwischendurch öffnen sich Blicke auf den Rathausturm .....

..... und auf den oberen Teil des Röder-Torturmes (Rödertor, Röderturm).


Der Markusturm, Überrest der inneren (ersten) Stadtbefestigung, mit einem (leeren) Storchennest. Das Türmchen am linken Bildrand krönt den anschließenden Rödertorbogen. Dazwischen wird im Hintergrund der Helm des Rathausturms sichtbar:


Von der Seite der ältesten Altstadt her sieht das Ensemble von Büttelhaus, Markusturm und Rödertorbogen so aus:



Und hier das einstige Häuschen des Stadtbüttels ("Büttelhaus"). Dies und das offensichtlich nach dem Krieg wieder aufgebaute Gebäude links davon (das, anders als diese Information der Stadtverwaltung und der Eintrag in der Denkmalliste für die Hausnr. "Milchmarkt 2" vermuten lässt, wohl eher kein Haus für den Büttel war!), beherbergen das (1802 bei der Mediatisierung der Stadt teilweise zerstreute, teilweise sogar vernichtete) Stadtarchiv (zu diesem findet sich auch ein ROTOUR-Artikel).


Malerisch ist, auch weil sie etwas ansteigt, die (wenn ich mich richtig erinnere) Pfarrgasse. Parallel zu der uns schon bekannten Paradiesgasse verlaufend, verbindet sie die ebenfalls die Rödergasse mit der Galgengasse. Wir haben nur von hineingeblickt; ablaufen werden wir sie bei unserem nächsten Rothenburg-Urlaub.😃


Die Fortsetzung der Pfarrgasse über die Rödergasse hinaus zur Unteren Schmiedgasse ist die Straße "Alter Stadtgraben" (also einst der Graben vor der allerersten Stadtmauer). Dort steht das "Alt-Rothenburger Handwerkerhaus", ein wohl privates Museum, dessen Webseite derzeit nicht erreichbar ist, das aber wohl irgendwie mit dem Burghotel(besitzer) zusammenhängt (vgl. Mailadresse).



Das Rödertor ist, mit seinen noch erhaltenen Vorbefestigungen, schon deutlich fotogener als das Galgentor. 
Der Röder-Torturm  ist - als einziger Turm der Stadtmauer und als zweiter außer dem Rathausturm - begehbar. (Was wir freilich nicht erprobt haben.) Dass der Eintrittspreis bescheiden ist, wird durch die ehrenamtliche Aktivität von Mitgliedern des Vereins Alt-Rothenburg (Infoseite zum Turm) ermöglicht. Dieses Foto zu einem weiteren Artikel im Magazin ROTOUR gibt einen Einblick in die - große - Turmstube.

Das Spitzkegeldach des Torhäuschens erinnert an das Hegereiterhaus im Spitalkomplex:



"Streichwehr" nennt man diese in den Graben hineingebauten Vorposten, von denen aus man einen ggf. in den Graben eingedrungenen Feind von der Seite her unter Beschuss nehmen kann:


Wohin wollen wir uns nunmehr wenden? Ich würde sagen, zur Stadtmitte hin, zum Marktplatz und Rathaus, das sich u. a. durch seine lustigen Dachfenster auszeichnet:

Die Bilder in diesem Blogpost sind nicht chronologisch, sondern thematisch (räumlich) geordnet. Deshalb zeigt dieser Blick über den Marktplatz auf den Renaissance-Teil des Rothenburger Rathauses die auf dem oben abgebildeten Plakat angekündigten Auftritt der amerikanischen "Ambassadors of Music":

Mehr über diese Gruppe verrät der (jüngst wiederbelebte) kommerzielle Blog "rothenburg.info":
"Die Botschafter der Musik sind Bands aus den USA, die sich im Sommer auf Europatournee begeben. Sie umfassen zwischen 100 und 200 Mitgliedern, die sich aus den besten Musizierenden und Singenden der Colleges und High-Schools der jeweiligen US Bundesstaaten rekrutieren. Sie gastieren auf ihren etwa zweiwöchigen Europatourneen an Orten in Deutschland, Österreich, Schweiz, Liechtenstein, Italien, Frankreich und England. Die Konzerte sind für Zuhörer stets kostenfrei."Jedes Jahr kommen die auch nach Rothenburg und sind auf dessen Tourismus-Webseite bereits für 2024 angekündigt.
Übrigens informiert uns (nur) die englischsprachige Wikipedia, dass "Botschafter der Musik" auch der Titel eines deutschen Films von 1951 war, mit dem Deutschland kurz nach dem Krieg wieder gut Wetter bei seinen Nachbarn zu machen versuchte:
"The film portrays the Orchestra as part of a revived German culture, that had survived the Nazi years and was now presenting a positive image of the new West Germany to other peoples of Europe."


Gern hätte ich die Musiker von oben aufgenommen, jedoch war der Rathausturm geschlossen.

Am Dirigentenpodest wechselten sich verschiedene Mitglieder der Gruppe ab:

Fotografisch reizvoll sind die golden glänzenden Blechblasinstrumente .....


..... insbesondere diese dicken Brummer (Tubas).


Besonders freut sich der Knipser, wenn seine Kamera einfängt, wie die "Schallbecherränder" der Tuben das Bild ihrer Umgebung einfangen:


Von der Rathausseite aus sieht die Sache so aus:


Meine Frau setzte sich in die Zuschauerreihen (rechts) und genoss die Musik. Kunstbanause, der ich bin, stahl ich mich davon und erforschte mit der Kamera den großen Rathauskomplex und seine Umgebung.

"Das" Rathaus besteht eigentlich aus zwei parallel zueinander gebauten und durch einen Lichthof getrennten "Rathäusern": Dem gotischen Bau im Westen und dem herrlichen Renaissancegebäude im Osten, mit der prachtvollen Schauseite (Traufseite oder Längsseite) zum Marktplatz ausgerichtet.
2013 brachte die Webseite des Vereins Alt Rothenburg in einer Vortragsankündigung einen Grundriss beider Bereiche. Bereits 2004 hatte ein Vortrag des Vereins recht ausführlich über die "Baugeschichte des Rothenburger Rathauses" informiert.
"Rathäuser" habe ich oben in Anführungszeichen gesetzt, weil das Rothenburger Rathaus eigentlich der Regierungssitz eines ganzen Territoriums war; das erklärt sicherlich die für eine damalige (auch größere) Stadt ungewöhnliche Größe des Rathauskomplexes.
Die Stadt Rothenburg, nach Einwohnerzahl (Wikipedia: "5.000 - 6.000") war damals so etwas wie heute eine mittlere Großstadt im Vergleich zu damaligen Metropolen wie Köln, Lübeck, Nürnberg oder Augsburg. Sie war "Hauptstadt" eines Territoriums ("größer als die Stadt München"), der sog. Rothenburger Landhege. Wie auch bei anderswo war auch das zu Rothenburg gehörende Landgebiet von einer Landwehr umgeben. Der Begriff "Landhege" wird im weiteren Sinne für das Territorium verwendet (z. B. hier), im engeren (ursprünglichen) Sinne für die (aufwändige!) Grenzsicherung (z. B. in der Wikipedia). 
Zur territorialen Entwicklung des "Kleinstaates" Rothenburg vgl. den Vortrag "Das Territorium der Reichsstadt Rothenburg ob der Tauber" vom 07.05.2003 vom Leiter des Stadtarchivs Prof. Dr. Karl Borchardt.
Ebenfalls dazu, aber auch detailliert zur Umwallung des Gebietes (Landhege im engeren Sinne), informiert der ROTOUR-Artikel "EIN SICHERES GEBIET" des Historikers Christian Klam vom 01.10.2015.
Ebenfalls dazu der Artikel "EINE REICHSSTADT IGELT SICH EIN" in der Bayerischen Staatszeitung vom 21.02.2003.
Die heutige Situation sowie Bemühungen um die Erhaltung, Aufwertung und touristische Nutzung vgl. "Grenzsteinfahndung. Warum ein Mann die Grenzlinie der Rothenburger Landhege erhalten will", Bayerischer Rundfunk 23.03.2023; "Die Rothenburger Landhege heute" im Blog "On Historic Routes" vom 12.05.2019; "EIN HERZ FÜR DIE LANDHEGE: Friedrich Schinko kämpft gegen das Vergessen" vom 01.08.2014 bei ROTOUR.
Es gibt sogar einen Verein "Hegereiterland e.V.", der sich wohl aus touristischen Gründen konstituiert hat und auf seiner Webseite auch einige Fotos von heute noch sichtbaren Überresten der Landhege bietet.
Natürlich greifen einige Gemeinden auch EU-Mittel ab, um die Landhege zu erhalten und touristisch zu verwerten. Deren Webseite enthält auch eine Karte des Rothenburger Landgebietes.
Um sich eine Vorstellung von dessen relativer Größe zu machen, hilft ein Blick auf eine Landkarte, welche die (zerstückelten) deutschen Herrschaften z. B. am Ende des Dreißigjährigen Krieges (1648) zeigt. Oder auch, kurz vor Ende der alten Reichsstadtherrlichkeit, im Jahr 1789 (beide aus dem Wikipedia-Stichwort "Heiliges Römisches Reich"). Man erkennt dort, dass die reichsstädtischen Territorien im Verhältnis zu den den größeren geistlichen und weltlichen Herrschaftsgebieten eher klein waren. Aber immerhin beherrschte Rothenburg das nach Nürnberg und Ulm den drittgrößte Gebiet.
Als Fläche werden unterschiedlich 350 oder 400 km² genannt. Das von Gerd Köbler verfasste "Historisches Lexikon der deutschen Länder" (Beck-Vlg., 7. aufl. 2007) schreibt (meine Hervorhebung):
"1802/03 kam es [Rothenburg] mit 5 Quadratmeilen bzw. 370 Quadratkilometern Gebiet ..... an Bayern" (später kam ein Teil des Gebiets an Württemberg).


Ein Bild aus dem Lichthof zwischen gotischem und Renaissance-Rathausteil:
Ab dem 1. Stock sind beide Teile über Zwischenbauten verbunden, die auf den hier in Ansätzen sichtbaren Steinbogen aufruhen.

Zu diesen Bildern vgl. den 


Die vergitterten Fenster erinnern mich an die "Prigioni Nuove", das schauerliche Gefängnis (rechts auf diesem Bild) des alten Venedig, das man vom Dogenpalst aus über die Seufzerbrücke erreicht.
Es wäre freilich seltsam, dass die Zellentüren direkt an der Außenseite eines Gebäudes eingelassen sind. Und tatsächlich informiert uns der ROTOUR-Beitrag "EINKAUFSBUMMEL IM RATHAUS" vom 01.10.2021, dass es sich um - Läden handelte, wo die Bürger einkaufen konnten! Ein Shopping Center aus alten Zeiten an der Westseite des gotischen Rathausflügels!

Was übrigens das ROTOUR-Magazin angeht, kannte ich viele Artikel bereits. Unsere Vermieterin hatte nämlich drei(!) prall gefüllte Ordner mit Artikeln aus diesem Magazin und aus anderen Quellen gesammelt und in die Ferienwohnung gestellt. Logisch, dass unsere vier vollen Aufenthaltstage in keinster Weise hinreichten, diese spannende Literatur vollständig zu rezipieren. Aber vieles habe ich eben doch gelesen.


Ebenfalls am gotischen Rathausteil finden wir, auf dem Giebelrand, diese Fialen, wie wir sie sonst eigentlich von Kirchen kennen. 
Ob sie zum ursprünglichen Baubestand gehören, oder etwa im 19. Jh. angebracht wurden, um das Gebäude "original gotisch" zu machen, das weiß ich nicht:

Dieses war der zweite Streich - äh: die 2. Folge. 
Der (bzw. die) dritte (und letzte) folgt nicht sogleich, aber hoffentlich doch einigermaßen zeitnah.



ceterum censeo
Wer alle Immiggressoren der Welt in sein Land lässt, der ist nicht "weltoffen":
Der hat den A.... offen!
Textstand 22.12.2023

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