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Schwangau, Mitteldorf: Schneedach im Laternenlicht |
Die katholische Kirche muss aufpassen, dass sie nicht schon sehr bald nur noch "Schnee von gestern" ist.
Ökonomisch ist sie ein Dienstleistungsbetrieb: Für ihre Gläubigen erbringt sie zunächst einmal religiöse Dienstleistungen ("Sinnstiftung", "Seelentröstung" usw., die sozialen Einrichtungen, die auch Anders- und Nichtgläubige nutzen können oder könnten, klammere ich hier aus).
In ihrer ideologischen Struktur gibt es ein Element, welches sie von den protestantischen Kirchen fundamental unterscheidet: die Funktion der Priesterschaft (des Klerus) als unverzichtbarer Mittler zwischen den Gläubigen und Gott. Die katholische Kirche ist ihrem Wesen nach eine Kaderkirche*.
Zentral dürfte insoweit das Sakrament der Eucharistie sein, die (nach katholischem Verständnis) "unblutige Vergegenwärtigung des Kreuzesopfers" (Wikipedia) in der Heiligen Messe. Damit ist die (religiöse Seite der) katholischen "Dienstleistung" zwingend an das Vorhandensein von Priestern gebunden. Und wenn die Zahl der Priester immer geringer wird (s. u.; vgl. auch Wikipedia-Stichwort "Priestermangel"), dann leidet zwangsläufig die Qualität dieser Dienstleistung.
[*Der Begriff "Kaderkirche" wurde übrigens schon in 2004 von einem Interviewer in einem Gespräch mit Eugen Drewermann verwendet. Drewermann bezweifelte die Reformfähigkeit der Papstkirche : "Die Katholische Kirche setzt auf die Rettung einer magischen Enklave, in der sie sitzt und auf Wunder hofft".]
Wegen des voraussichtlich auch längerfristig - und dramatisch - schrumpfenden Priesternachwuchses in Deutschland müssen die Bischöfe Überlegungen darüber anstellen, auf welche Weise sie die religiöse Versorgung später organisieren wollen.
Was in den anderen Bistümern insoweit unternommen wurde, weiß ich nicht genau (wer dazu Informationen hat, darf sie gern in den Kommentaren verlinken!). Allerdings ist dem Bericht "Bleibt die Kirche im Dorf? - Bayerns Bistümer bauen um" der Nürnberger Nachrichten vom 24.02.12 (den ich zunächst auf der Webseite "Wir-sind-Kirche" entdeckte) zu entnehmen, dass die Neuorganisation jedenfalls in den anderen bayerischen Bistümern geräuschloser abgelaufen ist: Man darf also annehmen, dass die Bischöfe dort den Wünschen der Gläubigen stärker entgegen gekommen sind (und die Kommunikation besser ist).
In der Diözese Augsburg, wo im Jahr 2025 statt aktuell 600 voraussichtlich nur noch 200 Priester tätig sein werden (für derzeit 1.000 Pfarrgemeinden!), hat der Bischof Dr. Konrad Zdarsa eine sogenannte "Pastorale Raumplanung" erstellt. Auf der Webseite des Bistums gab es hier eine Information vom 18.03.11 im Zusammenhang mit dem ersten Entwurf; die endgültige Planung soll auf dieser Seite veröffentlicht werden.
Das Kirchenvolk läuft Sturm dagegen (ein Leserblogeintrag "Bischof Zdarsa, soll ich mal den Hirtenbrief für dich schreiben?" in der Augsburger Allgemeinen 'geigt' dem Bischof regelrecht die Meinung: "Der Satz "Ich bin der gute Hirte" trifft für Bischof Zdarsa nicht zu.
Seine Schäfchen wollen ausbrechen, denn sie sind mit ihrem Stall nicht
zufrieden. Im Klartext meine ich die Kirche von Augsburg. Was den
Hirtenbrief anbelangt, so sollte man einmal einen Hirtenbrief an den
Bischof richten, denn der braucht auch mal seelischen Beistand von
seinen Schäfchen." Allerdings regt sich unter den Leserkommentatoren auch Widerspruch gegen den Widerspruch, d. h. gibt es durchaus auch Stimmen, die für die vom Bischof geplanten Maßnahmen eintreten).
Ich als Außenstehender verfolge die hiesigen Kontroversen insbesondere durch die ausführliche Berichterstattung in der der Allgäuer Zeitung (bzw. in dem von der Augsburger Allgemeinen stammenden "Mantelteil" dieser Zeitung). Daher reizt es mich auch, im vorliegenden Blott den aktuellen Sachstand, wie er sich meiner Wahrnehmung präsentiert, einmal festzuhalten: für interessierte Leser/innen, aber insbesondere auch für mich selbst 'pro memoriam' und für evtl. spätere Vergleiche.
Denn unabhängig davon, dass ich selbst nicht religiös bin, sehe natürlich auch ich, dass die Religion faktisch ein wichtiger Teil der Gesellschaft ist. Die auf den ersten Blick rein religiöse bzw. kirchenpolitische Thematik ist ja auch kein isoliertes Geschehen, sondern eingebettet in gesellschaftliche Entwicklungen (Demographie, Kirchenaustritte, Forderung der Menschen nach stärkerer Mitbestimmung in der Politik - und eben auch im kirchlichen Raum usw.).
Mittlerweile berichten Medien schon bundesweit über den hiesigen Kampf des Kirchenvolkes gegen seinen Bischof.
Jedenfalls fand ich im FREITAG vom
06.04.2012 unter der Überschrift "Heiliger Zorn. Streit um Gottes Willen" den Bericht von K. Antonia Schäfer über
den Widerstand katholischer Laien (sowie auch aus den unteren Rängen
der klerikalen Hierarchie) gegen die von Dr. Konrad Zdarsa für sein Bistum
Augsburg verfügte Langzeitplanung, welche die zukünftige Form der
Seelsorge unter dem Gesichtspunkt eines sich weiterhin verschärfenden
Priestermangel regeln soll.
Auch die Süddeutsche hatte berichtet, wenn auch anscheinend nur in ihrer Regionalausgabe, am 13.03.12 u. d. T. "Katholische Kirche: Strukturreform Gläubige begehren gegen Bischof Zdarsa auf".
Natürlich sind auch die Gläubigen nicht derart wundergläubig, dass sie vom Bischof erwarten, er könne Priester aus dem Ärmel schütteln.
Vielmehr dreht sich der Streit teilweise darum, dass zukünftig die Pfarrgemeinderäte nicht mehr gewählt, sondern zumindest teilweise ernannt werden sollen, und dass die neuen Pastoralräte zwingend unter der Leitung eines Priesters stehen müssen (bisher wurden die Pfarrgemeinderäte wohl von Laien geleitet). Mit anderen Worten: die Kirche nimmt ihre Schäfchen stärker an die Kandare. Wenn ich das richtig verstehe, werden hier Entwicklungen des 2. Vatikanischen Konzils wieder 'einkassiert'. Ganz unabhängig von der 'Demokratiefrage' ist das auch kirchenpolitisch nicht unbedenklich: je mehr die Laien aus der Amtskirche verdrängt werden, desto mehr wächst das Risiko, dass sie auch religiös ihr Interesse an der Kirche verlieren.
Des Weiteren laufen die Planungen auf eine Auflösung von Kirchengemeinden durch Fusion hinaus; Pfarreiengemeinschaften sind anscheinend nur als Zwischenstadium gedacht (vgl. auf der Webseite des Bistums die Information "Weiterentwicklung der pastoralen Raumplanung 2025 vorgestellt" vom 30.01.12: "Die Neuordnung der pastoralen Räume soll mittel- bzw. langfristig durch
die Fusion von Pfarreien gefördert werden. Im Hinblick darauf soll das
Konzept der Pfarreiengemeinschaften weitergeführt und damit die
Übergangszeit gestaltet werden, jedoch mit dem klaren Ziel zur Fusion
hinzuführen. Im städtischen Bereich hat die Fusion ab jetzt Priorität.").
Noch gravierender ist aber offenbar der Umstand, dass Dr. Zdarsa Wortgottesdienste an Sonn- und Feiertagen nur noch für Ausnahmefälle (Altersheime, Krankenhäuser) zulassen will.
"Mehr als die bevorstehende Raumplanung 2025 oder die Zusammensetzung der
künftigen kirchlichen Gremien bewegt die Christen in der Region die
geplante Einrichtung zentraler Eucharistiefeiern" heißt es z. B. in dem Artikel "Pastorale Raumplanung. 2025 kann auch schon in drei Jahren sein" der Augsburger Allgemeinen vom 01.02.2012, in welchem kirchlich engagierte Laien aber auch die Befürchtung äußern, dass durch die Neuorganisation auch das ehrenamtliche Engagement zurückgedrängt werden könnte.
Für die Gläubigen bedeutet dass, dass "ihre" Kirche im Dorf oder Stadtteil dann dicht macht: zunächst sonntags, aber letztlich wird sie ja im Grunde überhaupt nicht mehr gebraucht. Zwar hat der Bischof das in einem Interview wieder relativiert (s. u.). Es klingt allerdings nicht sonderlich glaubhaft, sondern merkwürdig widersprüchlich, wenn er einerseits sagt:
"Es muss jeweils einen Ort geben, an
dem verlässlich und zur selben Zeit jeden Sonn- und Feiertag die Feier
der Eucharistie gewährleistet ist"
und andererseits:
"Angesichts unserer derzeitigen
personellen Besetzung heißt das aber überhaupt nicht, dass jetzt ab
einem Stichtag nur noch an diesem Ort eine Messe stattfindet ...".
Natürlich könnten die Priester Messen am Fließband lesen. Ausgestattet mit einem Porsche als Dienstwagen könnten sie (Staufreiheit vorausgesetzt) rasch von Kirche zu Kirche rasen (der Gesetzgeber könnte seinen Teil zur religiösen Effizienzsteigerung beitragen, indem er den Priestern Blaulicht gestattet und Befreiung von Geschwindigkeitsbeschränkungen gewährt). Ihre liturgischen Gewänder können die Gottesdiener gleich anbehalten (falls erforderlich, wird Porsche zweifellos gern ein Sondermodell konstruieren).
Auf diese Weise ließen sich ungeahnte Rationalisierungsreserven für den Gottesservice heben. Die Priester sind allerdings schon jetzt voll ausgelastet, und hauptsächlich verwaltend und kaum noch seelsorgerisch tätig: vgl. FAZ-Bericht "Priester.
Zu 15 Prozent Geistlicher, zu 85 Prozent Manager" vom 21.02.2012)
Allen Maßnahmen ist gemeinsam, dass sie im Ergebnis die Laien aus dem Gemeindeleben der katholischen Kirche verdrängen. Dabei ist vielleicht nicht einmal der Verlust an 'politischer Mitbestimmung' für das Kirchenleben das Entscheidende, sondern die Reduzierung von Möglichkeiten für die Gläubigen, sich rein religiös in kirchlichen Rituale einzubringen. In vielen Lebensläufen z. B. von Politikern erfährt man, dass diese in ihrer Jugend Ministranten waren. Weniger Gottesdienste bedeutet aber u. a. auch weniger Ministranten.
Mir persönlich kann es zunächst einmal gleichgültig sein; als Katholik (Laie oder Amtsträger) würde ich mich allerdings schon fragen, ob sich die Amtskirche damit nicht ein sauberes Eigentor reinknallt.
Die zukünftigen Gottesknechte tun mir schon jetzt Leid:
Was normale Arbeitnehmer karikieren ('Grufti am Arbeitsplatz') ist für katholische Priester bereits Realität: von denen wird auch im Ruhestand noch Arbeitseinsatz erwartet (insofern ist es natürlich praktisch, dass sie keine Familie haben). Und die aktiven werden zu 'rasenden Priestern'. (Vgl. auch den ersten Absatz in diesem - eucharistiechristischen - Text eines gewissen Werner Deppe, der in seiner Jugend als katholischer Messdiener einen achtzigjährigen gehbehinderten Priester am Altar stolpern und hinfallen sah bzw. diesen Artikel, wo man erfährt: "Über die Hälfte der aktiven Priester seines [Zdarsas] Bistums ist heute schon über siebzig.").
Nachlesen kann man dieses 'Anforderungsprofil' in einem offiziellen Papier auf der Bistumswebseite vom 30.01.12 (meine Hervorhebung):
"In jeder fusionierten Pfarrei bzw. Pfarreiengemeinschaft wird ein
zentraler Eucharistieort festgelegt, an dem an jedem Sonntag und
Feiertag zu gleichbleibender Zeit die Eucharistie gefeiert werden muss.
Dies ist die vom Kirchenrecht festgelegte Messfeier für die
Pfarrgemeinde. Darüber hinaus ist es ausdrücklich erwünscht, dass der
Pfarrer unterstützt von den in der Seelsorgeeinheit tätigen Priestern
und Ruhestandsgeistlichen auch an den anderen Orten Eucharistie ggf. in
wechselndem Rhythmus feiert. Von den angewiesenen Priestern wird
erwartet, dass sie neben der Vorabendmesse wenigstens 2 maximal 3
Gottesdienste am Sonntag feiern."
Ob der Priesterberuf durch die Verpflichtung zum Akkordmessedienst attraktiver wird, ist eher unwahrscheinlich. Zumal gehetzte Fließband-Eucharisten auch keine Zeit mehr haben, andere Menschen etwa in tieferen persönlichen Kontakten für einen derartigen Job zu interessieren. Auch für gesellschaftliche Aktivitäten bleibt dann keine Zeit mehr, d. h. im außerreligiösen Raum können zumindest die unteren Ränge der Amtskirchenhierarchie sich nicht mehr in die Gesellschaft einbringen: Die Kirche kickt sich selbst aus dem gesellschaftlichen Diskurs. Genial.
Voraussetzung für eine (religiöse und/oder soziologische) Beurteilung der bischöflichen Maßnahmen ist natürlich ein Verständnis der ideologischen (also hier: der religiösen) Dimension: Worum geht es für die katholische Kirche bei dem Thema 'Wortgottesdienst vs. Eucharistie'?
Unter dem Stichwort "Heilige Messe" informiert die Wikipedia: "Die Heilige Messe besteht aus zwei Teilen: der 'Liturgie des Wortes' (Wortgottesdienst) und der 'eucharistischen Liturgie'."
Für die Eucharistie ist (in der katholischen Kirche) ein Priester zwingend erforderlich. Wenn es weniger Priester gibt, kann die Kirche zwangsläufig auch nur eine geringere Anzahl an vollwertigen Messen anbieten.
Nun würden sich anscheinend sehr viele Gläubige durchaus mit einem bloßen Wortgottesdienst begnügen. Warum der Augsburger Bischof das ablehnt, begründet er in einem Interview mit der Katholischen Nachrichtenagentur (KNA) vom 25.02.12 wie folgt (meine Hervorhebungen):
KNA:
Wo sehen Sie die stärksten Vorbehalte?
Zdarsa:
Die richten sich nach meiner Wahrnehmung gegen den Begriff "zentraler
Eucharistieort". Dabei wird er schon länger in den Augsburger
Pfarreiengemeinschaften verwendet. Es muss jeweils einen Ort geben, an
dem verlässlich und zur selben Zeit jeden Sonn- und Feiertag die Feier
der Eucharistie gewährleistet ist. Angesichts unserer derzeitigen
personellen Besetzung heißt das aber überhaupt nicht, dass jetzt ab
einem Stichtag nur noch an diesem Ort eine Messe stattfindet, zu der
sich dann alle in Bewegung setzen sollen. Ich habe allerdings eine
Vision, mit der ich auch nicht hinter dem Berg halten will.
KNA:
Und die wäre?
Zdarsa:
Dass Gemeinden aus mehreren Orten sich längerfristig zu bestimmten
gemeinsamen Feiern zusammentun, etwa während der Kar- und Ostertage, an
Fronleichnam oder zu einer traditionellen Wallfahrt. Dass diese Feiern
gemeinsam vorbereitet und auch begangen werden. Ich halte das geradezu
für ein Seelsorgsprogramm in einer Pfarreiengemeinschaft. Das geschieht
an einigen Orten auch schon, wovon ich mich überzeugen konnte.
KNA:
Warum das strikte Nein zu Wort-Gottes-Feiern am Sonntag?
Zdarsa:
Zunächst einmal will ich klarstellen, dass Wortgottesdienste ihren
eigenen Wert für das Glaubensleben haben. Die Betrachtung der Heiligen
Schrift, Gebet und Lobpreis, Andachten aller Art können nur empfohlen
werden. Ich habe aber Anlass zur Sorge, dass das Bewusstsein für die
zentrale Bedeutung der Eucharistiefeier am Sonntag verloren zu gehen
droht. Wenn sich priesterlose Wort-Gottes-Feiern am Sonntag etablieren,
besteht die Gefahr einer Genügsamkeit. Man gewöhnt sich an den Notbehelf
und empfindet ihn gar nicht mehr als Mangel. Eine solche
Fehlentwicklung darf ich als Bischof nicht zulassen.
(Auch über die "Pastoralräte" äußert sich der Bischof in dem Interview; dazu hier nur soviel: "... auch für die Pfarrgemeinderäte galt [nach Kirchenrecht] bisher schon, dass ihre Beschlüsse
keine Gültigkeit erlangen konnten, wenn ihnen der Pfarrer nicht
beipflichtete."
Der Klerus hat sich also nicht nur in der rein religiösen Dimension die Macht der Vermittlung zwischen Laien und Gott vorbehalten, sondern auch organisatorisch die Kirche voll im Griff: die Laien dürfen ein wenig mitspielen, aber wenn es hart auf hart kommt sind sie nichts weiter als - Laienspieler.)
Aber zurück zur Eucharistie. Es ist gar nicht so einfach, sich als unbeleckter Außenstehender präzise Informationen darüber zu bekommen, worum es theologisch eigentlich geht, bzw. was - und vor allem durch wen bewirkt - dabei geschieht oder bewirkt wird.
Auf "katholisch.de", der offiziellen Homepage der Katholischen Kirche in Deutschland, finde ich dazu lediglich den Artikel "Danksagungsfeier für die Liebe Gottes". Der ist recht kurz. Er verschweigt zwar nicht, dass die römisch-katholische Lehre eine Verwandlung von Brot und Wein in den Leib Christi postuliert, aber Näheres darüber, wie das bewirkt wird, erfahren wir nicht: "Im eucharistischen Opfer wird die ganze, von Gott geliebte Schöpfung
durch den Tod und die Auferstehung Christi dem Vater dargebracht.
Christus wird in diesem Sakrament gegenwärtig durch die Verwandlung des
Brotes und des Weines in den Leib und das Blut Christi. ... In der Kommunion empfangen der Priester und die mitfeiernden Gläubigen
die eucharistischen Gaben, Leib und Blut Christi. Wer die Eucharistie in
der Kommunion empfängt, wird enger mit Christus vereint und dadurch
vereint ihn Christus mit allen Gläubigen zu einem einzigen Leib: zur
Kirche."
Man hat den Eindruck, dass dem Autor der magische Kern der Sache dubios erscheint, bzw. dass er negative Reaktionen ('fauler Zauber') befürchtet, wenn er detailliert darauf eingehen würde, auf welche Weise es zur Wandlung kommt.
Da überrascht es denn auch nicht, wenn man auf dieser Webseite unter "Transsubstantiation" (so der theologische Fachausdruck für diese behauptete Verwandlung) anstatt einer ausführlichen Erklärung des Sachverhaltes lediglich einen Artikel über das Fronleichnamsfest findet: "Der dunkle Fleck im Mond".
Was bei der Eucharistie (nach katholische Lehre) passiert, schildert das Wikipedia-Stichwort "Konsekration" wie folgt (meine Hervorhebung):
"Während der eucharistischen Liturgie spricht der Priester oder Pfarrer die Konsekrationsworte, die in der Bibel überlieferten Einsetzungsworte Jesu beim Letzten Abendmahl.
Für alle Christen ist damit das Gedächtnis des Leidens und Sterbens
Jesu im Rahmen der gemeinsamen Mahlfeier verbunden. Bedeutung und Gehalt
dieser liturgischen Handlung werden in den verschiedenen christlichen
Konfessionen aber unterschiedlich bestimmt und interpretiert. Nach römisch-katholischer Lehre geschieht dabei eine geheimnisvolle Wandlung von Brot und Wein in Leib und Blut Christi, die traditionell mit dem theologischen Begriff der Transsubstantiation (Wesensverwandlung) beschrieben wird (festgeschrieben 1215 beim IV. Laterankonzil). Dogmatisiert wurde die Transsubstantiationslehre jedoch nie, wenngleich auf dem Konzil von Trient festgestellt wurde, dass diese Lehre das Geschehen gut erkläre. Danach ist nach der Wandlung nicht mehr die Substanz, sondern nur noch die Gestalt (Akzidentien) von Brot und Wein gegeben. ... Die sakramentale Gegenwart Christi bleibt nach katholischem Verständnis auch nach der Heiligen Messe in den eucharistischen Gestalten erhalten, weshalb konsekrierte Hostien in römisch-katholischen Kirchen im Tabernakel aufbewahrt werden. ... Bei bestimmten Anlässen wird die konsekrierte Hostie in einer Monstranz zur Anbetung gezeigt (Aussetzung des Allerheiligsten, sakramentaler Segen, Fronleichnamsprozession).
"Etwas mehr verrät uns noch das Wikipedia-Stichwort "Eucharistie":
"Indem der Priester, der damit in persona Christi handelt, während des Hochgebetes die Einsetzungsworte „Das ist mein Leib“ und „Das ist mein Blut“ ausspricht (Konsekration), geschehe die geheimnisvolle Wandlung (Transsubstantiation) der Substanz von Brot und Wein in den wahren Leib und das wahre Blut Christi."
Wir halten also fest, dass eine Wandlung nur dann erfolgen kann, wenn
- sogenannte "Einsetzungsworte" (also eine rituelle Formel) gesprochen werden (im Rahmen der Heiligen Messe) und das kann
- nur ein Priester tun, ein Geweihter: erst die Priesterweihe (technisch: "Ordination") verleiht einem Menschen die Fähigkeit und die Macht, eine Transsubstantiation zu bewirken. Schließlich tritt
- dieses Ereignis mit absoluter Gewissheit immer dann ein, wenn diese beiden Voraussetzungen erfüllt sind.
Zwischen dem evangelischen und katholischen Verständnis liegt, wie wir auf der Webseite der katholischen Landjugend erfahren, ein entscheidender Unterschied:
"Eine Folge dieses unterschiedlichen Amtsverständnisses ist es, dass nach katholischer Lehre nur ein geweihter Priester der Eucharistiefeier vorstehen darf. Nur er kann im Namen Jesu Brot und Wein konsekrieren
(Verwandlung in Leib und Blut Christi). Nach evangelischer Auffassung
kann im Prinzip jede und jeder Getaufte das Abendmahl leiten. Es besteht
kein wesentlicher Unterschied zwischen der Vollmacht eines Pastors und
der eines (nur) Getauften. Diese unterschiedlichen Ansichten sind der
Grund für die Ablehnung
der Mahlgemeinschaft von katholischer Seite."
Die Katholische Kirche hat mit dem, was in ihrer Frühzeit zweifellos ein religiöser Schatz war (d. h. was ihr Macht über das Bewusstsein der Menschen verlieh) heute durchaus ein Problem. Magie war zwar schon immer theoretisch verboten, wurde aber durchaus praktiziert, und in alter Zeit dürfte es den Glauben der Menschen verstärkt haben, wenn sie die Kirche als eine Institution mit einer magischen Macht (einer magischen Verbindung mit Gott) wahrnahmen.
In unserer Zeit würde ihr das allerdings schaden, jedenfalls im intellektuellen, oder überhaupt im Oberflächen-Diskurs. Andererseits sind unter der Oberfläche sind magische, abergläubische usw. Vorstellungen durchaus noch weit verbreitet.
Die Kirche muss also versuchen, wie eine politische Partei ihre Erscheinungsform dem jeweiligen intellektuellen Stand ihrer Gläubigen anzupassen. Insgesamt scheint es der katholischen Kirche nicht geschadet zu haben, dass sie sich als notwendige Mittlerin zum Numinosen positioniert, und im Ergebnis (selbst wenn sie es explizit bestreiten dürfte) eine gewissermaßen magische Kompetenz beansprucht, diese Verbindung herzustellen, u. a. indem sie Gott via Transsubstantiation ins Kirchengebäude zitiert. Jedenfalls ist die Zahl der Kirchenaustritte bei den Protestanten weitaus höher, und das ist auch logisch. Zum einen ist protestantisches Denken kritischer, und insoweit dem Unglauben näher. Zum anderen braucht selbst ein protestantischer Gläubiger keine Kirche für sein Seelenheil.
Interessant - und möglicher Weise auch im vorliegenden Zusammenhang bedeutsam - sind allerdings die Werte für 2010, wo die Anzahl der katholischen Kirchenaustritte deutlich (wenn auch noch immer nicht dramatisch) höher lag als jene der Evangelischen: 181.193 kath. gegen 145.250 ev., und zwar wegen der in diesem Jahr hochgekommenen pädophilen Missbrauchsskandale von Klerikern an Ministranten, Schülern usw. [Zahlen für Bayern im Artikel "Gläubige kehren der Kirche den Rücken" im Donaukurier v. 06.04.2011].
[Erg.: Für Statistikdaten siehe auch das Wikipedia-Stichwort "Mitgliederentwicklung in den Kirchen"]
Jedenfalls wäre es angesichts der Zahlenverhältnisse in normalen Jahren völlig verfehlt, das Beharren der katholischen Kirche auf dieser Vermittlungskompetenz einfach als Machtwillen des Klerus zu diskreditieren: offenbar "bringt" ja das spezifische "Angebot" der katholischen Religion den Menschen etwas.
Andererseits zeigt aber die Umkehrung der Austrittsrelationen im Jahr 2010, dass auch die katholische Gläubigkeit nicht unumstößlich fest gegründet ist, und dass Austritte auch aufgrund
von Unzufriedenheit mit der Amtskirche erfolgen können.
Um aber noch einmal auf die Eucharistie, und die Frage einer Qualifizierung dieses (geglaubten) Vorgangs als Magie, zurückzukommen:
Auf der Homepage von Pfarrer Dr. Jörg Sieger erfahren wir u. d. T. " 'Dies ist mein Leib...' - die
Messe als eucharistisches Mahl" weitaus mehr, als uns die offzielle Webseite der katholischen Kirche in Deutschland verraten möchte. Dr. Sieger geht ausführlich auch auf den Magievorwurf ein (meine Hervorhebung):
"Dass man diese Worte so missverstanden hat, macht schon
deutlich, dass aus dem Wort über das Brot, dem "Hoc est enim corpus meum" die Zauberformel schlechthin wurde. Das "Hoc est corpus"
wurde nämlich zum "Hokuspokus" verballhornt und geistert als
solches bis heute durch sämtliche Zauberstuben der großen und kleinen
Magier. Demgegenüber sprechen wir aber, was die Eucharistie angeht,
von Wandlung und von Hochgebet. Wir sprechen wohlgemerkt von
"Hoch-Gebet" und nicht von Hoch-Zauber. Die Wandlungsworte haben
nämlich ihren Platz in einem Gebet."
Die (aus seiner Sicht) Widerlegung erfolgt am Ende eines Abschnitts über "Die 'Epiklese' " (meine Hervorhebung):
"Nach dem gemeinsamen "Sanctus", das meistens
gesungen wird, folgt nun in der Regel eine Überleitung, die zur sogenannten
"Epiklese" führt. Dieser meist völlig übersehene Teil bedeutet soviel wie
"Herabrufung des Heiligen Geistes" und ist einer der wichtigsten im
Hochgebet überhaupt. Ich zitiere ihn in der Form, wie er uns im zweiten Hochgebet
begegnet:
"Sende deinen Geist auf diese Gaben herab und heilige
sie, damit sie uns werden Leib und Blut deines Sohns, unseres Herrn Jesus
Christus." In diesen Worten wird ganz deutlich, dass es hier um ein
Gebet geht, und dass kein anderer wirklich handelt als Gott selbst. Sein Geist ist es, der uns in Brot und Wein seine Gegenwart
schenkt. Nicht das gemeinsame Tun der Menschen, und auch nicht irgend ein Tun
des Priesters - aus welcher Vollmacht auch immer - "machen" aus Brot
und Wein Leib und Blut sondern einzig und allein Gottes Geist."
Diskussionen über das "Wesen" von Dingen bzw. Sachverhalten entziehe ich mich gern mit dem Hinweis auf den Sprachgebrauch. Auch im vorliegenden Falle ist es müßig darüber zu streiten, ob die Wandlung ein magischer Akt IST oder nicht.
Der folgenden Aussage wird jedenfalls jeder neutrale Beobachter zustimmen:
- Wenn jemand ein äußeres Ereignis dadurch bewirkt, dass er eine rituelle Formel (in einem rituellen Zusammenhang) ausspricht,
- Wenn dieses Ereignis zwingend immer nach dem (richtigen) Aussprechen dieser Formel eintritt, und
- Wenn schließlich noch dieser Jemand dafür eine spezifische Kompetenz benötigt, die nicht intellektueller Natur ist, sondern die ihm in einer historischen Sukzessionskette (hier: seit den ersten Aposteln) durch Handauflegen gegeben wurde:
dann würde jeder, auch die Kirche, in jedem anderen Zusammenhang von Magie oder Zauberei sprechen.
Wenn aber schon die offizielle Webseite nur Wischiwaschi über die Eucharistie bringt (mutmaßlich aus Angst vor einer 'Zauberei-Debatte'), dann ist es natürlich nicht verwunderlich, wenn unter den Gläubigen selbst Verwirrung herrscht, und vor allem, wenn sie die zentrale Stellung der Eucharistie für den katholischen Glauben nicht begreifen.
Denn vom Standpunkt der Amtskirche kann ich den Bischof Dr. Zdarsa sehr gut verstehen, wenn er in dem o. a. KNA-Interview befürchtet, dass "das Bewusstsein für die zentrale Bedeutung der Eucharistiefeier am
Sonntag verloren zu gehen droht. Wenn sich priesterlose
Wort-Gottes-Feiern am Sonntag etablieren, besteht die Gefahr" dass sich die Gläubigen daran gewöhnen.
Und dann unterscheiden sie sich, was vom klerikalen Standpunkt aus natürlich äußerst gefährlich erscheinen muss, eigentlich nicht mehr von den Evangelischen, welche (nach ihrer Vorstellung) ohne Mittler mit Gott in Verbindung treten können.
Die (aus meiner Sicht magische, aber das ist hier unerheblich) Mittlerkompetenz der Priesterkaste scheint mir die raison d'être der katholischen Kirche zu sein, bzw., betriebswirtschaftlich gesprochen, ihr 'Markenkern', ihr 'Alleinstellungsmerkmal', welches sie im christlichen 'Marktsegment' von den Protestanten unterscheidet. Und welches ihr vermutlich auch hilft, ihre (zwar gleichfalls schwindende) Anhängerschar stabiler zu halten als die 'Konkurrenz' (s. o. Kirchenaustritte).
Die Frage ist allerdings, welchen Nutzwert ein (in diesem Falle für zudem extrem abstrakter) Markenkern für die Kunden noch hat, wenn die 'Firma' ihren sonstigen 'Service' derart verschlechtert, dass er den Kunden vieles von dem nicht mehr bietet, was sie erwarten (und bei anderen Konfessionen auch geboten bekommen)?
Die 'Dienstleistung' der Kirchen ist eben nicht nur (und im Grunde vielleicht nicht einmal in erster Linie) religiöser Natur, sondern ganz wesentlich auch eine gemeinschaftstiftende. Diese Funktion der, und diese Erwartung der Gläubigen an die, Kirche dürfte in eher ländlich geprägten Regionen, also auch hier im Allgäu, noch ausgeprägter sein als in den Städten. Diese gemeinschaftstiftende wird beschädigt, wenn die Mitwirkung der Laien schon rein zahlenmäßig (unabhängig von 'Mitbestimmungs'-Gedanken) zurückgedrängt wird. Ebenso wird sie beschädigt, wenn die 'relevanten' Gemeinschaften zu groß werden. Es ist ja allgemein bekannt, dass der soziale Zusammenhalt in den Dörfern sehr viel stärker ausgeprägt ist als in Städten, und dass er in Kleinstädten noch immer größer ist als in Megastädten.
In bürokratischer Hinsicht gilt zwar grundsätzlich, dass verschlankte Organisationen effizienter sind als verfettete. Aber die Kirche ist ja weniger nicht eine Organisation, von der eine preisgünstige Lieferung von Seelenheil erwartet wird. Gerade der harte Kern der Gläubigen erwartet, zumal auf dem Land, die "Lieferung" von Sozialkontakten und sozialem Zusammenhalt. Mit anderen Worten: in gewisser Weise ist, auf der untersten Ebene jedenfalls, die Organisation großenteils selbst das Ziel, und nicht einfach ein Mittel zur Erreichung von etwas anderem.
Jedenfalls wirkt auf mich das "Pastorale Raumkonzept" für das Bistum Augsburg auf mich als Außenstehenden die Zusammenlegung der Pfarreien und die Verweigerung von (Wort-)Gottesdiensten so ähnlich, als würde eine Regierung die Schließung von vier von fünf Apotheken anordnen und die Heil(ungs)bedürftigen informieren, dass sie halt eine weitere Anfahrt in Kauf nehmen müssen.
Werden die Kirchenmitglieder das Gefühl haben, für ihre Kirchensteuern keinen angemessenen spirituellen Service mehr zu bekommen?
Die eigentlich logische Folge aus dem Priestermangel einerseits, und dem (aus Kirchenperspektive theologisch richtigen) Beharren auf Gottesdiensten mit Eucharistie wäre nicht eine Forderung der Gläubigen, Wortgottesdienste zuzulassen, sondern die Forderung an die Kirche, gefälligst für eine ausreichende Zahl von Priestern zu sorgen. Was natürlich nur durch einen Verzicht auf das Zölibat möglich wäre. Aber für derartig 'radikale' (wiewohl eigentlich nur konsequente!) Forderungen sind die Schäfchen offenbar noch viel zu brav.
Genau diese Forderung nach mehr Priestern, zu bewirken durch Erleichterungen beim Zugang zum Priesteramt, erhebt auch die innerkirchliche (amtskirchenkritische) KirchenVolksBewegung "Wir-sind-Kirche". In deren Pressemitteilung zur Pastoralen Raumplanung 2025 vom 31.01.12 "Raumplanung 2025 Augsburg. Wir sind Kirche fordert: Reformen statt Kosmetik" heißt es (meine Hervorhebungen): "Das Agieren des Bischofs angesichts eines stringenden [?dringenden?] Priestermangels in
der Diözese Augsburg ist nur schwer zu verstehen. Seine erste Sorge
müsste sein, dass das Leben in den Gemeinden nicht nur erhalten bleibt,
sondern sich weiter entfaltet, denn die Gemeinden sind Kirche im voll
umfänglichen Sinn. Die Zurückweisung des Engagements der Laien, indem
Wort-Gottes-Feiern am Sonntag zugunsten zentraler Messfeiern verboten
werden, ist ebenso wenig hinnehmbar, wie die Zerschlagung gewachsener
Pfarreistrukturen und die Auflösung von demokratisch gewählten
Pfarrgemeinderäten zugunsten weisungsgebundener Pastoralräte.
Das kosmetische Konstrukt Bischof Zdarsas, dem Priestermangel dadurch zu
begegnen, in immer größere Seelsorgsräume auszuweichen, um dann die
Mobilität der Gläubigen einzufordern, wird sich als ein (weiterer)
Fehlschlag erweisen. ..... Was Not tut, ist, dass sich die Bischöfe in Deutschland ..... die seit langem geforderten
Reformen in Angriff nehmen. Wer die Zulassungsbedingungen zum
Priesteramt nicht verändern will, wer Frauen von Weiheämtern ausgrenzt
und dadurch die Versteppung der Kirchengemeinden vorantreibt, muss
gewärtig sein, dass die Gläubigen andere Weiden suchen oder die Flucht
ergreifen."
Jenseits der sachlichen Dimension stellt sich vor dem Hintergrund, dass die anderen deutschen Bischöfe Wortgottesdienste anscheinend nicht verbieten [?] natürlich auch die Frage, ob es dem Augsburger Bischof Dr. Konrad Zdarsa wirklich (nur) um die Sache geht, oder ob er sich nicht vielleicht auch als Kandidat für höhere Aufgaben gegenüber den römischen Hardlinern zu profilieren sucht. Schließlich wird die römische Zentrale gewusst haben, wen sie da nach Augsburg schickt.
Der Donaukurier hat am 26.02.2012 ein Interview mit Dr. Zdarsa u. d. T. "Ich habe mir diese Aufgabe nicht ausgesucht" veröffentlicht (auch hier auf der Bistumsseite im Anschluss an das KNA-Interview nachzulesen), in dem mir aus dem einen oder anderen Grunde nachfolgende Passagen besonders aufgefallen sind (meine Hervorhebungen):
"Herr Bischof, wie nahe gehen Ihnen die Diskussionen und Konflikte um Ihre Pastorale Raumplanung?
Konrad Zdarsa: Das ist kein Spaziergang gegenwärtig,
weil man auf der einen Seite nicht mit solchem Widerspruch gerechnet
hat. Auf der anderen Seite wird es einem erschreckend deutlich, wie
notwendig es war, ohne dass ich mich damit profilieren will, ein ganz,
ganz wichtiges Thema unserer Kirche anzusprechen."
Da er die Profilierungsfrage von sich aus anspricht fragt man sich automatisch, ob er nicht doch gerade dies im Sinn hatte.
"Ich ... erkläre [in einem aktuellen Hirtenwort],
dass die Zeit gekommen ist für einen respektvollen und vernünftig
geführten Dialog."
"Respektvoll" kann nur heißen, dass die Laien gefälligst die Weisungsbefugnis des Bischofs zu akzeptieren haben; mit "vernünftig" dürfte gemeint sein, dass sich die Widersacher darauf beschränken sollen, innerhalb der von ihm vorgegebenen Linie über Details zu debattieren.
"Gegen den Wortgottesdienst ist überhaupt
nichts einzuwenden, sondern gegen die eucharistielose Organisation des
Sonntags. Christliche Gemeinschaft entsteht nicht dadurch, dass wir uns
versammeln, sondern dass wir uns rufen und sammeln lassen von dem, was
der Herr will."
"Die Aufregung im Bistum ist auch deshalb so groß, weil die Leute
fürchten, die Dorfkultur, in deren Mitte die Kirche steht, könne
verkümmern.
Zdarsa: Hier sind die Ursachen falsch gesetzt. Die
Kultur des Dorfes hat sich entwickelt aus dem katholischen, christlichen
Geist und aus der gelebten Katholizität. Und nicht umgekehrt, dass etwa
die Kirche aktiv werden müsse, um eine noch bestehende Kultur
aufrechtzuerhalten."
Diese Antwort kann ich intellektuell nicht nachvollziehen. Die Gläubigen verlangen von ihrer Kirche ja nicht, dass diese eine Kultur aufrechterhalten solle. Sie verlangen vielmehr die Erlaubnis, weiterhin Katholizität in Pfarrgemeinden von überschaubarer Größe leben zu dürfen. Ohne Gottesdienste dürfte es unmöglich sein, Katholizität vor Ort zu leben. Den Gläubigen wird im Ergebnis ein wohnortnahes "Leben von Katholizität" verboten.
"Was spricht dagegen, die Gottesdienste sonntags an wechselnden
Orten innerhalb der neuen Einheiten zu feiern, also nicht nur am
Hauptfusionsort?
Zdarsa: Dieses Wort möchte ich streng von mir
weisen. Von einem Hauptfusionsort ist nie die Rede gewesen. Diesen
technischen Begriff Fusion habe ich nur ein einziges Mal verwendet, und
dann in dem Zusammenhang, dass die Beteiligten selber darüber
entscheiden, ob diese Lösung nach einem Zusammenwachsen zu größerer
Einheit überhaupt infrage kommt."
Diese Antwort steht im Widerspruch zu dem o. a. Bistumsdokument "Weiterentwicklung der pastoralen Raumplanung 2025 vorgestellt", wo Pfarrgemeinschaften nur als Zwischenstufe auf dem Weg zu Fusionen gesehen werden. (Zdarsa hat sogar bereits eine Zwangsfusion von Kirchengemeinden angeordnet.)
" ... Ich habe Leute kennengelernt,
die fahren anderthalb Stunden, um zur Feier der heiligen Messe zu
kommen. In Sulzberg im Allgäu habe ich einen Mann kennengelernt, der
geht jeden Sonntag – egal ob Regen oder Sonnenschein – fünf Kilometer zu
Fuß zur heiligen Messe."
Wer viel fährt, verbraucht viel Sprit. Wenn es die Kirche als ihren Auftrag ansieht, die Schöpfung zu bewahren, sollte sie besser nicht die Umweltzerstörung fördern.
Und die Zahl jener Menschen, die überhaupt bereit sind, weite Fahrten (oder gar Fußmärsche) auf sich zu nehmen, um sonntags eine Kirche aufzusuchen, dürfte sich in überschaubaren Grenzen halten.
Psychologisch interessant ist der folgende Dialog zwischen Interviewer und Interviewtem:
"Es dürfte schwierig sein, solche Neuerungen gegen die Stimmung in den Gemeinden durchzusetzen.
Zdarsa: Sollte man sich bei verantwortungsvollen
Entscheidungen von Stimmungen leiten lassen? Wer wichtige Entscheidungen
zu fällen hat, der schaue nicht auf das Gesicht der anderen, hat mal
einer gesagt. Wir haben doch da eine Verantwortung, nicht nur für uns
selber, sondern auch für die anderen und vor Gott. Von Stimmungen dürfen
wir uns da nicht leiten lassen.
Unsere Leser werden Ihnen diese Antwort als Arroganz auslegen.
Zdarsa: Damit muss ich rechnen. Dagegen kann man nichts tun."
Im Klartext: In meinem Bistum wird gemacht, was ich sage, und was meine Schäfchen darüber denken, ist mir ja sowas von gleichgültig .... .
"Es geht den Gläubigen [bei ihrer Kritik an der Ersetzung der Pfarrgemeinderäte durch Pastoralräte] um nichts Geringeres als Demokratie in der Kirche.
Zdarsa: Kirche ist keine Demokratie. Das ist leider
ein Missverständnis. Sondern wir sind ausgerichtet auf Christus. Jeder
hat seine Aufgabe, seinen Dienst, und den darf er nicht durchführen aus
Selbstherrlichkeit oder Machtbewusstsein, sondern im Dienst an Christus
und den Gläubigen.
Der Regensburger Bischof Gerhard Ludwig Müller schaffte schon
2005 die Pfarrgemeinderäte ab und setzte Pastoralräte ein. Viele wandten
sich deshalb von der Kirche ab.
Zdarsa: An jeden Einzelnen ist die Gewissensfrage
gestellt, wie er zu den Strukturen steht, die von Christus in seiner
Kirche vorgegeben sind. Und ob er einen Aufstand inszeniert oder sich
auf die Herausforderung besinnt, die durch den Glauben an uns gestellt
ist, liegt an jedem selbst."
Mit anderen Worten: Was ich mache, ist von Gott befohlen [fragt sich nur, warum der liebe Gott oder der Heilige Geist das nicht auch den anderen deutschen Bischöfen befohlen hat?], und wer sich dagegen wendet, der "inszeniert einen Aufstand" [!]. Hier zeigt Zdarsa, was er unter "respektvollem Dialog" versteht.
Da überrascht es dann auch nicht mehr, dass das Bistum einigen Dekanen, die sich ebenfalls gegen die Reform ausgesprochen haben, den Rücktritt nahegelegt hat! Anordnen mochte man ihn wegen des großen Rückhalts dieser Dekane in den Reihen der Kirchenmitglieder dann allerdings doch nicht. Aber die Kirche hat nicht nur einen großen Magen, sondern vor allem ein gutes Gedächtnis. Eventuelle Hoffnungen auf einen Aufstieg in der Hierarchie können sich diese Rebellen sicherlich abschminken.
"Aber die Kritiker sind nicht in schlechter Gesellschaft. Sogar
Kardinal Reinhard Marx hat gesagt, er halte es für sinnwidrig,
Wortgottesdienste abzuschaffen. .....
Gerade in den Gemeinden, die an das Bistum München-Freising
grenzen, nehmen die Leute wahr, dass das Thema in ihrem Nachbarbistum
ganz anders gehandhabt wird. Dürfen die Gläubigen nicht eine
einheitliche Haltung innerhalb der Kirche erwarten?
Zdarsa: Sie können eine einheitliche Haltung in der
Kirche erwarten, aber die kann nur begründet sein auf den Grundlagen
unseres Glaubens. Einheit ist kein Meissner Porzellan, das im Schrank
steht und das man, wenn kein Bombenangriff kommt, durch alle
Generationen hindurch bewahrt. Einheit ist eine immer neue
Herausforderung für alle Glaubenden."
Interessant, weil Zdarsa a) Den Gegensatz zum Münchener Bistum einräumt und b) implizit behauptet, dass er auf den Grundlagen des katholischen Glaubens steht. Woraus logisch zwingend folgt, dass Dr. Zdarsa den Standpunkt des Münchener Erzbischofs und Kardinals Dr. Reinhard Marx außerhalb des katholischen Glaubens sieht. Pikant.
"Als Sie nach Augsburg kamen, waren die Erwartungen sehr hoch.
Nach den Turbulenzen um Ihren Vorgänger Walter Mixa sollten Sie Brücken
bauen. Umso größer ist jetzt die Enttäuschung darüber, dass davon wenig
zu sehen und zu spüren ist.
Zdarsa: Wissen Sie, Enttäuschung ist ein positives
Wort. Da wird von jemand eine Täuschung genommen, eine Erwartung, die
man sich selber ausgedacht hat, die so nicht erfüllt werden kann. Ich
habe mir diese Aufgabe nicht ausgesucht."
Ein merkwürdiger Denk-Sprung von einer Neubewertung des Begriffs "Enttäuschung" zu dem ziemlich pampig klingenden "Ich habe mir diese Aufgabe nicht ausgesucht". Mit diesem Satz verschanzt sich Zdarsa zugleich hinter höheren Mächten: Ich wurde dazu berufen (von Gott oder der Kirche?) diese Reform genau so durchzuführen, wie ich das jetzt mache.
Dieses Interview ist schon eine außerordentlich aufschlussreiche Lektüre zur Denkweise des Augsburger Bischofs.
Die Zeitschrift "Tabula Rasa" brachte am 07.02.12 in dem Artikel "Bischof Konrad und die Gerechtigkeit" (von Alexander Kissler) einen Bericht über eine Predigt von Bischof Zdarsa in der Augsburger St.-Margreth-Kirche, wo die klassische lateinische Messe gefeiert wird. Die folgende Passage gibt vielleicht bessere Einblicke in das Denken von Zdarsa als das Studium offizieller Dokumente:
" „Immer wenn die Heilige Schrift vorgetragen wird, spricht Christus selbst zu uns, der erhöhte Herr. Darum ist es nur Aufgabe des geweihten Priesters, das Evangelium zu verkünden. Nur er stellt seine Person, seine Stimme, auch die Anstrengung seines Gedankens bei der Predigt Christus zur Verfügung, damit Er zur Sprache kommen kann, damit Er sich den Menschen mitteilen kann. Welch hohe Verantwortung haben wir bei der Verkündigung des Evangeliums! Im Laufe der Zeit hat sich bei uns vieles auf die Priester konzentriert. Wir sollten uns (…) auf unsere persönliche Berufung besinnen und diese ausführen und nicht versuchen, dass jeder aus Gerechtigkeitsgründen jedes machen kann. Nein, jeder muss seiner Berufung gemäß handeln. Das gilt es zu respektieren. Niemand soll sich anmaßen, was eigentlich die Berufung eines anderen Menschen ist – aus Gnade wohlgemerkt und nicht aus eigenem Verdienst"."
Mit anderen Worten: Zdarsa geht es mitnichten nur um die Eucharistie und die alleinige Wandlungsbefugnis der Geweihten: Selbst die Verkündigung des Evangeliums will er ausschließlich den Priestern vorbehalten. Keine Chance für Laienprediger (und nicht einmal für die ebenfalls - aber auf niedrigerer Stufe - geweihten Diakone!).
Nun ja: Mit diesem klerikalen Machtanspruch müssen sich ggf. die katholischen Gläubigen auseinandersetzen. Auf jeden Fall sollten sie wissen, dass ihr Bischof ein Verkündungsmonopol der Priester für das Evangelium anstrebt. Wie in (mittel-)alten Zeiten.
Nachfolgend eine weitgehend unsystematische und eher zufällige Materialsammlung bzw. Linksammlung.
KIRCHLICHE DOKUMENTE, STELLUNGNAHMEN usw.:
"Weiterentwicklung der pastoralen Raumplanung 2025 vorgestellt. Kirchliches Leben vor Ort soll sichergestellt werden – Verwaltung wird
vereinfacht – Bistumsstruktur wird zukünftigen Erfordernissen angepasst" vom 30.01.12 auf der Diözesanwebseite.
"Eucharistiefeier durch nichts zu ersetzen. Augsburger Generalvikar Knebel zur Zukunft der Seelsorge": Interview der Katholischen Sonntagszeitung mit dem Generalvikar (Stellvertreter des Bischofs und zuständig für die Verwaltung der Diözese, also gewissermaßen die Graue Eminenz der Bischöfe) Prälat Karlheinz Knebel vom auf der Bistumswebseite vom 04.01.12.
INNERKIRCHLICHE KRITIK:
Die 'Rebellenwebseite' "Pfingsterklärung" berichtet hier über das Echo auf die Aktion "Kirche umarmen". (Bei dieser Aktion wurden Menschenketten um die Kirchengebäude gebildet.)
"Bischof Zdarsa nicht in Bayern angekommen. Zu den geplanten Strukturänderungen in der Diözese Augsburg" Leserbrief im Donaukurier vom 06.03.12 von Birgid Neumayr. Auszüge: "Ich war viele Jahre in der katholischen Kirche ehrenamtlich engagiert ... . Die Entscheidung, Wortgottesdienste am Sonntag nicht mehr zuzulassen, zeigt, dass Bischof Zdarsa nicht in Bayern angekommen ist. ... Eine Reform aufgrund des Priestermangels ist unumgänglich. Auch Pfarreiengemeinschaften sind nachvollziehbar. Wir sind es aber gewohnt, am Sonntag in unserer angestammten Kirche unseren Gottesdienst zu feiern. Fahrten in die Nachbarpfarrei werden gemacht, wenn der/die Gläubige mit dem Pfarrer nicht zurechtkommt. Ansonsten spielt die Musik in der Heimatpfarrei. Die Möglichkeit, Wortgottesdienste am Sonntag zu Hause zu feiern (vorausgesetzt, eine Eucharistiefeier ist nicht möglich), dient der Gemeinschaft. ... Sonntag für Sonntag treffen sich Menschen in ihrer Kirche, um sich im Glauben zu stärken. Auf dem Weg zur Kirche und wieder nach Hause sehen sich Menschen, pflegen Kontakte, nehmen am Leben der anderen teil. ... Durch die Entscheidung von Bischof Zdarsa und seinen Beratern sollen wir in Zukunft fahren, um den sonntäglichen Gottesdienst zu feiern. ... Wer fährt in Zukunft? Einige junge Leute, einige Familien, fast kein „Mittelalter“ und fast keine Senioren. Die Menschen bleiben dann lieber zu Hause und verzichten auf den Sonntagsgottesdienst. Für mich bedeutet Glaube nicht nur Eucharistie, sondern Kraft, Leben, Vertrauen und Stärkung. Die Eucharistie ist sehr wichtig, aber genauso wichtig ist die Gemeinschaft. Beim Gottesdienst treffen sich Gleichgesinnte, Bekannte, Freunde, die gemeinsam (Wort-)Gottesdienst feiern."
Ich vermute mal, dass dieser Leserbrief die Gründe für die allgemeine (Miss-)Stimmung der Kirchgänger gegen die Zdarsa-Dekrete gut wiedergibt.
Auf der Webseite der KirchenVolksBewegung hat eine Sigrid Grabmeier unter "Eucharistie im Baumarkt!" [vgl. dazu hier: "Hinter verschlossenen Türen und in einem kleineren Kreis von Kirchenmitarbeitern soll ... [Zdarsa gesagt] haben: 'Die Leute fahren heute ja auch für drei Schrauben zum Baumarkt, dann können sie auch am Sonntag zur Kirche fahren'." Das enthüllt enorm viel über sein Verständnis vom "Hirtenamt" über die ihm anvertrauten "Schafe"!] eine bissige Polemik publiziert (März 2012):
"Die deutschen Bischöfe haben in ihrem Pastoralen Schreiben „Mitte und Höhepunkt des ganzen Lebens der christlichen Gemeinde“ von 2003 die Bedeutung der Wortgottesfeiern hervorgehoben: „So ist es in vielen Situationen wünschenswert und sinnvoll, dass die Gemeinde dennoch zusammenkommt, um miteinander auf das Wort Gottes zu hören und zu beten…. Wenn keine Messfeier möglich ist, können die Wortgottesfeiern an Werktagen und in den vom zuständigen Diözesanbischof näher zu bestimmenden Notfällen auch an Sonntagen gefeiert werden.“ Aber davon hält Zdarsa nichts. [Wogegen aus objektiver Sicht allerdings darauf hinzuweisen wäre, dass die Bischöfe Wortgottesdienste ausdrücklich nur für "bestimmte Notfälle" vorsehen!] Deshalb sollen die Menschen, die ja alle auch in die Oper und in den Baumarkt fahren, an einen zentralen Gottesdienstort kommen. Und an den Kirchentüren steht am Sonntag dann: „Gotteshaus geschlossen – wenden Sie sich an Ihren zuständigen Baumarkt“ oder „Unbeaufsichtigtes gemeinsames Beten und Singen am Sonntag verboten“ oder „Betreten der Kirche nur mit bischöflicher Sondergenehmigung“. Mag sein, dass hinter den schroffen Worten des Bischofs ein weitblickender Plan steht: zuerst werden die Kirchen komplett geleert, dann profaniert, um sie dann einer menschenfreundlichen und attraktiven Neuverwendung zuzuführen wie z.B. die Kletterkirche in Mönchengladbach, die ein weitreichendes Angebot für Familien, Senioren und Sportkletterer hat, zudem Öffnungszeichen [recte: Öffnungszeiten], die den Menschen entgegenkommen. Irgendwo findet sich dann schon ein Fleckchen für die Eucharistiefeier – zur Not im Baumarkt."
Die gleiche Webseite berichtet über die "Aktion „Kirche umarmen“ im Bistum Augsburg", die am 04.03.2012 stattfand (Liste der offiziell teilnehmenden Pfarreien auf der Webseite "Pfingsterklärung").
Der Pfarrgemeinderat der Kaufbeurener Pfarrei St. Ulrich (hier ein Foto von der dortigen 'Kirchenumarmung') empört sich über die: "Pastorale Raumplanung 2025" (meine Hervorhebung): "Augsburg hat gesprochen. Die Sache ist nicht abgeschlossen. [Eine Anspielung auf den Spruch "Roma locuta, causa finita" über die kirchenrechtliche Letztenscheidungskompetenz des Vatikan.] Die Diskussion ist entbrannt. ... Unser Pfarrgemeinderat zeigte sich schockiert beim Lesen der neuen Pläne. Gerade weil wir wissen, dass sich vieles ändert, und weil wir uns dem nicht verschließen wollen. Doch anstatt verstärkt das Mitwirken der Laien zu fördern, drängt das Vorgehen der Diözesanleitung die Laien an den Rand. Die Pfarrgemeinderäte werden aufgelöst. Wortgottesfeiern werden an Sonn- und Feiertagen nicht mehr erlaubt. Aus der Hochschätzung der Eucharistie wird eine Geringschätzung des Lebens der Christen. Weil wir ja sagen zum Leben der Kirche vor Ort, sagen wir nein zu dieser Planung."
Webseite der "Kemptener Erklärung".
Webseite "Bistumsreform Augsburg" des "Initiativkreis Bistumsreform". Auf dieser Webseite finden wir eine (knallharte) "Erklärung der Initiative Bistumsreform zur Broschüre 'Das Bistum auf dem Weg in die Zukunft – 2025 - Dialog und Information' ", aus der wir uns einige für mich zentrale Sätze notieren wollen (meine Hervorhebungen): "Bei den Vielen, die sich bisher zur Neuordnung der Diözese kritisch
geäußert haben, wurde die Bedeutung der Eucharistiefeier an Sonntagen
nie in Frage gestellt. Die Feier der heiligen Messe ist jedoch bereits
heute wegen des Mangels an Priestern nicht mehr in jeder Pfarrgemeinde
möglich. Der Bischof hat die Aufgabe die Besetzung der Pfarreien mit
Priestern zu sichern. Kann er dies nicht, dann hat die Kirche andere
bekannte und immer wieder vorgetragene Möglichkeiten. Das von der
Bistumsleitung verhängte Verbot der Wort-Gottes-Feier am Sonntag ist
weder theologisch noch mit Rücksicht auf dörfliche Strukturen in weiten
Teilen unserer Diözese zu rechtfertigen, noch ökologisch auf dem Weg in
die Zukunft verantwortbar. ... Keine Antwort gibt die Broschüre des Bistums Augsburg, warum auch die
bisher gültige Struktur des Diözesanrates, der Dekanatsräte und der
Pfarrgemeinderäte unter Vorsitz eines Laien komplett aufgelöst und es
damit künftig einen Pastoralrat unter Vorsitz eines Priesters geben
muss. ... Mündige Laien in der Kirche von Heute erkennen
trotz des jetzt gegebenen Hinweises auf die Möglichkeit von Wahlen
dieses Pastoralrates, dass damit bisherige aktive und bewährte
demokratische Laienstrukturen in der Kirche zerschlagen werden. Die
Begründung der Bistumsleitung, dass ja bei den letzten Wahlen zum
Pfarrgemeinderat, nicht immer genügend Kandidaten gefunden wurden,
trifft auf den Großteil der Gemeinden in der Diözese nicht zu." [Der Gute Hirte hätte also eine faktenwidrige Scheinbegründung vorgeschoben!]
»Lasst die Kirche im Dorf« forderte auch die (katholische) Webseite "Publik Forum" und brachte einige interessante Informationen bzw. trug einige Punkte zusammen, die auch ich oben teilweise angesprochen habe (meine Hervorhebungen): "Im Bistum Augsburg leben 1,36 Millionen Katholiken in 1000
Pfarrgemeinden. Sie werden von knapp 670 Priestern betreut, Tendenz
fallend. Ein akuter Mangel an Priestern beschäftigt die katholische
Kirche bereits heute; in den kommenden Jahren wird sich die Situation
weiter verschlechtern, denn über die Hälfte der aktiven Priester ist
bereits über 70 Jahre alt. ... Pater Ulrich Keller, Pfarrer in Thalfingen und Elchingen, sieht die
Aktion aber keinesfalls als Zeichen gegen Bischof Konrad Zdarsa, sondern
vielmehr als Liebeserklärung an die Kirche am Ort. ...
Mit der Distanz, so Kellers Befürchtung, sinke auch die Bindung an die
Glaubensgemeinschaft. Freiwilliges Engagement werde dann selten ... .
»Ohne das Leben innerhalb einer Kirchengemeinde, ohne Ministranten und
Kirchenchor, ohne Gremien und Kinderkirche wird das Gebäude zum bloßen
Museum«, befürchtet er."
Keller betont auch die soziale Dimension:
"Die Planung der Diözese in ihrer jetzigen Form stelle die Feier der Eucharistie über die soziale Dimension einer Gemeinde, kritisiert Keller. »Das ist schade«."
INNERKIRCHLICHE UNTERSTÜTZUNG:
Die "Freiburgbärin" kommt in ihrem Blog-Eintrag vom 29.03.12 dem bedrängten Bischof zu Hilfe. "Solidarität mit Bischof Zdarsa von Augsburg – Was nun?" Sie berichtet dort über eine Unterschriftenaktion ("Aufruf: Solidarität mit Bischof Zdarsa von Augsburg") des "Forum Deutscher Katholiken" (Eigenbeschreibung: "Das Forum will papst- und kirchentreue Katholiken unterschiedlicher Spiritualität und geistlicher Ausrichtung in katholischer Weite ... zusammenführen"). 1.200 Unterschriften hat die Aktion erbracht; somit haben (in ganz Deutschland!) nicht einmal 1 Promille der Katholiken im Bistum Augsburg für Zdarsa unterschrieben. Nicht gerade eine bärenstarke Unterstützung!
Eine Facebook-Seite "Gebet für Bischof Konrad" hat 126 Unterstützer per 10.04.2012. Nicht eben überwältigend bei 1,4 Mio. Katholiken im Bistum.
FORENDISKUSSIONEN, BLOG-EINTRÄGE usw.
"In Solidarität mit Bischof Zdarsa von Augsburg" Eine Debatte pro und kontra im Forum von kathweb (Webmaster lt. Impressum: St. Benno Buch- und Zeitschriftenverlagsges. mbH, Leipzig).
Bei dem Blog-Eintrag "Bischof Zdarsa im Himmel dort oben schütteln sie alle den Kopf wegen Dir" (Blogs der Augsburger Zeitung) von einem gewissen Erhard Achstaller (von dem ich bereits oben, zu einem anderen Eintrag, gesagt hatte, dass er dem Bischof die Meinung geigt) ist nicht nur der Inhalt lustig zu lesen; vielmehr sind auch die anschließenden Leserkommentare sind aufschlussreich. Sie sind nämlich in der Summe eher pro-Zdarsa. Mit Ausnahmen: Leserkommentator isar50 etwa bringt ausdrücklich den Dienstleistungscharakter ins Spiel: "Sollte sich der Bischof durchsetzen mit seinem "lean management", dann sollte man den geistlichen Herrschaften halt auch die Kirchensteuer schmälern oder besser ganz abschaffen ... . Wenns die Kirche nicht fertig bringt, Ihren "Fachkräftemangel" zu beheben, warum sollen wir noch für etwas Nicht-vorhandenes zahlen?".
Über die Zeit vom 28.01.12 (der aktuell allererste Eintrag vom 02.03.12 wurde offenbar nachträglich eingefügt) bis (derzeit) 04.04.12 erstreckt sich eine 11-seitige Forendiskussion in der Augsburger Allgemeinen (die von der Reaktion durch eine Verlinkung jeweils aktueller einschlägiger Zeitungsartikel immer angeheizt wurde bzw. wird), die aktuell unter dem (wohl nicht ursprünglichen) Titel steht "Protest gegen Reformpläne von Bischof Zdarsa: Am Sonntag werden Kirchen umarmt". Einige Kostproben aus den (weit überwiegend kritischen) Kommentaren (Hervorhebungen von mir):
- "Jede
Firma, die angesichts Kundenschwund so agieren würde, wäre innerhalb
kürzerster Zeit pleite und das mit Recht. Ich frage mich wirklich was
ich in dieser Kirche noch zu suchen habe. Ich soll den Mund halten, aber
darf die Gedankenpfürze eines absolutistischen Herrschers finanzieren
um dabei den Karren frontal an die Wand zu fahren. Haben die
Herrschaften eigentlich Ahnung wie's vor Ort zugeht? Ich ziehe inzwischen wirklich ernsthaft in Erwägung altkatholisch zu werden."
- Über "Indische „Gastarbeiter“ die man nicht versteht" schreibt jemand die "Meldung einer Allgäuerin zur Besetzung der Pfarrerstellen: "Woisch,
na kommt do wiedar so a schmaals Inderle, dean fütter mer dann erscht
amal raus... na, schreib mer eam da Pregidg ond na breng mer eam Deitsch
bei. Ond wenner na Deitsch kaa, nau gat r wiedr!" [(Für mich - und für Sie - eine Chance, allgäuerisch zu lernen!) 'Weist du, da kommt dann wieder so ein dünnes Inderchen, den füttern wir erstmal richtig, dann schreiben wir ihm die Predigt und dann bringen wir ihm Deutsch bei. Und wenn er dann Deutsch kann, geht er wieder.']
- "Und eines vergißt unser Bischof. Die letzten 2 Neupriester aus unserer
Gemeinde sind beide aus der Jugendarbeit bzw. aus den Ministranten
hervor gegangen. Wenn wir die örtlichen Strukturen nicht mehr haben,
werden sich langfristig noch weniger für das Priesteramt entscheiden.
Unabhängig davon haben wir unsere besten Kapläne durch Heirat verloren.
Da wäre auch ein Potential was eine Überlegung wert wäre."
- "Gegen Arroganz gibt ein Mittel! Kirchenaustritt!"
- "Wo er recht hat, hat er recht: Die katholische Kirche ist keine
Demokratie, denn sie ist entstanden unter den römischen Kaisern und ist
mit dieser Linie immer gut gefahren."
- "TomTinte" meint, offenbar sarkastisch: "Wenn kirchlichen Gemeinden zusammengelegt werden, werden doch eventuell
Kirchen nicht mehr genötigt. Die freigewordenen Kirchen könnte man doch
dem Islam für Moscheen zur Verfügung stellen. So bleibt es ein Haus
Gottes."
- "Kirche ist keine Demokratie - die Aussage ist unfreiwillig komisch. Unser werter Herr Bischof bringt etwas durcheinander, die Frage ist: Geht es um organistorische / disziplinarische Fragen oder geht es um Glaubensinhalte. Beides synonym zu behandeln würde heißen, ich erachte jeden Inhalt als sakrosankt und entziehe ihn damit nicht nur jeglicher Kritik sondern auch jeglicher Kontrolle. Des hättens wohl gern die Herrschaften. Sagt ihm vielleicht mal jemand, dass die Abstimmung mit den Füßen schon längst begonnen hat?"
- "Die Kirche muß im Ort bleiben. Es ist nicht nur ökologisch falsch wenn
die Gemeine zum Priester fahren soll ...
sondern das Leben spielt sich in der Gemeinde ab. Dass die Kirche zu
wenig Priester hat, ist ein hausgemachtes Problem, dem seit Jahrzehnten
nichts entgegengesetzt wird, außer der Hilfe, aus allen Ländern in denen
Kirche als solche besser funktioniert. Wir haben hier unseren Pfarrer
aus Polen und unseren Kaplan aus Indien. ... Bei uns ist die Kirche im Dorf, mitten in der Gemeinde - wenn die
fehlbesetzten Herren in Augsburg es nicht verstehen, werden die Füße
abstimmen."
- "... empfinde ich es sehr anmaßend, von "Fehlbesetzungen" zu reden. Was würden Sie über jemanden denken, der ein solches Urteil gegenüber Ihnen und den von Ihnen ausgeübten Beruf fällt?"
- "Was ist denn die Realität? Da ist auf der einen Seite ein Bischof, der klare Worte in seinem Hirtenbrief spricht. Ehrlich und offen. Und auf der anderen Seite sind da viele Katholiken, die dafür dankbar sind, dass der Bischof an die Zukunft denkt - an die gleichsam abnehmende Zahl an Gläubigen wie Priestern und den Wert der Eucharistie - der Mitte unseres Glaubens- wieder hochhält. Und dann gibt es eine sicherlich deutlich kleinere, aber lautstarke Gruppe, die auch dank der Medien eine unverhältnismäßig große Bühne bekommt, um ihren wenig reflektierten Standard-Protest zu äußern."
- Darauf hat ein "Waldmann" (später) erwidert: "Wenn Sie ein klein wenig Bescheid wuessten was tatsaechlich gerade im Bistum los ist wuerden sie so etwas nicht schreiben. Schon gar nicht wuerden [Sie] von Ehrlichkeit und klaren Worten im Hirtenwort sprechen. Wo ist denn der Dialog gegenueber dem tragenden Mittelbau im Bistum? ..... Wenn einvernehmlich beschlossen wird eine Pfarreiengemeinschaft zu bilden und der Bischof ploetzlich aus heiterem Himmel anordnet, dass nun eine komplette Fusion zu erfolgen hat, und zwar nicht irgendwann in 20 Jahren sondern sofort, ... ohne, dass auch nur ein Wort des Dialogs moeglich waere dann nenne ich das Hirtenwort einen Schlag ins Gesicht dieser Glaeubigen. Wenn Leute [Laien?] die seit den Siebzigern Gottesdienste gestaltet haben nun ohne ein einziges Dankeswort einfach vor die Tuer gesetzt werden und der Bsichof extrem cholerisch reagiert wenn er darauf angesprochen wird dann ist das eine interessante Form von Dialog. Wenn ein Bischof ohne Kenntnis der Strukturen und der Arbeit seiner Vorgaenger saemtliches mit einem Federstrich beiseite wischt und erklaert, alles was vor ihmn war intererssiert ihn nicht und wenn es seine Vorgaenger anders gemacht haben dann haetten diese eben Fehler begangen dann ist das eine seltsame Form des Dialogs. ... Die Ehrenamtlichen die man so dringend braeuchte, die oft seit Jahrzehnten stark engagierten laufen in scharen frustriert und bitter enttaeuscht davon."
- "Zdarsa meint, die katholische Kirche sei keine Demokratie. Da hat
er Recht. Nur - von welcher katholischen Kirche redet der Mann? Die
letztgültige Verfassung der katholischen Kirche steht in den diversen
Dokumenten zum zweiten Vatikanum. Nur
- die katholische Kirche wurde von Wojtyla und Ratzinger peu a peu
wieder hinter das zweite Vatikanum zurückregiert - ohne dass einer von
beiden dazu befugt war bzw. ist. Diese beiden Krichen-Hierarchen
haben natürlich nur Provinzfürsten eingesetzt, die ihnen genehm
waren bzw. sind und die reaktionäre Kirchenpolitik der beiden vor Ort
durchsetzen."
- "Die Tragik ist, dass sich viele nur ein paar Rosinen aus den
Konzilstexten herauspicken, die ihren Ideologien gerecht werden. So kam
es dazu, dass mehr Leute glauben, sich sachkundig dazu äußern zu können,
als das tatsächlich der Fall ist.. Wem die Sache ernst ist, kommt
leider nicht umhin, den Kram selber zu lesen. Für den Anfang empfehle
ich das Dekret über das Laienapostelamt. Das scheint mir derzeit das am
wenigst gelesene."
- "Was ich nicht verstehe ist, warum man, wenn man denn schon so
unzufrieden mit den Zuständen ist, nicht einfach zu den Potestanten
konvertiert? Gleiche Party, aber mit Frauen und Laien, Ringelpiez und
Anfassen."
- "Waldmann" (ein Insider aus der Bistumsverwaltung?): "Die kath. Kirche unterscheidet sich nun einmal erheblich von der
evangelischen. Wem es um Inhalte geht und wer sich mit diesen
identifiziert der wechselt diese nicht so einfach nur weil das
Bodenpersonal gerade Amok laeuft. Es tut halt in der Seele weh
wie jahrzehntelange Aufbauarbeit mit einem Federstrich von diesem
Choleriker zuerstoert wird und wie mit langgedienten auch hauptamtlichen
Biistumsmitarbeitern bis hinauf in die obere Leitungsebene umgegangen
wird. Wenn so jemand dann noch von Dialog spricht ist das nur noch sarkastisch."
- "Passend zum Thema die heute auf meinen Tisch geflatterte neueste
Ausgabe des "Augsburg Journal" mit dem Interview mit B. Meuser
(Kirchenzeitung), der sich wundert, dass, sinngemäß "...die, die eine
andere Kirche haben wollen, nicht evangelisch werden." Besser kann
man die Hybris und Arroganz im Umgang mit den Fragen der engagierten
Katholiken nicht ausdrücken und das zeigt auch erschreckend deutlich,
wie wenig ernst die Sorgen genommen werden. Einfach erbärmlich!" [Zu Meuser s. o.: "Gegen Bischof Zdarsa wird gehetzt"]
PRESSEBERICHTE usw.:
Der Münchener Kardinal Reinhard Marx teilt nicht die Ablehnung von Wortgottesdiensten. Berichte dazu: "Laien bei Gottesdiensten. Kardinal Marx kritisiert Augsburger Bischof Zdarsa", Augsburger Allgemeinen vom 19.02.12 (s. a. "Marx distanziert sich von Augsburger Reformplänen"), OVB Online 17.02.12.
Sehr deutlich zu den Gegensätzen zwischen Erzbischof und Kardinal Reinhard Marx und Bischof Konrad Zdarsa auch der Artikel "An Wortgottesfeiern wird nicht gerüttelt" vom 4.4.12 bei OVB Online:
" 'Eine Abschaffung der Wortgottesdienste steht bei uns nicht zur
Debatte.' Erzbischof Reinhard Marx werde nicht an der Praxis rütteln,
die sein Vorgänger Julius Döpfner schon in den 70er-Jahren eingeführt
hatte. Dies betonte Weihbischof Bernhard Haßlberger in der
Frühjahrsversammlung des Dekanatsrates Waldkraiburg in Aschau."
Eine Einschränkung gibt es allerdings doch:
"Linie der deutschen Bischofskonferenz sei ..., dass an einem Ort am
Samstag und Sonntag nicht beides sein kann, damit sie nicht in
Konkurrenz zueinander treten. ..... Eine Eucharistie am Vorabend schließe demnach den Wortgottesdienst am Sonntag in derselben Pfarrkirche aus."
Der Münchener Weihbischof wollte die Augsburger Weisungen nicht kommentieren; ein Pater Dietrich dagegen
"sieht in der Diskussion um die
Wortgottesdienste ein deutsches oder gar bayerisches Problem. Mit Blick
auf die 2000-jährige Geschichte der Kirche stellte er fest: Es habe auch
schon Kirche ohne Priester gegeben. Der Salesianer sprach sich dafür
aus, es stärker dem Gewissen der getauften Christen anheim zu stellen,
wie sie mit der Wertigkeit von Wortgottesdiensten umgehen. Die
Diskussion sei ein mitteleuropäisches Phänomen, meint auch der
Weihbischof. Sie habe auch damit zu tun, dass es in dieser Region von
der Mitte des 19. bis Mitte des 20. Jahrhunderts eine sehr große Zahl
von Priestern gab, sodass in jeder kleineren Filiale Messen gefeiert
werden konnten."
In der Augsburger Allgemeinen vom 27.01.12 fragt Alois Knoller: "Wo bleibt der Zusammenhalt?" (meine Hervorhebungen): "Glaube lebt ... aus Beziehungen untereinander. Wie viel Zusammenhalt unter den Leuten wird es geben, wenn sie sich als Gläubige sonntags in einer bunt zusammengewürfelten Gemeinde als Fremde vorfinden? Wie viel kirchliches Leben bleibt in den Dörfern noch übrig? Das Bistum Augsburg ist keine Diaspora, wo nur vereinzelt Katholiken in der Glaubenswüste leben. Hier hat der Katholizismus seine lokale Tradition. Bei Fahnenweihen und Festen sieht man die identitätsstiftende Kraft des Glaubens recht deutlich. Die forcierte Fusion der Pfarreien setzt viel wertvolles Erbe aufs Spiel. Warum vertraut Bischof Zdarsa so wenig auf die religiöse Lebenskraft eines Dorfes? Die anonyme Beziehungslosigkeit der modernen Lebenswelt ist groß genug, man muss sie nicht noch in der Kirche vorantreiben."
Massive Kritik übt (und konkrete Inside-Informationen, die ihm vermutlich von innerkirchlichen Gegnern Zdarsas gesteckt wurden gibt) Alois Knoller in der Augsburger Allgemeinen am 02.02.12 unter "Ein Bischof im Elfenbeinturm": "Schwerlich dürfte eine solche Geheimniskrämerei die Akzeptanz der –
gewiss notwendigen – Strukturreform der Diözese erhöhen. Die Bürger
einer demokratischen, offenen Gesellschaft wollen bei so weitreichenden
Entscheidungen mit- und ernst genommen werden. ... Auch in der katholischen Kirche sind die Gläubigen nicht mehr die
willigen Schafe, die blindlings ihren Hirten folgen. Vielmehr wollen sie
informiert werden, überzeugende Argumente hören, in ihren Anliegen
gehört und auf keinen Fall bevormundet werden. ... herrscht inzwischen im Bistum Augsburg ein Klima der Einschüchterung.
In der Vollversammlung des Diözesanrats erlebten Delegierte ein
Donnerwetter aus heiterem Himmel, nur weil sie dem Bischof die falsche
Frage gestellt hatten. ... Bischof Zdarsa verzichtet
auf die meisten Beratungsgremien. Das Domkapitel ... spielt in der Bistumsleitung so gut wie
keine Rolle mehr. Der Diözesanpastoralrat ist seit Zdarsas Amtsantritt
nicht mehr gebildet worden. Die Dekane werden nicht mehr einberufen, um
auf mehrtägigen Konferenzen mit dem Bischof zu beratschlagen; in ein
paar Stunden wird ihnen die Entscheidung von oben mitgeteilt. Man sagt, dass gerade zwei Personen Zdarsa beraten. Der Bischof hält
die reine Lehre hoch und sitzt dabei im Elfenbeinturm, egal was um ihn
herum geschieht."
- "Große Aktion in der ganzen Region. Eine Umarmung für die Kirche von den Gläubigen" ist, wenn ich das richtig sehe, eine zusammenfassende Darstellung in der Hauptausgabe.
- Ebenso wohl: "Bistum Augsburg. Die Gläubigen umarmen ihre Kirche".
- In der Landsberger Regionalausgabe (?) kommentiert Dieter Mitulla u. d. T. "Eindrucksvolles Zeichen": "Als Protestaktion gegen Bischof Zdarsa ... will die Mehrzahl der
Umarmer die erfolgreiche Aktion nicht verstanden wissen. Das könnte sich freilich ändern, sollte es zu Strafaktionen gegen
Priester kommen, die den Wunsch der Gläubigen nach einer „Kirche vor
Ort“ und das Bedürfnis, als Gemeindemitglieder ernst genommen und gehört
zu werden, aktiv unterstützen." Strafaktionen hat es anscheinend bislang nicht gegeben, aber zweifellos haben die Personalstellen bzw. hat der Chef ein langes Gedächtnis: Karriere wird von den Rebellen wohl keiner machen.
- "Protest gegen Reformpläne des Bischofs. Mehrere Hundert Menschen umarmen Kirchen" (Regionalausgabe Krumbach).
- Die Regionalausgabe Mindelheim meldet am 07.03.12: "Boykott. Die Herde stellt sich gegen ihren Hirten" (meine Hervorhebung): "Die Mitglieder des Pfarrgemeinderates Unteregg sind tief enttäuscht. So tief, dass sie nicht länger folgsame Schäfchen sein wollen: Aus Protest gegen die geplante Pastoralreform haben sie sich gewissermaßen gegen ihren Hirten Bischof Konrad Zdarsa gestellt – und kurzerhand die anstehende Kleidersammlung der „Aktion Hoffnung“ abgeblasen. ... Auch ein Boykott der Caritas-Haussammlung ist bereits im Gespräch. Die Pfarrgemeinderäte wollen ein Zeichen setzen gegen eine „Bischofsdiktatur, die dem Mittelalter entsprungen sein könnte“. Ihre Entscheidung haben sie in einem dreiseitigen Brief an Bischof Zdarsa begründet – und ihm vorgeschlagen, dass ja jemand aus Augsburg kommen könnte, um die Säcke mit den Kleidern einzusammeln. Bisher organisieren die Sammlung nämlich die Ehrenamtlichen, die sich durch Zdarsa Pläne degradiert fühlen und ihre Arbeit infrage gestellt sehen."
Auch der in Ingolstadt erscheinende Donaukurier (einigermaßen pikant ist es, dass Bischof Zdarsa sein o. a. Interview diesem Blatt gegeben hat, nicht der Augsburger Allgemeinen, die doch an seinem Bischofssitz erscheint und eine beinahe dreimal höhere Auflage - ca. 220.000 gegen ca. 85.000 - hat) informiert seine Leser ausführlich über die Vorgänge, z. B.:
Auch der Münchner Merkur
berichtete (offenbar ragt die Diözese Augsburg auch in das
Verbreitungsgebiet dieser Zeitung hinein), z. B. am 31.01.12 u. d. T. "Kirchenvolk enttäuscht bis sprachlos".
Hier erfahren wir auch etwas über die Meinung eines Priesters vor Ort
(die man wohl als repräsentativ für viele andere ansehen darf): "Auch Seefelds Pfarrer Roland Böckler ist in Sorge. Was genau die
pastorale Neuordnung für die Pfarreiengemeinschaft Seefeld vorsieht, sei
ungewiss ... . Die vom Augsburger Bischof angekündigte
Zusammenlegung von bisher selbstständigen Pfarrgemeinderäten allerdings
„wäre ein Fiasko für uns“. In diesen Gremien säßen „sehr patente Leute,
die sich haben wählen lassen und mein Vertrauen genießen“, sagt Böckler."
Am 13.03.12 hieß es: "Breiter Widerstand gegen die Pastorale Raumplanung 2025":
"Aus dem Murren in den Kirchengemeinden über die Pastorale Raumplanung
2025 der Diözese Augsburg ist mehr oder minder offener Widerstand
geworden."
In einen größeren Rahmen stellt das (katholische) Publik Forum die Augsburger Vorgänge in einem Artikel vom 23.03.12 u. d. T.: "Können Katholiken Revolution?" (im Original hier auf
der Webseite des Forums). Man erfährt dort, dass es in Österreich im
niederen Klerus schon heftig gärt, in Deutschland aber noch Ruhe
herrscht. (Allerdings scheinen sich in der Diözese Augsburg auch große
Teile des niederen Klerus mit dem Kirchenvolk solidarisiert zu haben.)
Eine ganze Reihe von einschlägigen Artikeln aus der Süddeutschen Zeitung ist auf der Webseite KirchenVolksBewegung abgedruckt:
- " 'Wer zum Baumarkt fährt, kann auch zur Kirche fahren' " (30.01.12) Hier erfahren wir u. a., dass in der Diözese ca. 1,3 Mio. Katholiken leben, und dass der Anteil der Kirchgänger noch stolze 14% beträgt. Auch über den möglichen mentalen Hintergrund der Zdarsa-Reform erfahren wir etwas (meine Hervorhebung): "Für die Kirchenbesucher, die bislang noch den sonntäglichen Spaziergang
zu ihrer eigenen Kirche geschätzt haben, hieße dies Umsteigen ins Auto
oder den Bus und fahren. Für Bischof Zdarsa, der aus der katholischen
Diaspora im sächsischen Görlitz kommt, wo die Pfarrgemeinden weit
auseinander liegen, offenbar kein unzumutbares Verlangen." Auch interessant: "... will Bischof Zdarsa in den zusammengelegten Pfarreien und auch in den
Pfarreiengemeinschaften künftig einen Pastoralrat an die Stelle der
Pfarrgemeinderäte setzen. Dies bedeutet im Unterschied zu heute, dass
diesem Beratungsgremium nicht mehr ein Laienvertreter, sondern der
Pfarrer vorsteht. Arbeitsökonomisch kann das aus Sicht der
Kirchenleitung sogar sinnvoll sein, denn der
Pfarrer müsste sich dann mit weniger Gremien beschäftigen und er könnte
selbst festlegen, wann und wie oft er zu Sitzungen einlädt. „Man kann es
auch anders ausdrücken: auf diese Weise kann von oben nach unten viel
leichter durchregiert werden“, sagt ein Priester, der sich eine solche
Entwicklung allerdings nicht wünscht." Und schließlich: "Schon im Bistum Görlitz hat Bischof Zdarsa mit Pastoralräten gearbeitet,
doch für Helmut Mangold [Vorsitzender des Diözesanrats und damit oberster Sprecher der Laien im Bistum] , den Sprecher der Laien, ist das kein
erstrebenswertes Ziel. ...Mangold rechnet nach Bekanntgabe der Planungen zur Gemeindereform
jedenfalls mit lebhaften Diskussionen. Doch es ist fraglich, ob sie den
Bischof beeindrucken werden. In seinem Hirtenwort 2011 machte er kein
Hehl daraus, dass „die Rede nach Art des guten Hirten auch das
richtungsweisende, notfalls gebietende Wort kennt“."
- "Aufstand im Bistum Augsburg": "Unter den Katholiken in Schwaben formiert sich aktiver Widerstand gegen
Bischof Konrad Zdarsa und seine Bistumsreform. Unter dem Motto 'Lasst
die Kirche im Dorf' wird für den zweiten Fastensonntag (4.März) zu
Protestkundgebungen in allen Pfarrgemeinden aufgerufen: Die Gläubigen
sollen nach dem Gottesdienst eine Menschenkette um ihre Kirche bilden.
'Wir umarmen unsere Gotteshäuser, das kann uns keiner verbieten', sagt
Regionaldekan Reinhold Lappat."
- Ein "must read" für alle einschlägig Interessierten ist das SZ-Interview vom 05.03.12 " 'Reform geht an der Wirklichkeit vorbei' " mit dem Unternehmensberater Thomas von Mitschke-Collande, ehemals Direktor bei
McKinsey, der auch schon die Umstrukturierungsprozesse der katholischen
Deutschen Bischofskonferenz und mehrerer Bistümer begleitet hat und in Tutzing, im Bistum Augsburg, lebt. Auszüge: "Die Gläubigen haben den Eindruck: Es darf die Kirche nicht im Dorf bleiben. ... Andere Bistümer sind bei gleicher Problemstellung andere Wege gegangen.
Zum Beispiel hat man die Wortgottesdienste und die Verantwortung der
Laien vor Ort gestärkt. Was die Leute umtreibt, ist die Frage, wie kann
kirchliches Leben vor Ort im Dorf, dort, wo die Gemeinde lebt, lebendig
erhalten bzw. gestärkt werden. Hier gibt es keine überzeugende Antwort. ... Zum Beispiel mit der Abwertung der bisherigen Pfarrgemeinderäte und
Kirchenverwaltungen – das frustriert nur jene ca. 16.000 engagierte
Katholiken, auf die es in Zukunft besonders ankommen wird. ... Der alte Augsburger Bischof Josef Stimpfle sagte: In jedem Dorf im
Bistum sollen sonntags die Glocken läuten. Damit die Gläubigen zum
Gottesdienst kommen – wenn es nicht anders geht, auch zum
Wortgottesdienst ohne Priester. ... Wenn bis zum Jahr 2025 aus 1000
Pfarreien im Bistum 200 werden, dann werden sonntags viele Glocken
schweigen. Da geht ohne Not eine jahrhunderte alte , bewährte Kultur
verloren, ein Stück bayerischer Identität, gewachsene Heimat.... [Im] Bistum Augsburg ... lebt die Kirche [anders als im Diaspora-Bistum Görlitz] auch von der Nähe, die sie bietet.
Die wird umso wichtiger, je mehr dieses Kleinräumige auch auf dem Land
verloren geht. ... Bischof Zdarsa hat offensichtlich die kleine Schar der Überzeugten im
Blick. Eine Mehrheits-Kirche mit vielen Überzeugten, aber auch vielen
Halbüberzeugten ist ihm fremd .... Er darf ... [sein Kirchenverständnis] nicht absolut setzen, sonst wird es problematisch. Ca. 100.000
hoch engagierte Katholiken gibt es auch im Bistum Augsburg. Aber was ist
mit den anderen 1,1 Millionen?... Ich habe neulich eine Ordensschwester aus Nord-Ost-Brasilien getroffen,
die mir sagte: Bei uns kommt alle 6 Monate mal ein Priester vorbei,
ansonsten treffen wir uns ohne Priester und feiern Gottesdienst. Wer
will dieser Ordensfrau sagen, dass sie nicht mehr katholisch ist?"
- Was sich der gute Hirte Dr. Konrad Zdarsa unter einem "respektvollen Dialog" vorstellt, kann man ermessen, wenn man den SZ-Artikel "Bistum macht Druck auf Dekane" vom 09.03.12 liest: "Berichte [wurden] bestätigt, dass den zwei Dekanen Reinhold Lappat und Fritz
Kahnert offiziell der Rücktritt nahegelegt wurde. In Gesprächen mit dem
Generalvikar Karlheinz Knebel wurde ihnen mitgeteilt, dass sie
andernfalls mit einer Abberufung rechnen müssten. Beide Dekane weigern
sich aber zurückzutreten und warten nun stillschweigend auf Post aus dem
Bischofshaus. Sie hatten sich zuvor öffentlich kritisch über die
Pfarreienreform im Bistum geäußert.
Nach Bekanntwerden dieser Drohung aus dem Ordinariat gab es zahlreiche Solidaritätsbekundungen von Gläubigen und Geistlichen. ... Auch Pfarrer und Dekane [etwa in Memmingen und Füssen] äußern sich in Interviews mit Lokalzeitungen weiterhin kritisch" Das ist doch ein richtig christlicher Umgang mit den Untergebenen im Bistum Augsburg! (Vor einer Abberufung ist die Bistumsleitung dann doch zurückgeschreckt - vorerst zumindest. Die betroffenen Dekane hatten auch politische Unterstützung: "Bürgermeister der Verwaltungsgemeinschaft Buchloe wenden sich in einem Brief an Bischof Konrad Zdarsa", Allgäuer Zeitung 10.03.12 und "Pastorale Raumplanung. Offener Brief aus Egling an Bischof Zdarsa", Augsburger Allgemeine 28.03.11: "Die Aufforderung an Dekan Kahnert zurückzutreten, „erzeugt in unserer
Diözese eine Atmosphäre der Angst“. ... Dieses Vorkommnis zeige, dass
in der Diözese der christliche Umgang miteinander leide. Hingewiesen wird auf die Folgen der bisherigen Vorgehensweise im
Zusammenhang mit der Reform: 'Es macht uns sehr nachdenklich, dass sogar
viele ältere treue Christen sich mit dem Gedanken auseinandersetzen,
aus der Kirche auszutreten. Sie haben das Gefühl, dass ihnen die
christliche Heimat gestohlen wird'.")
- Stefan Mayr wägt in seinem SZ-Artikel "Krisen-Bistum Augsburg: Alte Wunden, neue Wunden" gewissermaßen Soll und Haben von Bischof Zdarsa ab: "Bischof Zdarsa wurde im Oktober überaus herzlich in Augsburg empfangen,
seine bescheidene und offene Art kam sehr gut an, er wurde mit dem
Händeschütteln nicht mehr fertig. Nach seinem Amtsantritt räumte er
überraschend schnell und gründlich auf ... . Doch dann traf Zdarsa auch Personalentscheidungen, die auf Unverständnis
stießen: So berief er Gerda Riedl zur Hauptabteilungsleiterin für
Grundsatzfragen. Die Dogmatik-Professorin gilt als Vertraute Mixas - und
die Geistlichen fragen sich: Warum hat er diese Altlast in die Diözese
zurückgeholt?" Interessanter sind jedoch einige statistische Informationen (meine Hervorhebung): "12.000 Austritte musste die Diözese Augsburg im Jahr 2010 verkraften, das
waren 73 Prozent mehr als 2009. Dieser Exodus ist inzwischen zwar
gestoppt, dennoch stehen den Geistlichen und den Gläubigen - völlig
unabhängig von der Mixa-Affäre - schwere Zeiten bevor: Die Diözese
plant, in den nächsten 15 Jahren die ehemals 1.000 eigenständigen
Pfarreien in 200 Seelsorge-Einheiten zu bündeln. Grund für diesen
Einschnitt: Derzeit hat das Bistum 366 Priester, 2015 werden es nur noch
200 sein. Und dies ist sogar eine "durchaus optimistische Planung",
betont Generalvikar Karlheinz Knebel. Eine Lokalzeitung stellte bereits
betroffen wie treffend fest: "Den Dorfpfarrer gibt es bald nicht mehr."
Dieser Prozess löst an der Basis große Unruhe aus. ... Während Zdarsa bei seinen ersten öffentlichen Auftritten stets
freundlich und zuvorkommend auftrat, schlägt er in seinem Hirtenbrief
ganz andere Töne an. "Dabei möchte ich nicht unterschlagen", schreibt er
da, "dass die Rede nach Art des Guten Hirten auch das
richtungsweisende, notfalls gebietende Wort kennt."
KRITIK AM BZW. DARSTELLUNG DES KATHOLISCHEN VERSTÄNDNIS(SES) DER EUCHARISTIE
Aus wissenschaftlicher Sicht würde ich die Entwicklung in der Augsburger Diözese als ein spannendes soziologisches Feldexperiment bewerten.
Mit dessen Observation könnte ein(e) Religionssoziologe/~in sehr gut 'ne Promotion oder gar Habilitation erstellen. Das natürlich erst nach dessen Abschluss, also nach dem Jahr 2025.
Interessanter noch wäre eine begleitende Langzeitstudie.
Ich meinerseits lehne mich als Unbeteiligter entspannt zurück und verfolge die weitere Entwicklung in der Zeitung. Vielleicht werde ich sie ab und an auch wieder bebloggen; insbesondere wenn es zu Wendungen im bischöflichen Kurs kommen sollte, oder wenn gravierende negative Folgen sichtbar werden.
Wäre ich der 'Vertriebsleiter' einer 'Konkurrenzfirma', würde ich meine 'Vertriebsmitarbeiter' in die Diözese Augsburg ausschwärmen lassen. Werbeslogan:
"Bei uns dürfte eure Kirche im Dorfe bleiben".
P. S.: Den Segen der katholischen Kirche haben diejenigen Gläubigen, die evangelisch werden wollen. So jedenfalls verstehe ich in meiner Einfalt es, wenn ich in der Meldung "Gegen Bischof Zdarsa wird gehetzt" der Süddeutschen Zeitung vom 09.(?)04.12 lese (meine Hervorhebung):
"Bernhard Meuser, der Geschäftsführer des kircheneigenen Sankt Ulrich Verlages, wies ... Vorhaltungen zurück, die katholische Kirche halte an alten Zöpfen fest, während die evangelische Kirche wesentlich moderner daherkomme. 'Ich frage mich manchmal, warum diese Katholiken, die eine andere Kirche wollen, nicht einfach evangelisch werden'."
Kurz gesagt: "Haut ab, wenn es euch in unserem Laden nicht passt!"
Das hätte man vor einigen Jahrzehnten wahrscheinlich auch in realen Läden in Deutschland hören können; DORT hat sich die Serviceorientierung inzwischen gebessert. An manchen Kreisen der katholischen Kirche scheint dagegen der Zeitenwandel spurlos vorübergegangen zu sein.
"Was hält euch eigentlich noch in der katholischen Kirche, wenn ihr dort doch offensichtlich unerwünscht seid?" würde ich die 'Aufständischen' fragen - wenn ich denn evangelisch wäre.
Ansonsten: Interessanter Versuch (von Meister Meuser) (s)eine Kirche kleinzukriegen!
Unabhängig von der nicht gerade 'christlich-brüderlichen' Qualität dieser Äußerung und jenseits der religiösen Dimension würde ich sagen: Ziemlich arrogante Bande; wirklich erstaunlich, was sich deren "Schäfchen" so alles gefallen lassen!
Nachträge 15.04.12
Hermann König ist nicht irgendwer: er ist Redaktionsleiter der Allgäuer Zeitung. Das ist eine Regionalzeitung mit einer Auflage von über 100.000 Exemplaren und, da die hiesige Gegend vorwiegend katholisch geprägt ist, ganz gewiss kein antiklerikales Blatt. Nicht zuletzt ist auch der hälftige Miteigentümer Georg Fürst von Waldburg zu Zeil und Trauchburg "der katholischen Kirche verbunden".
Da muss also im Hintergrund eine Menge vorgefallen sein, wenn Hermann König (am 14.04.12) in seinem Kommentar "Sendepause" (nicht online) u. a. schreibt:
"Man muss schon sehr aufpassen um bei diesem Bischof keine despektierlichen Formulierungen zu gebrauchen. Einfallen würden mir durchaus einige. Alles,was eine vernünftige Diskussionskultur unter Menschen ausmacht, ist Konrad Zdarsa, dem
Augsburger Bischof offensichtlich fremd."
Briefe an Zdarsa würden nicht, oder allenfalls von Mitarbeitern mit Standardschreiben beantwortet, egal, ob diese Briefe von Pfarrern, Bürgermeistern oder sogar Landtagsabgeordneten verfasst seien. Auf Bitten um ein persönliches Gespräch reagiere Zdarsa noch nicht einmal.
"Dabei gibt es so viel Diskussions- und Gesprächsbedarf über die geplante Pastoralreform oder über die intern angedrohte Absetzung von Regionaldekan Reinhold Lappat. Der Herr Bischof und sein Umfeld haben sich eingemauert - es herrscht Schweigen statt Dialog."
Diese "katastrophale Öffentlichkeitsarbeit und das weltfremde \!erhalten des Bischofs" könne auch die reich bebilderte Broschüre "Das Bistum Augsburg auf dem Weg in die Zukunft - 2025" nicht korrigieren.
Was mir zur Reform selbst noch einfällt: Wenn das Bistum Augsburg dereinst nur noch wenige Priester zu betreuen und seine Struktur entsprechend gestrafft haben wird, macht es sich eigentlich selbst überflüssig. Da könnte es dann mit Nachbarbistümern fusionieren, die eine ähnliche ideologische Ausrichtung - Konzentration auf die Priester, Verdrängung der Kirchenarbeit von Laien und Diakonen - verfolgen.
Im Sinne einer effizienten Verwendung der Kirchensteuereinnahmen wäre das sicherlich zu begrüßen; die Frage ist allerdings, ob die Gläubigen damit glücklich wären.
Nachträge 07.05.2012
Der Augsburger Prälat Bertram Meier betreibt den Blog PraelatMeier1. Darin hat er am 27.02.2012 eine "Stellungnahme zum Hirtenbrief Bischof Konrad Zdarsas zum Beginn der Fastenzeit 2012" verfasst, das heißt zu der angekündigten Bistumsreform. Einleitung:
"Lieber Leser meines Blogs,
von Sommer 2011 bis Januar 2012 leitete ich im Bischöflichen
Ordinariat Augsburg eine von Bischof Konrad Zdarsa eingesetzte
Arbeitsgruppe, die sich mit der Zukunft der Pfarreien im Bistum
beschäftigte. In dieser Eigenschaft wurde ich von der Katholischen
Sonntagszeitung um einen Kommentar zum Hirtenbrief gebeten, den der
Bischof zum Beginn der Fastenzeit 2012 über die Pastorale Raumplanung
verfasst hat. Hier meine Stellungnahme:
Die Kirche als Patientin - der Bischof als Arzt
Das Bistum Augsburg steht vor heilsamer Operation".
Inhaltlich ist das ein Text, der jedem Politiker Ehre machen würde: Substanz nahe Null, Beschwichtigung 100%.
Beispiele:
Die Einführung eines zentralen Eucharistieortes versucht der Prälat als "Konzentrierung (nicht Zentralisierung!)" zu verkaufen und verkündet, dass "es den
Erhalt, die Förderung und den Ausbau dezentraler Einheiten und
Anlaufstellen" brauche. Fragt sich nur, wie das im Rahmen einer Organisationsstruktur erreicht werden soll, welche die Pfarrgemeinschaften nur als Zwischenstufe zu Großpfarreien ansieht und 'alle Macht den Priestern' (zurück-)gibt (als Leiter der Pfarrgemeinderäte). Auch der Prälat schwindelt, wenn er behauptet, dass "die Mitarbeit der Laien noch wichtiger werde". Dass er in Wahrheit die Laien in der Kirche doch nur als Befehlsempfänger sieht, verrät er mit seiner Formulierung (meine Hervorhebung) "... wird die
Mitarbeit von Laien noch wichtiger: weniger als Befehlsempfänger des
Pfarrers ...".
Dieser Satzteil ist der Textpassage
"Die Seelsorge wird sich in personeller und organisatorischer Hinsicht am
Subsidiaritätsprinzip orientieren: so viel Eigeninitiative vor Ort wie
möglich und Einbindung in die Gesamtpfarrei wie nötig, um der
Verbundenheit eine erfahrbare Gestalt zu geben. Deshalb wird die
Mitarbeit von Laien noch wichtiger: weniger als Befehlsempfänger des
Pfarrers, sondern als Mitverantwortliche zur Förderung der gesamten
Seelsorge in der Pfarrei. Es geht also nicht um leichteres
„Durchregieren“ des Pfarrers, sondern um noch größere Teilhabe der Laien
am Heils- und Weltauftrag der Kirche."
entnommen, die zeigt, dass Prälat Meier seinen Leserinnen und Lesern nichts als heiße Luft anbietet. Auf welche Weise Laien in der neuen Organisationsstruktur eine größere Teilhabe am "Heils- und Weltauftrag der Kirche" erlangen können, sagt er nicht und kann er auch nicht sagen, weil die Laien ganz im Gegenteil (und im Gegensatz zum Auftrag des 2. Vatikanischen Konzils) zurückgedrängt werden.
Seine Schlusssätze (insbesondere der letzte)
"Zur Eucharistie versammelt, teilen wir Gottes Wort und Christi Leib: Uns
öffnet sich ein geistlicher Raum, der einem Dialog in Wahrheit und
Liebe den Hof macht, um der Glaubenslandschaft zu neuer Blüte zu
verhelfen. Allen, die gerade „die Kirche umarmen“ wollen, sei gesagt:
Die Kirche ist nicht Selbstzweck, es geht um Christus. Und um Christus
nahe zu kommen, ist weniger Protest angesagt, sondern der Gang zu den
Armen, nach einem Lied über Franziskus: 'In den Armen der Armen wirst du
Christus umarmen'."
zeigen, dass Prälat Meier mangels Substanz lieber Erbauliches verbreitet: nicht protestieren, stattdessen den Armen dienen.
Nur hat die Organisationsreform im Bistum Augsburg mit den Armen allenfalls insofern zu tun, als diese es sich kaum leisten können, alle Sonntage im Auto zu zentralen Eucharistieort zu fahren. Ansonsten zeigt der Satz, dass es um die Unterdrückung von Protesten geht, obwohl die Bistumsleitung offenkundig nicht in der Lage ist, (oder nicht gewillt ist, oder, wenn man die Machtausweitung des Klerus als eigentliches Ziel identifiziert: dafür zurückschreckt) ihre Organisationsreform rational zu begründen.
Ein "Dialog", respektvoll oder nicht, zwischen Klerus und Laien ist von vornherein ausgeschlossen, wenn der Klerus die Reform nicht mit rationalen Argumenten verteidigen kann oder will. Genau wie hier Prälat Bertram Meier gibt auch der Bischof selbst in kircheninternen Gesprächen lediglich "Antworten, die keine Antworten sind". "Viele haben Briefe an den Bischof geschrieben und keine oder nur nichtssagende Antworten erhalten" heißt es in einem SZ-Artikel, und absolut inhaltslos ist ja auch der Meier-Blogtext.
Das alles spricht eher für die Vermutung, dass der Klerus seine wahren Ziele nicht offenlegen will und dass diejenigen Kritiker Recht haben, die ein Zurückdrehen der Ergebnisse des 2. Vatikanums sehen.
Aber, wie schon gesagt, die autoritäre Struktur der katholischen Kirche ist für Viele ja durchaus attraktiv. (Und vielleicht ist die Kirche insoweit sogar ihrer Zeit voraus, denn dass das aktuelle Finanzgebaren der Staaten und Notenbanken auf Dauer mit einer demokratischen Staatsform kompatibel ist, glaube ich nicht. Ohnehin haben die Parteien in Deutschland die Demokratie in Sachen Eurozonen-Haftung bereits abgeschafft, und bald wird man feststellen, dass auch in anderen Bereichen diese oder jene Maßnahmen "alternativlos" sind, und mithin einer Wahlentscheidung des Volkes entzogen.)
Immerhin enthält der Text interessante statistische Informationen (meine Hervorhebung):
"In den letzten zwanzig Jahren ist die Zahl der Katholiken im Bistum
Augsburg um fast 12 Prozent zurückgegangen. Im gleichen Zeitraum sank
der Gottesdienstbesuch noch drastischer, um 31, 6 Prozent."
Mit den Kirchenaustritten steht das Bistum Augsburg damit wohl besser dar als die Katholische Kirche in Deutschland insgesamt (und ohne die Mixa-Affäre stände es vielleicht noch besser da). Dort ging die Mitgliederzahl von 28.525.000 im Jahr 1990 auf 23.949.000 im Jahr 2010 zurück, also um ca. 16 Prozent (absolute Zahlen aus Wikipedia-Eintrag "Mitgliederentwicklung in den Kirchen"). Spannende Frage ist, ob das Bistum Augsburg auch während bzw. nach der Zdarsa-Reform eine (aus kirchlich-statistischer Sicht) 'Insel der Seligen' bleibt, oder ob die Laienschafe auch hier verstärkt 'mit den Füßen abstimmen' werden.
Noch versucht das Kirchenvolk, eine Änderung innerhalb der Kirche zu erreichen. In dem Artikel "Proteste gegen Bistums-Reform. Warum die Augsburger mit ihrem Bischof fremdeln" berichtete die Süddeutsche Zeitung am 01.05.2012 über eine Demonstration:
"Vor einer Woche haben sich 2500 Katholiken in Augsburg versammelt und gegen die Reformpläne von Bischof Konrad Zdarsa
demonstriert - auf Anordnung der Bistumsleitung blieb der Dom gesperrt
für sie. Die Demonstranten, kreuzbrave Katholiken, hat das empört: ..... Es geht um mehr als um die Debatte, wie die katholische Kirche sich
darauf einstellt, dass es in zwanzig Jahren weniger Gläubige, vor allem
weniger Priester geben wird. In ganz Deutschland werden die
Gemeindestrukturen nicht so bleiben können, wie sie sind. Die Art und
Weise aber, wie diese Reformen geplant und umgesetzt werden und welchen
Zorn sie hervorrufen, ist ein weiteres Zeichen für die zunehmende
Entfremdung von Kirchenleitung und Gläubigen, von Hirten und Herde."
Worum es bei der Debatte geht, fasst der Bericht so zusammen:
"Verkürzt gesagt: Dem Bischof geht die Eucharistie, den Leuten in
Schwaben der heimische Kirchturm über alles. Zdarsa hat die
Wortgottesfeiern von Laien für Laien verboten, die einen
Sonntagsgottesdienst auch dort möglich machten, wo kein Priester war."
Auch in Füssen sind viele katholische Christen frustriert über ihren Bischof. Unter der Überschrift "Enttäuschung und Aufruhr. Dialog 2025 oder Alleingang?" veröffentlicht die monatlich erscheinende 'Werbeillustrierte' "Füssen Aktuell" in ihrer Mai-Ausgabe ein Interview mit dem "Dekanatsvorsitzenden [richtig wohl: Dekanatsratsvorsitzenden, den Sailer ist Laie] für den Altlandkreis Füssen, Herrn Manfred Sailer", in dem sich Sailer zwar zurückhaltend, aber doch erkennbar unzufrieden äußert.
Nachtrag 20.05.2012
Zahlen über den (zukünftigen) Priestermangel in der katholischen Kirche enthält der heutige FAZ-Artikel "Priester. Eine seltene Spezies" von Uta Rasche. Danach müssten ca. 300 Priester in jedem Jahr geweiht werden, um den Bedarf zu decken. Tatsächlich sind es nur gut 100, und es werden anscheinend immer weniger. Und von den bereits ordinierten Priestern werden jedes Jahr ca. 25 - 30 wieder laisiert. Somit stehen einem Bedarf von 300 Priestern Neuzugänge von lediglich ca. 75 Priestern gegenüber: gerade mal ein Viertel!
Nachtrag 28.05.2012 (Pfingstmontag)
Die Gläubigen werden es größtenteils wohl nicht einmal bemerken, dass die "Gedanken zum Sonntag", die der Pfarrer (Priester) Helmut Enemoser (Pfarreiengemeinschaft Irsse-Pforzen-Rieden) am Pfingstsamstag, 26.05.2012, in der Allgäuer Zeitung unter dem Titel "Zu viel Kirche" veröffentlicht hat, eine kleine Revolution darstellen.
Die Hierarchie blickt natürlich durch. Aber formal kann sie Pfarrer nichts am Zeug flicken, denn der Text zweifelt keine katholischen Glaubenssätze an. Und organisatorisch kann sie auch keinen Strick mehr um den Hals legen, z. B. Karriereschritte verhindern: Der Mann war 69 Jahre alt (jetzt vielleicht schon 70?) und eigentlich längst im Ruhestand. Lediglich wegen des Priestermangels wurde er noch bzw. wieder aktiv (nähere Informationen dazu in dem AZ-Artikel "Pfarrer Helmut Enemoser wird im Ruhestand in Irsee aushelfen" vom 02.08.11).
Dort erfahren wir über seine geistige Ausrichtung: "In Münster lernte er auch den jetzigen Papst Benedikt kennen: «Damals
war er in den Vorlesungen ein junger, offener und liberaler Theologe»,
erinnert er sich. Das prägte auch Enemoser: Zwar seien theologische
Werke eines seiner großen Interessengebiete, aber liturgisch sei er
nicht traditionalistisch. «Ich bin als Mensch bodenständig, aber als
Theologe offen», beschreibt er sich."
Der Text der 'Sonntagsgedanken' ist nicht online, deshalb nachfolgend einige Auszüge (Hervorhebungen von mir).
Geschickt leitet er seinen Aufsatz mit dem Zitat eines Kardinals ein, das nicht nur den Titel liefert, sondern auch ein kirchliches Autoritätszeugnis für Enemosers weitere Ausführungen:
„Wir sind zu viel
Kirche und zu wenig Christus." Diese Aussage machte nicht ein
Kirchenkritiker, sondern der solide Kardinal Schönborn aus Wien."
Und dann kommt es knüppeldick gegen Bischof Konrad Zdarsas Organisationsreform:
..... Wir haben zu viel
Kirchenrecht und zu wenig Mut zum Gewissen. ..... Wir haben zu viel Rom und Augsburg [lies: Das Bistum soll den Menschen vor Ort mehr Freiheit lassen] und zu wenig Kirche vor Ort. Wir
haben ... zu wenig
Mut zum Neuen. ... Wir haben zu viel Klerikalismus und zu wenig Rechte
der Laien. ..... Sicher ist
nicht jede bischöfliche Mitra ein Landeplatz des Heiligen Geistes [lies: Was Bischof Zdarsa treibt, ist mit Sicherheit NICHT vom Heiligen Geist inspiriert.] ... .Wo finden wir diesen Geist Gottes? Wo Menschen aufeinander hören, wo Menschen
die Meinung des anderen erst nehmen, wo
niemand sich [lies: wo sich nicht ein Bischof Zdarsa einbildet] einbildet, die Wahrheit mit Löffeln gefressen zu haben, wo
Menschen in einem echten Dialog gemeinsam die Wahrheit suchen. Unser Bischof hat zurecht gesagt, Kirche sei keine
Demokratie. Kirche ist aber auch keine barocke Monarchie (auch wenn es manchmal
so ausschaut) und noch viel weniger eine Diktatur, wo von oben herab alles
bestimmt wird."
Das ist verdammt deutlich!
Indessen schließen die Hierarchen ihre Reihen, und schotten ihre Wahrnehmung von der Realität ab:
"Bischof Müller beklagt "Hetzkampagne" gegen Zdarsa. Regensburger Oberhirte verteidigt Augsburger Amtsbruder" informierte WELT Online am 25.05.12 (meine Hervorhebungen):
"Wenn die "Reformunwilligen" vor einem Monat "das Geld und die Zeit
hatten, nach Augsburg zu fahren oder sich dorthin locken zu lassen",
dann könnten sie sonntags auch zwei Kilometer zum Nachbarort
zurücklegen, sagte Müller der Nachrichtenagentur dapd. ..... Die ganze Polemik sei von Ideologen nur vorgeschoben, um die
Entsakramentalisierung der katholischen Kirche voranzutreiben. Wer die
innere Einheit von Sonntag und Eucharistie relativiere, stelle sich
gegen Geist und Lehre des Zweiten Vatikanischen Konzils. ..... Bischof Müller sprach von einer "Hetzkampagne" gegen Zdarsa, die im Stil
nahezu identisch sei mit dem Sturm in den Medien vor einigen Jahren in
der Diözese Regensburg. Damals hatte Müller wegen einer Reform der
Laiengremien in der Kritik gestanden. "Das ist wirklich frappierend: Die
Schlagzeilen, die Methoden ähneln sich wie ein Ei dem anderen", sagte
er. "Es sind letztlich auch dieselben Grüppchen, die dahinter stehen und
die sich laut wichtig machen, in bestimmten Medien ihre Kollaborateure
haben und dadurch in der Öffentlichkeit den Eindruck erwecken, sie
würden die Laien vertreten." Leider ließen sich auch gutmütige Leute von
dieser Propaganda einlullen."
(Etwas kürzer ist diese Meldung auch in der Süddeutschen Zeitung nachzulesen, u. d. T.: "Bischöfliche Solidarität").
Also: Leute wie der Kardinal Reinhard Marx oder der Pfarrer Enemoser verstoßen gegen das 2. Vatikanische Konzil, die Augsburger Zeitung und die Allgäuer Zeitung gehören zu jenen Medien, die mit den sakramentsfeindlichen Ideologien kooperieren, und alle anderen Schafe, die gegen ihre Hirten aufbegehren, sind zu gutmütig, d. h. ein bisschen beschränkt. Lieber Meister Müller: wer die Menschen als Schafe begreift, der sollte sich doch nicht wundern, wenn sie in der Herde laufen?
Pech für euch, wenn das Kirchenvolk (erst geistig, später aber vielleicht auch organisatorisch) in eine Herde überwechselt, die nicht in eurem Eigentum steht.
In der Diözese geht der Protest weiter. Webseiten dazu:
- "Heute Kirche sein" Dort ein Aufruf zu einer Aktion: "Sieben Gaben, die Kirche vor Ort leben lassen. Aktion am Pfingstsonntag – 27. Mai 2012. Am Pfingstsonntag, 27. Mai 2012, rufen wir alle Pfarrgemeinden der
Diözese Augsburg auf, sich nach dem Gottesdienst vor der Kirche zu
versammeln und an alle Gottesdienstbesucher die ‘Sieben Gaben’ zu
verteilen. Wir haben versucht, die Anliegen, die viele Gläubige in den letzten Monaten immer wieder geäußert haben, in Worte zu fassen. Über die „Sieben Gaben, die Kirche vor Ort leben lassen“ wollen wir
mit dem Bischof und der Bistumsleitung einen ergebnisoffenen Dialog
führen." (Ich finde es köstlich amüsant, dass diese "Ideologen" glauben, ihr Herdenchef würde seine Schäfchen als Dialogpartner akzeptieren.) Etwas irritierend ist das Impressum der Webseite, denn dort wird nur ein für die technische Realisierung Verantwortlicher genannt, nicht die eigentlich dahinterstehende(n) Person(en). Handelt es sich um Leute aus dem niederen Klerus, die Vergeltungsschläge der Hierarchie befürchten? Damit müssten sie in der Tat rechnen. Eine Anfrage der Mitarbeitervertretung, ob die Mitarbeiter an der seinerzeitigen Demonstration rund um den Augsburger Dom teilnehmen dürften, hatte Knebel mit folgendem Knebelerlass beantwortet (meine Hervorhebung): "Sehr geehrter Herr Lieble, sehr geehrte Damen und Herren, es ist jedem Mitarbeiter/jeder Mitarbeiterin der Diözese Augsburg unbenommen, von seinem Grundrecht auf Versammlungsfreiheit Gebrauch zu machen und an einer Kundgebung außerhalb seiner/ihrer Dienstzeit teilzunehmen. Arbeitsrechtliche Konsequenzen wird es nicht geben. Jeder Mitarbeiter/jede Mitarbeiterin wird sicher auch bedenken, dass von ihm bzw. ihr, eine positive Unterstützung der Anliegen des Bischofs erwartet werden muss. Ich gehe davon aus, dass jeder/jede dies bei seiner/ihrer Entscheidung auch berücksichtigen wird. Mit freundlichen Grüßen Prälat Karlheinz Knebel Generalvikar". Warum "Knebelerlass"? Weil hier der zweite Teil den ersten aufhebt. Gewiss: "Arbeitsrechtliche" Konsequenzen wird es nicht geben. Aber das ist kein freundliches Zugeständnis von Hr. Knebel, sondern entspricht lediglich der Rechtslage in Deutschland; die Diözese käme damit vor keinem Arbeitsgericht durch. Was sie tun würde, wenn ihre Maßnahmen keiner rechtlichen Kontrolle unterworfen wären, lässt sich dem 2. Teil recht eindeutig entnehmen: Nach kirchlichem Verständnis haben die Mitarbeiter NICHT zu demonstrieren. Und jede/r Mitarbeiter/in, der/die lesen kann, wird die Forderung nach einer "positiven Unterstützung der Anliegen des Bischofs" richtig verstehen: wer demonstriert, muss damit rechnen, dass die Kirchenadministration das in ihrem sehr, sehr, langen Gedächtnis speichert. Und ihm/ihr zu gegebener Zeit eins auswischen (z. B. selbst bei guter fachlicher Befähigung ein Weiterkommen verweigern) wird. // Texte und Bilder zur Pfingstaktion hier.
- "Initiativkreis Bistumsreform". Hier bekennen sich die agitierenden Ideologen [im Sinne des Regensburger Bischofs Gerhard Müller gesprochen, nicht aus meiner Sicht!] im Impressum persönlich zu ihrer Verantwortung. Auf dieser Webseite auch eine Linksammlung zu Presseartikeln über den innerkirchlichen Konflikt (momentan nur bis 01.05.12).
Nachtrag 11.09.2012
Sehr informativ über die randständigen katholischen Internetportale Kath.net, kreuz.net und gloria.tv ist der FAZ.net-Bericht "Katholische Internetportale Wächter und Hetzer" vom 05.09.2012.
Nachtrag 24.10.2012
Vgl. zum Thema auch den Bericht "Aufbegehren gegen Bischof Schraml . 'Wir als Kirche müssen immer wieder zurückgehen zum Ursprung' " in der Süddeutschen Zeitung vom (über den Widerstand einiger Priester im Bischof Passau, und einer größeren Priesterzahl in Österreich, gegen die konservative Sturheit der klerikalen Hierarchie). Allerdings scheinen die Rebellen schon selber zu resignieren:
"... die Zeit, glaubt Artinger, spricht nicht für die Reformer. Mit 52 zählt der Pfarrer aus Ruhstorf zu den jüngeren Mitgliedern der Gruppe, viele frisch geweihte Priester und Kapläne sieht er "im traditionellen Kirchendenken verhaftet". Wenn der Trend also zum Reaktionären geht, stellt sich für Artinger eine Frage: "Was wird nach uns?"
Überraschend ist der konservative Trend unter der nachrückenden jungen Generation der Priester eigentlich nicht. Denn wer sich im heutigen sozialen Umfeld für den Priesterberuf entscheidet, der muss schon sehr stark in der Tradition verwurzelt sein.
Textstand vom 24.10.2012
Wow, interessante und wirklich umfangreiche Auflistung. Bin gespannt wie sich das Thema entwickelt.
AntwortenLöschenJa, es hat mich einfach gereizt, den momentanen Sachstand mal in einem breiten Überblick festzuhalten. So kann man irgendwann später rückblickend vergleichen, was draus geworden ist.
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