Das Leben in München ist noch teurer als in den meisten anderen Millionenstädten. Weil sich die Einwohner hier nicht einmal Zimmerpflanzen leisten können, müssen sie selbige mieten:
Wie jedermann weiß, besteht München besteht hauptsächlich aus dem Hofbräuhaus; aber auch das ist nicht mehr, was es mal war:
Von allen Seiten wird es umzingelt:
(Wir, die wir nun schon mehr als ein Jahr ohne Starbucks-Kaffee existieren mussten, haben an diesem Tag in 3 Starbucks-Filialen jeder mehr als einen Liter Kaffee gekippt.)
Immerhin steht Julius noch oben drauf auf dem Hofbräuhaus:
Die Statue stellt einen Bräuknecht (Brauereigehilfen) dar, und verdankt den Spitznamen "Julius" jenem Bildhauer, der die ursprüngliche Figur anno 1897 geschaffen hatte: dem Bildhauer Julius Jordan (1864-1907) nämlich. Im 2. Weltkrieg war die Figur zerstört worden und verschwunden; erst im Jahre 2008 wurde ein neuer Julius wieder auf den Nordgiebel des Hofbräuhauses gehievt (vgl. den Bericht "Schutzpatron Julius wacht am Platzl wieder über die Brauer" vom 20.06.2008 auf tz online). (Lt. dem Artikel "Ein Gehilfe fürs Hofbräuhaus" im Münchner Merkur vom 24.06.2007 - über die Feier zum 400. Geburtstag des Hauses - wird die Skulptur von den Münchner auch oft "Gambrinus" genannt.)
(Zur anstehenden Renovierung des ganzen Hauses vgl. den ausführlichen Artikel "Münchens Wahrzeichen. Für 18 Millionen: Hofbräuhaus wird umgebaut" in der Münchner Abendzeitung vom 01.02.2012).
Über die Bedeutung der Figur (hier einmal in groß und einmal in der Gesamtlage am Platzl abgebildet) erfahren wir auf der Webseite des Hofbräuhauses ("Ein altes Wahrzeichen kehrt ans Platzl zurück. Die Figur des Braugehilfen ziert ab 2008 wieder das Dach des berühmten Hofbräuhaus-Erkers" - nun ja: das Erker-Dach eigentlich nicht, aber egal):
"Typisch gekleidet mit einer Kniebundhose, einer Weste und einem Hut, in den Händen eine Schaufel und eine gefüllte Bierkanne, sollte die Figur ein Andenken an den Beruf des Braugehilfen sein. Denn Bierbrauen anno domini war alles andere als leichte Arbeit: So musste die Feuerung für den Sud bedient, Kornsäcke befördert und Fässer abgefüllt werden."
Mehr, z. B. ein Gespräch mit der Bildhauerin, welche die neue 2,50 m hohe und ca. 300 Kilo schwere Bronzefigur geschaffen hat, kann man auf einem Podcast hören (und dabei gleich ein wenig Dialekt lernen); Fotos von der Anlieferung - zünftig auf einer Brauereikutsche - und vom Hochhieven mit Kran zeigt die beauftragte Fa. Schmidbauer auf ihrer Seite.
Eine Erklärung für die Bedeutung der Schaufel an der Figur fand ich nirgends; aber wenn oben von der "Feuerung für den Sud" die Rede war kann man spekulieren, dass "Julius" damit Kohlen geschaufelt hat.
Kohlen - anderer Art freilich und weniger mühselig - schaufelt auch der Münchner Spitzenkoch Alfons Schuhbeck. Rings um den berühmtesten Biergarten der Welt herum wuchert sein Gastro-Reich, ein veritables Imperium Schuhbeckium. Das besteht aus (Aufzählung ohne Garantie für die Vollständigkeit):
Schuhbeck's in den Südtiroler Stuben
Schuhbeck's Orlando
Schuhbeck's Eis (1 Bällchen 1,20 € - es war halt schon immer etwas teurer, einen besonderen Geschmack zu haben; in der Eisdiele in der Nähe kostet die Kugel aber auch schon 1,10 €)
Schuhbeck's Orlando Bar
Schuhbeck's Schokolade
Schuhbeck's Kochschule
und Schuhbecks Veranstaltungs-Service
Alles Schuhbeck, oder was? (Erinnert mich irgendwie an die Hebbel-Geschichte vom Herrn "Kannitverstan".)
Anlass (und Schluss- und Höhepunkt) unseres Tagesausfluges nach München war allerdings die aktuelle Ausstellung mit Werken der bekannten US-Malerin Georgia O'Keefe in der Hypo-Kulturhalle.
Nachtrag: Zum Thema "Hofbräuhaus" vgl. auch den ZEIT-Artikel "Münchner Hofbräuhaus Stammtischniveau steigt. Das Münchner Hofbräuhaus, lange als Touristenfalle gefürchtet, erfindet sich neu" (Georg Etscheit, 30.12.2011).
Nachtrag 19.03.2012
Den Unterschied zwischen Monaco und Monaco di Baviera (nicht) zu kennen - das kann schon einen erheblichen Unterschied machen.
Nachtrag 01.06.2012Auch das Internet möchte der Meisterkoch Alfons Schuhbeck zu seinem Privatbesitz machen - gewissermaßen. Die Domäne http://schuhbeck.com/ hat sich der Religionslehrer Sebastian Schuhbeck eintragen lassen, und zwar bereits im Jahr 2004. Alfons Schuhbeck hat gegenüber Sebastian Schuhbeck (erstmals im Jahr 2010) eine "Verwechslungsgefahr" mit seiner für die Länderdomäne .de eingetragenen Namensseite "www.schuhbeck.de/" geltend gemacht und dem Religionslehrer Geld für die Aufgabe seiner Domain geboten. Dieser lehnt ab, denn er " 'habe überhaupt keine finanziellen Interessen, sondern nutze die Webseite für multimediale Didaktik im Unterricht.' 'Ich lasse mir meine Domain nicht einfach wegnehmen – schließlich geht es hier um meinen Familiennamen' sagt er, m. E. völlig zu Recht. Für ... [ihn] sei wichtig, einem Prominenten wie Alfons Schuhbeck zu zeigen, dass mit Geld nicht alles geht".
(Informationen aus dem heutigen WELT-Bericht "Alfons Schuhbeck streitet mit Lehrer um Webseite".)
Bravo! Manche Leute glauben offenbar, dass ihnen die ganze Welt gehört (oder gehören sollte), nur weil sie mehr Geld haben als andere. Ich drücke beide Daumen, und die Hühneraugen dazu, dass Koch-Schubeck den anhängigen Rechtsstreit gegen Lehrer-Schuhbeck mit Pauken und Trompeten verliert!
Nachtrag 14.06.2012
Eine bissige München-Kritik von Alan Posener, natürlich einem Berliner, hat heute die WELT veröffentlicht. Titel: "Orte zum Abgewöhnen. Reich und sexy? München wirkt irgendwie abgeranzt":
"In München verpasst man gar nichts; am besten, man legt sich sommers nackt in den Englischen Garten oder feiert im Winter tagelang Fasching. Fragt man die Bewohner, was so toll an München sei, heißt es: "Man ist in einer Stunde beim Skifahren. Oder in 20 Minuten am Starnberger See. Oder fast in Italien." Sprich: Man kommt gut weg. Gute Idee."
Textstand vom 14.04.2020. Fotos können durch Anklicken vergrößert werden.
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