Unser Weg von Schwangau zum Alpsee führt uns am Schloss Hohenschwangau vorbei.
Sollten Sie dort irgendwelche eigenartigen Geräusche hören, könnte es sich um den Klang des Südens handeln:
Oder aber um Lärm von dieser Baustelle:
Auf der Bautafel erscheint eine Fa. "Schlosshotel Lisl GmbH & Co. KG" als Bauträger für dieses "Museum der Wittelsbacher", das nach der Fertigstellung so aussehen soll [Erg. 09.09.2011: Hier jetzt die Homepage des Wittelsbachermuseums!]. Hinter dieser Gesellschaft stehen, wie uns der Bericht "Neuer Besuchermagnet am Fuß der Königsschlösser. Richtfest für Millionen-Projekt in Schwangau" auf der Webseite der Allgäuer Zeitung vom 13.11.2010 informiert, die Wittelsbacher. Ist ja eigentlich auch klar, denn wer außer der einstigen bayerischen Herrscherfamilie selbst sollte genügend ansprechende Ausstellungsobjekte für ein solches Museum besitzen? (Ein weiteres, aber nicht der Familie gehöriges und offenbar recht kleines, Wittelsbachermuseum existiert übrigens in Aichach.)
Die Gebäude, die jetzt unterhalb von Schloss Hohenschwangau zum Museum umgebaut werden, waren einst ein Grandhotel: Das "Königliche Hofhotel und Pension zur Alpenrose". (Zur Geschichte des Gebäudes vgl. diesen Eintrag auf der Webseite der Gemeinde Schwangau; zum Museumsbau auch den Artikel "Millionenprojekt: Wittelsbacher bauen sich ein Museum" bei tz online vom 12.11.10). Doch anscheinend floriert hier der Luxustourismus nicht mehr (hier lesen wir von einem 10jährigen Leerstand); es kommt wohl zu viel Volk (und mit seiner Lage unmittelbar am Nordfuß der Berge ist das Gebäude zumindest in der dunklen Jahreszeit ja auch nicht gerade von der Sonne verwöhnt). Das Volk soll nun - mit erhofften 300.000 Köpfen pro Jahr - das neue Museum bevölkern.
[Etwas irritierend sind unterschiedliche Angaben über die Ausstellungsfläche des Museums: in dem Artikel bei tz online ist sie mit 1.000 qm angegeben, auf der einschlägigen Webseite der Gemeinde Schwangau dagegen mit nur 250 m². Das erscheint mir viel zu mickrig und tatsächlich dürfte insoweit ein Irrtum vorliegen. Denn der Artikel "Wittelsbacher nehmen weitere Hürde" der Allgäuer Zeitung vom 04.02.10 berichtet: "Auf Wunsch der Denkmalschützer steht dieser tonnengewölbte, rund 250 Quadratmeter große Anbau in klarem Kontrast zur Original-Bausubstanz aus den Jahren 1889 bis 1904 ". Offenbar wurde also auf der Gemeindewebseite die Gesamtfläche des Museums mit der zusätzlich durch den Anbau gewonnenen Fläche verwechselt. Auf der Webseite des Ingenieurbüros Kühn, Bauer und Partner wird die BGF mit 5.000 m² angegeben; dazu, sowie über die einbezogenen älteren Gebäude, erfahren wir dort: "Architektur und Gestaltung der Gebäude wurden vom Berliner Büro Staab Architekten entworfen. Hier werden 2011 neben dem Museum zur Geschichte der Wittelsbacher, ein exklusives Hotel sowie hochwertige Gastronomie entstehen. Das Raumprogramm wird ergänzt durch Verwaltungsräume für das Museum.Der Museumsteil ist als Neubau konzipiert und verbindet die beiden denkmalgeschützten Gebäude "Jägerhaus" (erbaut 1750) und Hotel "Alpenrose" (erbaut 1904) zu einem Ensemble. Kuehn Bauer Partner plant die technische Ausrüstung für Museum, Hotel und Gastronomie." Weitere Informationen, allerdings ohne Zahlenangaben und in unhandliche Häppchen - jeweils separat zu öffnende Dateien - aufgeteilt, verbreitet, wohl im Auftrag der Bauherren, eine Kommunikationsagentur Heinrich. Das "Schwangauer Gästeblättle" Nr. 08/2010 der hiesigen Touristikinformation spricht übrigens von 1.500 m² Fläche (S. 6)]
Die Eröffnung des Museums soll exakt am 125. Todestag des Märchenkönigs (gelegentlich auch "Mondkönig" genannt) erfolgen, am Pfingstmontag, den 13.06.2011. Abzuwarten bleibt, ob jene Asiaten (Chinesen und Japaner?), die diese (datumsmäßig allerdings weniger präzise gehaltene) Ankündigung jetzt lesen, dann auch zum Museumsbesuch wiederkommen. (Sie würden dann eine Ausstellung vorfinden, die von einer chinesischen Stardesignerin konzipiert wurde: Yang Liu. Auf ihrer Homepage ist dieses Projekt allerdings nicht aufgeführt.)
Das hier wird sicherlich nicht im Museum gezeigt werden; ich vermute mal, dass sich zur Erbauungszeit dieses jetzt "Bürgerbräu" genannten Gebäudes (momentan geschlossen) hinter diesen (wohl nur von außen hübsch anzuschauenden) Dachfensterlein enge Gesindekammern verbargen.
Aber wir wollten doch zum Alpsee. Der ALpsee liegt im Alphabet schon ganz weit vorn, doch wir fangen noch vorher an: beim ABfluss nämlich.
Um die Ablaufmenge festzustellen, überqueren wir die Straße und konstatieren: viel ist es nicht, was da rauskommt. Der See (ca. 1 km² groß; vgl. dazu, sowie zu weiteren Seen namens "Alpsee", meinen vorangegangenen Blog-Eintrag "Ein Vorfrühlingstag am Schwansee"), wird laut dieser Quelle von unterirdischen Quellen gespeist. Deren Schüttung ist, momentan zumindest, äußerst dürftig.
Wie meine geneigten Leserinnen und Leser aus dem folgenden Dokumentarfoto erkennen können, ist die Lage sogar schon derart dramatisch, dass mitleidige Touristen versucht haben, dem Wasserabfluss durch die Zugabe von Bier aufzuhelfen:
Abgebrüht wie wir sind, wenden wir der Abflussarmut ungerührt den Rücken zu. Für unseren weiteren Weg haben wir freilich die Qual der Wahl, aber unsere Entscheidung steht ja bereits fest: der Alpsee-Rundweg soll es sein.
Diese Wanderbeschreibung (im Rahmen einer längeren Wanderung vom Füssener Lechfall über den Kalvarienberg, vorbei am Schwansee und dann rund um den Alpsee (links herum; wir sind rechts herum gelaufen) nennt die Länge des Rundweges mit ca. 5 km; das erscheint realistisch im Hinblick auf die Größe der Wasserfläche und die auf diesem Wegweiser mit 1 1/2 Std. angegebene Wanderdauer. In dieser Wegbeschreibung der Gemeinde Schwangau wird die Weglänge mit 3,9 km angegeben; das ist sicherlich falsch. (Eine weitere detaillierte Beschreibung z. B. hier.)
Der ist in seinem ersten Teil identisch mit der Fürstenstraße, auf der einst die Bayernherrscher von ihrer Nachbau-Burg Hohenschwangau nach Pinswang in Österreich kutschierten.
Nur wenigen ist bekannt, dass sie das auch gegenwärtig noch tun (das Schloss Hohenschwangau gehört bekanntlich noch heute den Wittelsbachern bzw. genauer dem Wittelsbacher Ausgleichsfonds) (dazu existiert auch ein einschlägiges Wikipedia-Stichwort; auch das Historische Lexikon Bayerns enthält einen Eintrag "Abfindung der Wittelsbacher nach 1918"). Der Blogmeister war der Königsfamilie dicht auf den Fersen und kann deren fortdauernde Reisetätigkeit mit einer sensationellen Dokumentaraufnahme beweisen:
Am nördlichen Ufer führt der Wanderweg größtenteils nicht direkt am See, sondern höher am Berghang entlang. Bei entsprechendem Wetter entfaltet das Seewasser eine geradezu exotische Farbenpracht:
Und diese Pinien sind doch ebenfalls südlich-herrlich. nicht wahr?
Was denn - Sie meinen, das wären Kiefern? Na ja, egal, trotzdem kann man bei solchen Bildern mediterranen Träumen nachhängen:
Angesichts der Fülle von Fotomotiven überrascht es nicht, an diesem Aussichtsplatz emsige Knipser bei der Arbeit zu sehen:
Ich dagegen bin natürlich nicht wegen der Knipserei hergekommen, sondern um etwas für meine Bildung zu tun. Deswegen hinterlasse ich Frau und Rucksack auf diesem Rastplatz und mache einen kurzen Abstecher zum Schloss Hohenschwangau. Durch diese hohle Gasse kommt man hin (sofern man nicht, wie die Schlossbesucher üblicher Weise tun, direkt vom Ort aus auf einer Treppe hochgeht).
Diese rostige Eisentafel demonstriert einen wesentlichen Unterschied zwischen Mensch und Hund. Während letztere lediglich flüchtige Duftmarken an die Wegesränder setzen (oder an andere Stellen), hinterlässt der Mensch - in diesem Falle dürfte es der Bayernkönig Maximilian II. Joseph gewesen sein, der wohl die Straße hat bauen lassen - dauerhaftere Spuren.
Bevor ich zum Schloss komme, erblicke ich in der Ferne weite, weiße Karibikstrände.
Was denn - Sie widersprechen mir wahrhaftig schon wieder? Das soll der Boden des von Herbst bis Frühjahr abgelassenen Lechstausees Forggensee sein, wollen Sie mir weismachen? Wers glaubt ...
Unstreitig dürfte aber hoffentlich sein, dass die folgenden Bildern das Schloss Hohenschwangau zeigen
Ich hatte keine Eintrittskarte für die Schlossbesichtigung gekauft; das bleibt einem anderen Besuch vorbehalten. Also zurück zum Ruheplatz und dort noch einige Fotos geschossen:
Am gegenüberliegenden Seeufer ein Bootshaus, wo man Tretbote (und Ruderbote?) mieten kann:
Noch hält sich der Ansturm der Reisenden in Grenzen, am See jedenfalls. Bei den Schlössern ist natürlich immer einiges los, aber auch dort waren an unserem Wandertag (Montag, 11.04.2011) die Parkplätze zum allergrößten Teil leer.
Die zweifellos schönste Stelle am See ist der sogenannte "Pindarplatz" (nach dem griechischen Lyriker Pindar benannt?); dies soll auch ein Lieblingsplatz von König Ludwig II. ("mad king Ludwig") gewesen sein. Irgendwie muss der Platz wohl geoenergetisch günstig sein; uns hat das allerdings weniger geholfen: am Ende der Wanderung waren wir doch ziemlich groggy (aber vielleicht weniger wegen Laufen, als wegen unserer ständigen Foto-Stopps).
Vom Pindarplatz aus erblickt man auch die kunsthistorisch berühmten Kreidefelsen von Schwangau (oder liegen die etwa nicht hier?):
Ein Blick zurück:
Der Aufenthalt am Pindar Platz (von dem man erstaunlich wenige Fotos im Internet findet; hier mal ein Ausblick von Platz im Winter und so schaut es im Herbst dort aus) hat uns viel Zeit gekostet, aber schon lauert das nächste Bildmotiv.
Das gemeine Volk würde auf diesem Foto zweifellos Äste erblicken. Ich aber, durchdrungen vom genius loci, taufe das Bild (bzw. das Gebilde) zu Ehren von König Ludwig II (dem man auf diesem Bild seine spätere Größe von 1,90 m noch nicht ansieht) auf den Namen "King Size".
Im Land des Märchenkönigs wundern wir uns nicht darüber, dass ein Zitronenfalter seine Flugrichtung anhand der Wanderwegschilder zu bestimmen versucht.
Aber selbst wenn die Schmetterlinge hier lesen können: schwimmen können sie denn doch noch nicht. Das aber kann, im Sommer, der Mensch, in einem Strandbad am Südufer des Sees, d. h. auf der gegenüberliegenden Seite.
Wem das zu spießig oder zu langweilig ist, der springt halt (auf der Nordseite) von den Klippen in die Tiefe ("Cliff Diving"):
Nachdem meine bisherigen Bilder weitgehend auf das Wasser fixiert waren, mag mancher sich fragen, was denn der See mit den Alpen zu tun hat. Wir wechseln also die Perspektive
(diejenige der Drachenflieger einzunehmen ist mir leider nicht vergönnt):
Aber diese hier wären doch ganz nette Urlaubsfotos?
In der Umgebung hat es freilich noch zahlreiche weitere Berge:
Aber nein, Sie wollen natürlich nur das eine sehen: die Königsschlösser!
Also gut, nachdem wir mittlerweile an der Westseite des Alpsees angelangt sind, kann ich auch damit dienen:
Wie begonnen, so beendet: mit einem Blick auf Schloss Hohenschwangau, hier vom Südufer:
"When I finally saw the lake, it took my breath away. ..... I was mesmerized by what I saw. The water on the lake was so crystal clear that you could see the shimmering rocks resting on the sand below. ..... A brief moment of sadness came over me as I said goodbye to one of the most beautiful places I have ever been to. I know that my travels in this world are not yet over and that I have many amazing places left to see, but I doubt that any of them will ever be as special as Lake Alpsee."
Nun, die Trauer des Abschieds bleibt uns erspart: wir könnten ja jeden Tag wieder hingehen ;-) .
Textstand vom 09.09.2011
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