Freitag, 12. August 2016

Der Philosoph Martin Heidegger und der Kurort Bad Bayersoien .....



..... haben sich verpasst - obwohl sie vorzüglich zusammengepasst hätten.

Denn wie sagte der Meister so treffsicher?
"Das Wovor des Erschreckens ist zunächst etwas Bekanntes und Vertrautes. Hat dagegen das Bedrohliche den Charakter des ganz und gar Unvertrauten, dann wird die Furcht zum Grauen." 
Jedenfalls: An mir soll es nicht liegen, wenn Sie heute Nacht nicht zu Ihrem heißerflehten Albtraum kommen:


Dass Sie überhaupt einen Albtraum herbeisehnen, hebt Sie schon mal als tiefe(n) Denker(in) aus der Masse hervor. Denn unser Philosoph weiß dazu:
"„Die Angst offenbart im Dasein das Sein zum eigensten Seinkönnen, das heißt das Freisein für die Freiheit des Sich-selbst-wählens und -ergreifens. Die Angst bringt das Dasein vor sein Freisein für ... (propensio in ...) die Eigentlichkeit seines Seins als Möglichkeit, die es immer schon ist. Dieses Sein aber ist es zugleich, dem das Dasein als In-der-Welt-sein überantwortet ist.“
Wem freilich eine solche Begegnung mit seinem eigensten Seinkönnen keine schweißtreibenden Träume wert ist, dem kann ich auch nicht weiterhelfen. :-)

Eigentlich gibt es nichts in Bad Bayersoien. (Ganz anders im Nachbardorf mit dem berühmten heidnischen Kultplatz der Venus von Wildsteig.) Doch gerade das macht, wegen der Dialektik des Nichts zum Seienden, die existentielle Urkraft dieses Ortes aus, über den Heidegger, wenn er ihn denn gekannt hätte, gesagt haben würde:
"In der hellen Nacht des Nichts ..... entsteht erst die ursprüngliche Offenbarkeit des Seienden als eines solchen: daß es Seiendes ist - und nicht Nichts. Einzig weil das Nichts im Grunde des Daseins offenbar ist, kann die volle Befremdlichkeit des Seienden über uns kommen und die Grundfrage der Metaphysik: Warum ist überhaupt Seiendes und nicht vielmehr Nichts?"

Und weil eben nirgends ein Nichts ist, gibt es selbst in BB einiges Seiende (ausführlich in einem - auch deutschsprachigen - "Guide to Bavaria" beschrieben.). Nur dem Schwangauer Snob, verwöhnt von der Natur und vom Kini, will das als Nichts erscheinen.
Weil aber der Heidegger raunt, dass "Das Nichts selbst nichtet" haben wir uns aufgemacht, in Bad Bayersoien das Seiende vom Nichts zu scheiden, so wie der Liebe Gott am Anfang der Welt das Licht von der Finsternis schied.

Nicht, dass es nicht schon genügend Beweisfotos vom In-Soien-Seienden gäbe. Dem ersten Anschein nach hätte es also unserer Forschungsreise nicht bedurft. Indes, wie der Meister eindringlich verkündete:
"Um schweigen zu können, muß das Dasein etwas zu sagen haben, das heißt über eine eigentliche und reiche Erschlossenheit seiner selbst verfügen."
Verstehen Sie nicht? Ich auch nicht; macht aber nichts: Jedenfalls hatten wir uns entschlossen, uns B. B. zu erschließen. Denn, wie Meister Heidegger so sinnig sagte:
"Nur der Entschlossenheit kann das aus der Mit- und Umwelt zu-fallen, was wir Zufälle nennen".

Diesen Entschluss hatten wir bereits Monate früher gefasst, bei einer Durchfahrt mit dem Linienbus von Schwangau nach Garmisch-Partenkirchen. Zwar hält eine Umgehungsstraße das heute ziemlich ausgefranste einstige Straßendorf weitgehend verkehrsfrei; der Linienbus fährt aber natürlich trotzdem mitten hindurch. Genau so, wie zu Olims Zeiten die Pferdefuhrwerke das an einer alten Fernverkehrsstraße entstandene Dorf (bereits in römischer Zeit eine Straßenstation) auf der "Rottstraße" durchquerten.

Schwer zu sagen, warum mir der Ort gleich beim Durchfahren gefallen hatte.
Die Phrase, dass "die Zeit stille steht" ist allzu abgegriffen. Außerdem stimmt sie auch gar nicht, denn auch hier geht die Zeit mit der Zeit und daher, wie man aufgrund der Orthopädie-Werbetafel rechts vermuten darf, auf Senkspreizfüßen:
(Beachten Sie aber nicht nur das Werbeschild für eine Orthopädie-Werkstätte rechts im Bild, sondern auch jenes auf der linken Seite, denn diesem werden wir später noch einmal in groß begegnen.)

Wenn Heidegger jemals in Bad Bayersoien gewesen wäre, dann wäre ihm die Formulierung eingefallen, dass hier "die Zeit nicht schreit". Da sich der Ort und der Denker freilich verpasst haben, ist die Philosophiegeschichte um diese, wie ich ohne falsche Bescheidenheit konstatieren darf, schlechthin geniale Formulierung ärmer.
So aber müssen wir uns mit seiner mit seiner schlichten Feststellung begnügen, dass
"Jedes letzte Jetzt ..... als Jetzt je immer schon ein Sofort-nicht-mehr [ist], also Zeit im Sinne des Nicht-mehr-jetzt, der Vergangenheit; jedes erste Jetzt ist je ein Soeben-noch-nicht, mithin Zeit im Sinne des Noch-nicht-jetzt, der «Zukunft» "
Also jetzt mal ehrlich: Einen solchen simplen Satz hätten wir, Sie und ich, doch auch noch zustande gebracht?

Vielleicht war es aber doch Heideggers kategorischer Imperativ welcher mich antrieb, diesem "Torf-Dorf" auf den Grund zu gehen:
"Dem alltäglichen In-der-Welt-sein ist nachzugehen".
Alternativ könnte ich die Urheberschaft an meinem Erkenntnisdrang auch dem Johann Wolfgang von Goethe anhängen, denn der hatte präzise erkannt:
"Mich ergreift, ich weiß nicht, wie, himmlisches Behagen".
Aber das ist im Prinzip dasselbe, was Heidegger, der natürlich geistig schon weiter war als Goethe, entsprechend tiefsinniger formulieren konnte:
"Die Erfahrung des in-der-Zeit-Seins von Vorstellungen setzt gleichursprünglich Wechselndes «in mir» und Beharrliches «außer mir»."

Entsprechend fühle auch ich mich gefordert, wenigstens ein tiefsinniges Bild aus BB zu bringen. (Zwar weiß ich nicht, was soll es bedeuten; aber irgend eine bedeutende Bedeutung hat es bestimmt!)

Also, nachdem wir nun bei der Metaphysik gelandet sind, gehen wir doch am besten zuerst auf den Friedhof. Und sehen: Jesus vor und nach der Auferstehung?
 

Zukünftige Archäologen werden diesen Stein als "Grabmal des Stenographen" bezeichnen:

 Emanzipiert waren die Frauen damals noch nicht - aber dafür "ehrengeachtet":

Wer noch nicht wusste, was ein "Austragsbauer" ist: Hier werden Sie geholfen!
Auffällig an den Grabsteinen in BB ist übrigens auch, dass neue Eingravierungen auf alten Grabsteinen immer im Stil der ursprünglich verwendeten Schriftart gestaltet sind. Insoweit bin ich freilich etwas unschlüssig, ob ich das gut finden soll oder nicht.
Einerseits präsentiert sich auf diese Weise ein einheitliches Schriftbild. Andererseits glaubt man, vor einem Grabstein von vor langer Zeit Verstorbenen zu stehen, während in Wirklichkeit die jüngste Bestattung erst vor ein paar Jahren stattgefunden haben mag.
Häufig werden die Berufe der Verstorbenen angegeben, und des Öfteren findet man auch den Hinweis auf eine Kriegsteilnahme.
In diesem Falle von einem kriegsgefallenen Soldaten, der nicht hier beerdigt ist, sondern auf einem "Heldenfriedhof" ruht:

Der Bestattungsort eines Baggerführers:

 
Den Hinweis auf die Kriegsteilnahme auf diesen beiden Grabsteinen darf man wohl als Ausdruck von Stolz verstehen. Hier wird die Vaterlandsverteidigung offenbar noch als jene Ehrenpflicht des Staatsbürgers begriffen, die sie ursprünglich, vor ihrem Missbrauch durch die Mächtigen, ja auch war:

Die gerade mal 1.200 Einwohner haben sich in 16 Vereinen organisiert; einer davon ist der Veteranenverein.

Ob die Trauerschleier auf Holzkreuzen für kürzlich Verstorbene ein nur orts- oder regionstypischer Bestattungsbrauch sind, weiß ich nicht. Gar so oft kommen wir ja auch wieder nicht auf Friedhöfe. Dieser hier machte deshalb eine Ausnahme, weil er (früher normal - vgl. den Begriff "Kirchhof" -, heute selten) noch direkt an der Kirche liegt.

Einen Blick in die Pfarrkirche St. Georg werfen wir natürlich ebenfalls; dafür waren wir schließlich hergekommen.
Die Deckengemälde hat der berühmte "Lüftlmaler" Franz Seraph Zwinck aus Oberammergau im 18. Jahrhundert gemalt. Daher kann ich guten Gewissens versichern, dass es nichts mit einer Lektüre von Heideggers Werken (oder Zitaten) zu tun hat, wenn dieser Madonna die Haare zu Berge stehen (oder Flammen aus dem Kopf kommen).

Weil wir vorhin grade beim Krieg waren: Dort gibt es (heutzutage) "eingebettete Journalisten". Und in BB gibt es ein eingebeetetes Hinweisschild auf die Touristikinformation im Rathaus. :-)

Der eigentlich heideggersche Ort in Soien (wie der Ort früher hieß), ist der See.

"Das Verstehen betrifft als die Erschlossenheit des Da immer das Ganze des In-der-Welt-Seins"
sprach der Meister; also versuchen wir zunächst einmal zu verstehen, warum der Ort "ad Seun", "bei DEN SEEN" hieß. Darüber berichtet uns die Touristik-Webseite "Ammergauer Alpen":
"..... ursprünglich gab es in Bad Bayersoien zwei Seen. Der zweite, obere See wurde 1803 zur Gewinnung von Streuwiesen trockengelegt."
Beide Seen waren einst durch einen Tunnel verbunden. Vor gut 200 Jahren war dieser zugeschüttet worden; vor einiger Zeit jedoch hat jemand ihn wieder freigebuddelt und bietet nunmehr Tunnelführungen an. Falls Sie den Link angeklickt hatten, haben Sie auch bereits ein Foto vom "Landwirtschaftlichen Museum" gesehen, das bei den Führungen ebenfalls erklärt wird. Und hier erklärt der Sammler Josef Maier, was es mit Tunnel und Museum auf sich hat.
Diesem "Museum" entstammt auch mein Eingangsfoto von einem Gerät, welches ich als Egge deute. Aber es gibt noch sehr viel mehr zu sehen:



Wie man sieht, verbreitet Bad Bayersoien eine kreative Atmosphäre, und die ist offenbar auch auf mich übergesprungen. (Was hätte erst ein Heidegger für ein Philosoph werden können, wenn er hier, statt in und am Rande des Schwarzwald/es gelebt hätte!)

Sie werden hoffentlich Verständnis dafür haben, dass mir nach einer dermaßen exzessiven Kopfarbeit der Magen knurrte. Banause, der ich bin, habe ich mich nicht mit der Frage aufgehalten, was "Heidegger, Chili und das Wesen der Schärfe" miteinander zu tun haben; vielmehr begaben wir uns schnurstracks zum "Fischerhäusl am Soier See". (Das wird übrigens nächstens neu verpachtet; aber wehe Ihnen, wenn Sie das übernehmen um den Preis für Pommes und drei Spiegeleier - 5,80 € - zu erhöhen: Dann holt Sie der Teufel, oder schlimmer noch, der Heidegger! :-)

Wir genießen zunächst einmal die Aussicht durch die Fenster; die nämlich hatte uns in den Gastraum gelockt, obwohl das Wetter eigentlich warm genug war, um draußen zu sitzen. (Übrigens eine wahre Seltenheit in diesem sogenannten Sommer, für den man dem Petrus die strafweise Lektüre von Heideggers Werken aufbrummen müsste: lebenslänglich!)
  


Während das Auge immer dasselbe sieht, kann die Kamera mit der Belichtung spielen - und mit den Bildausschnitten:



Ist ja auch kein Wunder, dass man in Bad Bayersoyen kreativ wird.
Denn "Seun" hängt bestimmt mit "Sein" zusammen, und folglich ist dieser See geradezu das Paradebeispiel für Heideggers "Sein des Seienden"!  :-)

Der Soier oder Soiener See (so die umgangssprachlichen Bezeichnungen; offiziell heißt er Bayersoier See) ist relativ flach und erwärmt sich daher schnell an warmen Tagen.
Bei einer Tiefe von bis zu 2,5 m und durchschnittlich 2 m müssen Nichtschwimmer trotzdem aufpassen, dass sie nicht unversehens vom Sein ins Nichtsein hinüberschwimmen.

Auf alle Fälle ist er schön, der Soier See, oder genauer: Ist es schön am See. Ein Rundweg bietet meditierenden Spaziergängern zahlreiche Ruhe- und Aussichtspunkte:


Sagen Sie selber: Wer hier nicht zum Philosoph wird, der ist doch selber Schuld?!!

Immerhin bleibt weniger philosophisch Veranlagten die Möglichkeit, am See zu heiraten. (Was freilich 2016 in dieser Karikatur von Sommer nicht die beste Idee war). An ihre Hochzeit sollten die Frischgetrauten gleich eine ausgiebige Moor-Kur dranhängen: Dadurch ist nämlich die Geburt eines Kindes so gut wie garantiert. Angeblich jedenfalls; irgendwie soll das mit der "Huminsäure" im Moor zusammenhängen. (Oder hat das vielleicht eher etwas mit dem Torfstechen zu tun?)

"Erkennen ist ein Seinsmodus des Daseins als In-der-Welt-sein .... Erkennen ist ein im In-der-Welt-sein fundierter Modus des Daseins.“
Das verstehen Sie bestimmt nicht; deswegen übersetze ich es Ihnen mal: Heidegger meinte, bzw. würde gemeint haben, wenn er diesen Satz an diesem See des Seins formuliert haben würde:
Wenn Sie auf Ihrem Spaziergang die Blicke gelegentlich von See abwenden werden Sie erkennen, dass sich auch dort nette Fotomotive anbieten:

Aber natürlich ist es dann doch wieder der See, der unsere Blicke magnetisch anzieht.
Das ist kein Wunder, denn beanntlich kommt das Wort "See" von "sehen". Wie man an der Formulierung ersehen kann: "Wenn ich den See seh' ".
Aber ich seee schon, dass Sie mir solche Weisheiten nicht abnehmen. Es ist halt kein Glaube mehr unter den Menschen (schnüff) .....





Obwohl die Gemeinde die Baumschutzverordnung ersatzlos aufgehoben hat, stehen noch genügend Bäume, insbesondere Birken, um den See herum:

Die Bürokratie ist in BB trotzdem nicht ausgestorben; die reckt ihre Äste baumstark nach allen Seiten aus:

In Bad Bayersoien ist es nicht wie bei armen Leuten: Dort hat es gleich DREI Kurparke. Oder so:
  • Das Gelände rund um den See nennt sich auf der (in der Online-Version kaum lesbaren) Panoramakarte "Naturpark am See". In diesem Bereich liegt auch das Kurhaus, dass momentan jedoch leersteht. Die Gemeinde möchte es einerseits gerne loswerden, andererseits aber dennoch irgendwie die Hand drauf halten. Also, falls Ihnen in Ihrer Immobiliensammlung noch ein veritables Kurhaus fehlt: Greifen Sie zu! Es könnte eine Ihrer letzten Chancen sein, nachdem das Füssener Kurhaus kürzlich abgerissen wurde, und unseres hier in Schwangau vor einiger Zeit erfolgreich in ein privates "Schlossbrauhaus" umgewandelt worden war. Momentan werden einige Räume des Gebäudes in BB anscheinend für eine Filmproduktion benutzt; jedenfalls sahen wir bei der Besichtigung der Kunstausstellung ein entsprechendes Hinweisschild (Filmtitel habe ich vergessen). Vermutlich handelt es sich um die hier angekündigte Produktion des ZDF (über den Inhalt informiert dessen Pressemitteilung vom 06.07.2016), deren Ausstrahlung dem Tourismus in BB sicherlich Auftrieb geben wird. Immerhin konnten wir eine Fotoausstellung in dem Gebäude besichtigen: " 'Blickwinkel' - Fotografisches Dreierlei".
  • Nah am Ortskern hat es einen "Kurgarten"; dort stehen Sonnenuhren (mehr dazu auf der Gemeindeseite).
  • Dann gibt es das Kurgebiet, nord-nordöstlich vom See (auf der nicht eingenordeten Panoramakarte unterhalb davon). Das ist ein nettes Wäldchen  (ursprünglich wohl ein Sumpfgebiet) mit einem Wasserloch hie und da und Holzskulpturen auf einer Wiese. In diesem Wäldchen ist auch ein kleiner Seerosenteich (Foto) aufgemauert, wo der Knipser näher an die Blüten herankommt als bei den üppigen Seerosenteppichen im See:



In aussichtsreicher Lage .....

..... über dem Ort erhebt sich die 1952 erbaute Krieger-Gedächtniskapelle .....
   

..... die innen künstlerisch ausgeschmückt ist:



(Zahlreiche weitere Aufnahmen auf der Webseite der Wikimedia Commons.)

Auf dem Rückweg zum Ortszentrum kommen wir noch einmal an dem bereits oben gezeigten Gebäude mit der Orthopädie vorbei; eine Tafel, wohl noch aus Kaisers Zeiten, wirbt hier für die "Arminia Militär-Dienstkosten-Versicherungs-Actien-Gesellschaft in München". Wenn ich auch keinerlei Vorstellung habe, welche Risiken genau eine "Militär-Dienstkosten-Versicherung" abdeckt, ist das Schild jedenfalls historisch interessant.
 
 Das Gebäude steht an der "Brandstatt", einem Platz "auf dem bis zum Bau einer Wasserleitung die Bevölkerung ihr Trinkwasser aus einem Brunnen holte", wie eine Hinweistafel dort verkündet.
 
Über diese Sandstein-Stele erzählt uns die Tafel, dass sie "ein Geschenk von Hr. Alois Lindauer aus Echelsbach" sei. Nette Idee, den rohen Stein mit einem solchen Blütenmosaik zu schmücken!


Ich hoffe sehr, dass meine schnodderige Darstellungsweise Sie nicht zu dem Fehlschluss verleitet hat, dass ich mich über Bad Bayersoien lustig machen wollte.
Ganz im Gegenteil hat mir (und auch meiner Frau) das Dorf ausnehmend gut gefallen. Sonst hätte ich mir auch nicht die Mühe gemacht, aus hunderten von Fotos, die ich an diesem einen Tag "geschossen" habe, einige für den Blog herauszusuchen, sie zu bearbeiten und umfangreich zu betexten.
 
 
Nachfolgend noch einige unsortierte Informationskrümel, die bei unserem Besuch bzw. bei meinen Recherchen für diesen Blogeintrag angefallen sind:
 
  • Dass manche Touristen diese Atmosphäre einer totalen Entspannung sehr wohl zu schätzen wissen, erfuhren wir von einem Frankfurter Ehepaar (sogar aus dem naturschönsten Frankfurter Stadtteil Bergen, wo wir selber einst im Frühjahr oft die Obstbaumblüte am Berger Hang genossen hatten). Dieses Paar hatte bereits über 20 Urlaube in Bad Bayersoien verbracht.
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  • Ein besonders schönes Erlebnis hatten wir mit einer alten Dame (Westfälin wie ich), 86 Jahre, aber geistig und körperlich noch voll fit. Mit der kamen wir vor dem Haus, in dem sie wohnt, ins Gespräch, und binnen kurzem lud sie uns ein, ihre Wohnung anzuschauen. Dort erzählte sie uns, wie sie vor langen Jahren mit ihrem Mann hierher gekommen war, und auch einiges über den Ort.
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  • Vom See sendet auch eine Webcam. Und weitere Aufnahmen vom dem Gewässer und seiner Umgebung findet man z. B. hier und dort.
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  • Wo es schön ist, sind meist auch die Miete nicht billig: Hier soll der Durchschnittspreis mehr als 7,- Euro je m² betragen. 
  • Auf Wikivoyage heißt es, dass der "Fremdenverkehr der Haupterwerbszweig" sei.
  • Die Einwohner des Ortes sorgten sich, nachdem der einzige Lebensmittelladen geschlossen werden sollte, um ihre Versorgung. Indes ist der Dorfladen, vor nicht langer Zeit mit viel Optimismus als Bürgergenossenschaft gegründet, zwar auf Facebook noch präsent; real jedoch bereits wieder geschlossen (oder wurde gar nicht erst eröffnet? Keine Ahnung!) Was hätte Heidegger dazu gesagt, oder was wäre ihm dabei eingefallen? Vielleicht ein Satz wie „Wenn das Mitsein für das In-der-Welt-sein existenzial konstitutiv bleibt, dann muß es ebenso wie der umsichtige Umgang mit dem innerweltlich Zuhandenen, das wir vorgreifend als Besorgen bezeichneten, aus dem Phänomen der Sorge interpretiert werden, als welche das Sein des Daseins überhaupt bestimmt wird.“ Das ist übrigens ein ausgesprochen zweckmäßiger Satz, um das Problem der Lebensmittelversorgung zu lösen: Wer daran knabbert, vergisst seinen Hunger! ;-)
  • Gemeinsinn: Eine Bürgerstiftung gibt es auch, und deren Finanzausstattung ist durchaus beachtlich. Und daneben noch die "Geschwister Bierling Stiftung", die jetzt ein Gebäude an die Gemeinde verkauft hat.
  • Wie ich oben erwähnte, ist das Moor gut fürs Kinderkriegen. Gegen Vergesslichkeit scheint es aber nicht zu helfen - wenn man nach der Gemeindemitteilung über Fundsachen urteilen darf.
  • BB ist zwar ein eigenständiges Dorf, hat sich aber mit dem benachbarten Saulgrub zu einer Verwaltungsgemeinschaft zusammengeschlossen. Diese Infobroschüre informiert über beide Orte - und eine "Neubürgerbroschüre" speziell über BB. Nach so vielen Informationen sollte Ihrem Umzug eigentlich nichts mehr im Wege stehen? Jedenfalls: Wenn es diese Broschüre schon zu Heideggers Zeiten gegeben hätte, wäre der bestimmt hergekommen! :-)
  • Die Tourismusseite Oberammergau / Ammergauer Alpen enthält auch einen Blog; über "unseren" Ort informieren die Beiträge (verschiedener Autoren) mit dem Täg "Bad Bayersoien".
  • Alfred Vogler ist Mesner der katholischen Stadtpfarrei "zu den acht Seligkeiten" in Füssen. Zu den unzähligen Wanderungen im Allgäu und Umgebung, die er auf seinem Blog liebevoll fotografiert und beschrieben hat (und die ich bereits des Öfteren gewürdigt habe) gehören auch ein Gang durch Bad Bayersoien und ein Spaziergang rund um den Soier See.

Bleibt mir zum Abschluss der Wunsch, dass Ihnen mein Blogpost gefallen haben möge.
Aber bitte nicht allzu sehr: Denn wenn das Dorf allzu viele Besucher anlockt, dann wird es uns eher nicht mehr locken. :-)
Denken Sie einfach "Die Sprache ist das Haus des Seins". Und bleiben Sie hier in meinem gemütlichen Sprach-Häusl, anstatt in Bad Bayersoien das Fischerhäusl ungemütlich zu machen!



Textstand vom 29.08.2016

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